Karben. Sehr wohl könnten es am Ende 16 Windräder sein, die sich in einigen Jahren im Städtedreieck zwischen Karben, Frankfurt und Bad Homburg drehen. „Das ist noch sparsam“, würden andernorts Windparks erst ab 20 Anlagen geplant. Als Bad Homburgs Stadtrat Peter Vollrath-Kühne (FDP) das sagt, ist vereinzeltes Raunen im Saal des Petterweiler Albert-Schäfer-Hauses zu hören. „Und die bauen Sie den Petterweilern vor die Nase“, schimpft Ernst Decker – er ist sogar Parteifreund des Stadtrats.
Bei der Bürgerversammlung zum Ausbau der Windkraft aber erhält Decker nur vereinzelt Zustimmung. „Das finde ich unfair“, sagt Stadtrat Vollrath-Kühne. „Ich habe den schlimmsten Fall genannt.“
Auch Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) bittet um Fairness: „Wir spielen extra mit offenen Karten.“ Bei den Planungen für neue Rotoren würden alle Anwohner gleich behandelt: Sowohl von Petterweil wie auch von Ober-Erlenbach seien die neuen Windräder mindestens 1000 Meter entfernt. Ob die Karbener nun die neuen Rotoren ablehnen oder nicht – an diesem Abend blieb es offen. Weder Befürworter noch Gegner erhielten groß Applaus. Mit 70 Menschen waren weniger gekommen, als die Veranstalter erwartet hatten. Nachgefragt und lebhaft diskutiert wurde dennoch.
„Ich befürchte, dass wir uns hier konzentriert auf zwei Windparks vor Petterweil einstellen müssen“, findet Hermann Reuther. In der Tat wollten die Karbener Rotoren „an wenigen Standorten konzentrieren“, also westlich von Petterweil und nordöstlich von Burg-Gräfenrode, erklärt Rahn. „Wir wollen keine Verspargelung der Landschaft.“
Dafür sei es wichtig, dass beide Städte ihre Planungen vorantrieben: „Wenn wir nun nicht proaktiv etwas tun, können Investoren überall bauen“, warnt Rahn. Wiesen die Karbener genug Flächen für die Windkraft aus und erfüllten so die Vorgabe des Landes, zwei Prozent der Stadtfläche für Rotoren freizugeben, könnten sie andere Standorte verhindern. Wenn sich die Kommunen selbst beteiligten, könne immerhin die Allgemeinheit am Ertrag teilhaben. „Dabei wird einkalkuliert, dass unsere Häuser danach weniger wert sind“, wendet Dagmar Schäfer ein.
Zu verhindern seien die Rotoren nicht, erklärt der Bürgermeister. Wenn die Kommune nichts tue, „baut sie jemand anderes“, ohne dass Anwohner und Stadt mitsprechen könnten. „In Wöllstadt hat man es auch nicht verhindern können“, erinnert er. „Das ist die Gefahr und die schlechtere Variante.“
Konkret wollen Karbener und Bad Homburger zusammen mit dem Auricher Windradbauer Enercon vier bis fünf Anlagen zwischen beiden Städten errichten. Zwei davon, schätzt Rahn, würden schon 2013 gebaut. Sie sind Ergebnis eines gerichtlichen Vergleichs. Weitere Rotoren will die Mainova südlich davon bauen.
Nicht alle möglichen Flächen will die Regierung Rahn für Windkraft nutzen. So sei der Karbener Wald zu wichtig für die Naherholung der Bürger aus vier Stadtteilen, als dass man dort bis zu 13 Windräder akzeptieren wolle.
1000 Meter Abstand zu Orten jedoch findet Ulrike Loos, die Vorsitzende des Karbener Umweltverbandes BUND, zu gering. Und warum aber überhaupt Windenergie in der Wetterau, will jemand anderes wissen? „Das größte Windpotenzial besteht nicht auf den Taunushängen“, hätten Untersuchungen ergeben, sagt Guido Rahn. Mehr Wind gebe es auf einzeln stehenden Hügeln im Flachland. „Das“, räumt er ein, „haben wir auch nicht so erwartet.“ (den)