Im Herzen Bad Vilbels, zwischen Viadukt und Schulzentrum, prangt ein großes Loch wie eine Wunde. Doch was dort gerade passiert, wird die Homburger Straße im neuen Glanz präsentieren. Auch unterhalb der Straße.
Bad Vilbel. Straße aufreißen, Kreisel bauen, neu teeren: So könnte man sich die Baustelle der drei Verkehrskreisel an der Homburger Straße vorstellen. Doch wesentliche Etappen der Arbeiten, die in sechs große Abschnitte eingeteilt sind, passieren unterhalb der Erde. Denn wenn man schon die Straße aufreißt, kann man auch gleich die Versorgung mit Strom, Wasser, Abwasser und Kommunikation neu gestalten.
Doch das ist nicht alles, warum dies an der Baustelle Homburger Straße ohnehin passiert. Denn auch oberhalb der Erde passiert – neben dem Kreiselbau – einiges. „Dort, wo bis vor kurzem ein Grünstreifen die Homburger Straße von der Straße Am Sportfeld trennte, wird ein Mischgebiet mit Wohn- und Geschäftshäusern entstehen. Und dafür müssen die Versorgungsleitungen unterhalb der Erde verschwinden“, schildert Matthias Bremer, Fachdienstleiter Tiefbau der Stadt Bad Vilbel. Da sie aber unentbehrlich sind, werden sie eben wenige Meter daneben neu eingebaut – unterhalb der Homburger Straße. „Wir müssen bei solchen Vorhaben von unten nach oben denken“, erklärt Bremer.
Und dabei kommen nicht nur moderne Materialien zum Einsatz, sondern auch größere Dimensionen werden berücksichtigt. „Wir vergrößern die Kanäle, die Regenwasser in die Vorfluter und die Nidda transportieren, von 800 auf 900 Millimeter Durchmesser“, skizziert dazu Olaf Brune, Prokurist beim zuständigen Ingenieurbüro Werner Hartwig aus Wiesbaden.
Thema Starkregen
„Die Folgen von Starkregenereignissen wie überschwemmte Kanäle und Keller können wir damit trotzdem nicht ausschließen. Die Kanäle werden dann oft mit Schmutz und Erde verstopft“, muss Brune Hoffnungen so manch leidgeprüften Hausbesitzers mit überschwemmten Kellern enttäuschen.
Doch immerhin wurde die Hydraulik des Kanalgefüges gleich mit überprüft, „wenn wir das schon machen, dann gleich richtig“, begründet Bremer. Die Kanäle sollen nun mindestens 50, vielleicht sogar 100 Jahre in dieser Form dort überdauern.
Nicht vergrößert werden hingegen die neuen Abwasserkanäle, obwohl hier auch das Abwasser des geplanten Kombibades und von einer Gesamtfläche von mehr als 16 Hektar (aber nicht Massenheim) abgeleitet werden soll. Diese Größe wurde trotzdem als ausreichend errechnet, da das Kombibad das meiste Wasser selbst aufbereitet und wiederverwendet. Ebenfalls hier fließt ein angenommener Verbrauch von 150 Litern Wasser pro Anwohner und Tag.
Abwasser und Regenwasser sind nur zwei Faktoren. Auch das Frischwasser wird mit neuen Rohren versehen, ebenso die Gasleitung, die die umliegende Gegend versorgt. Und auch die Strom- und Telekommunikationsleitungen mit dem schnellen Glasfaser-Internet-Anschluss von bis zu 100 Megabit pro Sekunde sollen hier verlegt werden. „Bei so einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Firmen, müssen die Rädchen perfekt ineinandergreifen. Beteiligt sind hier die Stadtwerke, das Bauunternehmen Strassing Limes und andere Tiefbau-Unternehmen, die Ovag, verschiedene Behörden und die Telekom“, weist Stadtsprecher Bastian Zander auf glühende Telefondrähte seitens der Planer hin.
Ziel: Ende des Jahres
Verspätet sich nur ein Unternehmen, gerät der ganze Zeitplan aus den Fugen. Dies ist vor allem bei Konzernen meist schwierig, da hier verschiedene Abteilungen kooperieren und die Zentrale – die meist fernab des Geschehens sitzt – mit ihrem Sachstand beliefern müssen. „Schafft es ein Unternehmen nicht, den Zeitplan einzuhalten, werden alle anderen blockiert“, schildert Zander das Dilemma. Bisher laufe alles gut, „aber manchmal sind zu führende Gespräche nicht gut für die Nerven“, fügt Bremer an. Ziel ist es, den Bauabschnitt bis Ende des Jahres zu beenden. Noch hoffen die Verantwortlichen, dies zu erreichen.
Manchmal aber läuft auch alles wie am Schnürchen, so spart die Baustelle sogar an anderem Ort Geld. Auf dem Weg zum Schulzentrum passieren viele Schüler die Bahnhofsunterführung und laufen dann entlang des noch zu bebauenden Quellenparks über die vor kurzem dort angelegte provisorische Straße. Da sich der Sommer langsam verabschiedet, denken die Verantwortlichen nun schon über die passende Ausleuchtung nach.
Da kommen die noch zu gebrauchenden Straßenlaternen der Homburger Straße, die der Baustelle weichen mussten, gerade recht. „Wir werden sie entlang des Wegs aufstellen, bis dann der Quellenpark soweit ist und eine neue Beleuchtung erhalten kann“, schildert Zander.