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Im Namen der Aue

25 000 Bäume pflanzt das Land Hessen in Gronau

Hinter ihnen wachsen die zarten Pflänzchen: Hansgeorg Jehner und Klaus Minkel freuen sich über das Aufforstungsprojekt. Foto: Deul
Hinter ihnen wachsen die zarten Pflänzchen: Hansgeorg Jehner und Klaus Minkel freuen sich über das Aufforstungsprojekt. Foto: Deul

Nahezu unbemerkt entstehen am Ufer der Nidda riesige neue Auenwälder. Bei der Aufforstung wurden ohne städtische Gelder 25 000 Bäume und Sträucher gepflanzt. Es gibt auch Pläne der Gerty-Strohm-Stiftung für eine weitere Flussrenaturierung an der Nidder.

Bad Vilbel. Dass sich die Grünen über sechs im Kurpark gefällte Bäume aufregten, aber eine viel größere Aufforstung gar nicht wahrgenommen hätten, wundert Klaus Minkel, den ehrenamtlichen CDU-Stadtrat und Leiter des Gartenamtes: „Da sieht man offenbar den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.“ Denn wer entlang der Nidda flussaufwärts von Dortelweil nach Gronau wandert oder mit dem Rad fährt, der wird auf halber Wegstrecke zur rechten Hand eingezäunte Flächen sehen. Auch die zur linken Hand auftauchenden Inseln sind teilweise mit silbrig glänzenden Zäunen eingegrenzt. Selbst das Stockheimer Lieschen wird von eingezäunten Flächen begleitet.

Dort, erläutert Minkel, entwickeln sich auf rund 75 000 Quadratmetern seit zwei Jahren Grünflächen zu Weich- und Hartholz-Auen. Hinter den Zäunen stehen die noch zarten Pflänzchen in Reih und Glied, kaum dass man die dünnen Sträucher erkennt. Doch diese wachsen jedes Jahr um einen halben Meter, sagt Hansgeorg Jehner, der Verwalter der Gerty-Strohm-Stiftung, die im Zusammenwirken mit der Stadt Bad Vilbel die Grundstücke beisteuerte. Dort hat die Hessische Landgesellschaft unter der Regie des Leiters ihrer Ökoagentur, Patrick Steinmetz, rund 25 000 junge Gehölze gepflanzt. Sie dienen als Ausgleich für Baumaßnahmen des Landes. Dass die in Bad Vilbel stattfinden, sei dem Engagement der Stadt zu verdanken. „Hätten wir nicht ,hier!‘ gerufen, wäre das vielleicht in Nordhessen passiert“, erklärt Minkel.

Es gebe im Ballungsraum von Frankfurt kaum eine Kommune, die sich rühmen könne, in den vergangenen zwei Jahren eine ähnliche Aufforstung verzeichnen zu können, so Minkel. Im Lauf der nächsten Jahre werden die Bad Vilbeler unmittelbar an der Nidda vornehmlich die schnellwüchsigen Weiden und Erlen der Weichholz-Aue bewundern können.

Lob der Öko-Agentur

Dazu kommen auch gegen das Ulmensterben weitgehend resistente Exemplare der Ulme, Esche, des Feldahorns, der Walnuss, Traubenkirsche, aber auch viele Strauchgehölze, wie die im Frühjahr über einem Kräuterteppich reich blühenden Schwarz- und Weißdornsträucher oder das im Herbst so ungemein dekorative Pfaffenhütchen. Entscheidend sei der artenreiche Anstoß durch die Neupflanzungen, betont Minkel. Darauf werde sich im Lauf der Zeit eine bunte Vielfalt an Tieren einstellen. Das reiche von verschiedenen Faltern, Libellen über eine reiche Käferwelt bis hin zum hoffentlich wieder heimisch werdenden prächtigen Pirol, der musikalischen Nachtigall, der Singdrossel, den Spechten, Käuzen, Eulen, Fledermäusen. „Im Lauf der Jahre werden wir sehen, dass sich vieles Schöne wieder einstellen wird“, ist Minkel angesichts der Nidda-Renaturierung optimistisch.

Das Gelände an der Nidda liegt im Überschwemmungsgebiet des Gewässers. Das jetzige Naturschutzgebiet eigne sich gut für Wiederaufforstung, weil es terrassenförmig sei, ergänzt Jehner. Lediglich in Bad Vilbel werde die Renaturierung durch Auenwälder ergänzt, ansonsten gebe es nur ufernahe Bepflanzung. Die Auenwälder seien früher in der Wetterau typisch gewesen, „aber sie wurden durch Flussbegradigungen kaputtgemacht“. Alleine aber hätte die Stadt die Aufforstung nicht leisten können, räumt Stadtrat Minkel ein und fügt hinzu, die hessische Öko-Agentur sei etwas ganz Besonderes: „Fachlich hervorragend, zuverlässig und angenehm im Miteinander.“ Gute Kommunalpolitik bestehe eben auch im Zusammenwirken mit Dritten. Allein mit Sonntagsreden und Plakaten während des Wahlkampfes sei es nicht getan.