Veröffentlicht am

Im Radio-Fieber

Sender der John-F.-Kennedy-Schule als Wahlpflichtfach mit drei Wochenstunden anerkannt

David und Joy (beide 15) gehen als Moderatoren auf Sendung, während René DiRienzo sie technisch unterstützt. Foto: Deul
David und Joy (beide 15) gehen als Moderatoren auf Sendung, während René DiRienzo sie technisch unterstützt. Foto: Deul

Bei einem Projekt des Hessischen Rundfunks entdecken Schüler der John-F.-Kennedy-Schule das Radiomachen. Nun wird daraus versetzungsrelevanter Unterricht – dank einer 1000-Euro-Spende der Stiftung Städte für Menschen.

Bad Vilbel. „Mir ist das Herz fast in den Hals gerutscht.“ Das habe ihm ein Schüler gesagt, nachdem das Team für das „Radio JFK“ der John-F.-Kennedy-Schule gerade ein Interview mit dem legendären Comedy-Duo Badesalz im Kasten hatte, erinnert sich Lehrer René DiRienzo. Er betreut die zehn Teenager, die seit dem neuen Schuljahr jede Woche live auf Sendung gehen. Dass die Jugendlichen so positiv aufgeregt sind, „genau das ist das Ziel“, findet DiRienzo. Die Schüler hätten an diesem Tag mehr gelernt als sonst in einer Woche.

Doch ganz selbstverständlich ist das Radiofieber nicht. Ausgebrochen ist es, als die JFK sich im vergangenen Schuljahr beim Hessischen Rundfunk (HR) für das Projekt „school.fm“ bewarb – als eine von 30 hessischen Schulen. Der HR stellte einen Radiokoffer zur Verfügung: Aufnahmegeräte, Mikros, Kopfhörer, Mischpult und Software inklusive. Dazu gab es eine Einführung mit einem HR-Profi – und danach hieß es: selber machen. Das lief so erfolgreich, dass die JFK am Ende einen der vier HR-Preise einheimsen konnte.

Lizenz für 500 Zuhörer

Als Belohnung spendierte der Sender eine dauerhafte Lizenz zum Senden – künftig können die Schüler Plätze mit bis zu 500 Zuhörern beschallen, ohne Gema-Gebühren bezahlen zu müssen. Dennoch wäre nach einem Jahr Schluss gewesen – wenn nicht René DiRienzo privat das Geld für die Anschaffung schuleigener Technik vorgelegt hätte. Und wenn nicht der frühere Stadtrat Rüdiger Wiechers mit 1000 Euro von seiner Stiftung Städte für Menschen die Ausrüstung nun der Schule übereignet hätte.

Dass die Schüler ihre Arbeit weiter öffentlich machen können, „das ist faszinierend und so eine praktische Nutzung“, findet Wiechers. Der praktische Umgang mit dem Radio führe auch zu einer kritischen Beschäftigung mit den Medien.

Allerdings bedeutet das auch Arbeit. Viele hatten sich das anders vorgestellt, erinnert sich DiRienzo, weshalb die Zahl der Interessenten von 70 bei der Nachmittags-AG auf jetzt 20 für das versetzungsrelevante Wahlpflichtfach mit drei Wochenstunden sank. Dass aus dem Radiospaß jetzt Unterricht wird, findet Christina (15) gut: „Das motiviert einen“, meint sie.

Thema Halloween

Zusammen mit ihrer Freundin Maja (15) war sie bereits in der Stadt unterwegs, die beiden haben Interviews zum Thema Halloween gemacht: „Wovor hast du Angst, wie willst du dich verkleiden?“, fragten sie die Vilbeler.

Kevin (16) und Murad (15) waren als Interviewer auf dem Niddaplatz unterwegs, fragten Passanten, was ihre Berufsträume als Kinder und was ihre späteren Jobs waren. Die beiden sind schon fast Routiniers: für 70 Sendesekunden haben sie vier Schulstunden gebraucht.

Caroline (15) war schon beim Start dabei und hatte ein Lernerlebnis: Für einen Kinotipp wollte sie die Filme akribisch nacherzählen. Doch DiRienzo verwarf das Ganze: Wichtiger sei, warum der Film toll ist und ab wann er freigegeben ist. Auch Ausbildung, Mode oder Ernährung können Themen abgeben. Oder eben Badesalz: Ihr Interview wird in diverse Sendungen eingestreut.

Immer donnerstags

Zu hören ist Radio JFK über eine eigene Verstärkeranlage jeweils donnerstags in der großen Pause von 11.20 bis 11.45 Uhr auf einem der drei Schulhöfe. Die Sendungen sind auch abrufbar unter www. wir-von-der-kennedy.de – aufgrund der Schullizenz allerdings ohne Musik. (dd)