Rechtzeitig vorbeugen ist besser, als hinterher nach der Polizei zu rufen, findet der Leiter der Bad Vilbeler Polizeistation, Torsten Werner. Unterstützung hätte es von einem breiten Präventions-Bündnis geben sollen. Dieses eingeschlafene Engagement müsse neu belebt werden, fordert er.
Bad Vilbel. Schon lange, bevor sich die Polizei und der Landrat des Wetteraukreises vor wenigen Jahren für einen Präventionsrat auf Kreisebene aussprachen, habe es in Bad Vilbel, Karben und anderen Städten viele lokale Initiativen gegeben, berichtet Werner – „getragen vom Engagement Weniger“. Etwa von Anwohnern des Bad Vilbeler Heilsberges, die als aufmerksame Nachbarn Wohnungen überwachten. Doch als er Ende 2008 auf die Vilbeler Station gekommen sei, sei vieles davon eingeschlafen gewesen. Auch aus der Bevölkerung habe es bei Taten nur sehr wenig Hinweise gegeben.
Es gab dann einen neuen Anlauf, die unterschiedlichsten Akteure zu einem Präventionskreis zusammenzubringen: Schulen, den Moscheeverein, Kirchen, Suchthilfe, Vereine. Ein erster Workshop im Herbst 2009 brachte rege Diskussionen, Anfang 2010 dann hatte man sich so weit verständigt, um zu sagen: „So wollen wir arbeiten.“
Doch „über den Punkt sind wir nicht hinausgekommen“, bedauert Werner. Viel Enthusiasmus habe es gegeben, aber man habe es nicht geschafft, das gemeinsam in die Praxis umzusetzen, die Arbeitskreise sinnvoll zu besetzen.
Die Folge war jedoch nicht „gar nichts“, sondern immerhin eine Reihe von einzelnen Kooperationen. Etwa mit der Suchthilfe. Dort sei es gelungen, zum Thema Jugendschutz und Alkohol Empfehlungen für Veranstalter zu entwickeln, die am Vilbeler Markt, der Gronauer Kerb und im Kurhaus schon erprobt worden seien. Eine weitere Aktion hieß „Sicherer Schulweg“ und wurde gemeinsam mit der Kennedy-Schule angegangen.
Werner möchte vor allem wegkommen von der Vorstellung, dass Probleme allein von der Polizei gelöst werden könnten. „Die Polizei allein kann nicht für Sicherheit sorgen, das ist eine gesellschaftliche Aufgabe.“ Ein Beispiel sei der zunehmende Alkoholkonsum von Jugendlichen. Oder das Rauchen in der Öffentlichkeit, das Jugendlichen unter 18 eigentlich verboten sei – „doch das können wir als Polizei nicht durchsetzen.“ Deshalb sei etwa eine Kooperation mit Schulen, Eltern und letztlich auch den Jugendlichen selbst sinnvoll. Ein Ziel sei es, „ein Klima zu schaffen, wo es uncool ist, sich volllaufen zu lassen“, betont Werner. Und je mehr Alkohol im Spiel sei, umso mehr Gewaltbereitschaft entstehe.
Die Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn habe zugesagt, den Präventionskreis neu zu beleben, die Aktivitäten durch eine Geschäftsstelle zu bündeln und den Teilnehmern Bürokratie abzunehmen. Das sei eine alte Forderung gewesen, erinnert sich Werner. Mit dieser Stelle könnten viele Dinge gemeinsam angestoßen werden: sei es der Sicherheitsberater für Senioren oder ein bis zwei Präventionstage an Schulen, benennt Werner einige der wünschenswerten Aktivitäten. Auch die von der SPD geforderte aufsuchende Sozialarbeit bezeichnet Werner als erfolgversprechend. Zwar gebe es keine sozialen Brennpunkte in Vilbel, aber Sozialarbeiter seien „glaubwürdiger, je mehr sie sich annähern.“ Schließlich seien nicht alle Jugendliche über Freizeitzentren und Vereine zu erreichen.
Auch das von manchen Politikern gezeichnete Bild, in Vilbel gebe es eher wenig Kriminalität, doch sorge die Nähe zu Frankfurt für Probleme, stimme so nicht, behauptet Werner. In Bad Vilbel und Karben gebe es einen sehr hohen Anteil an Straßenkriminalität und in den zwanzig Prozent aufgeklärten Fällen seien 60 bis 70 Prozent der Täter unter 21 und „überwiegend örtliche Jugendliche.“ Oder solche, die über die Schulen einen Vilbeler Bezug haben. Doch Werner ist zuversichtlich, dass die Polizei im kommenden Jahr gemeinsam mit den Schulen und dem Kinder- und Jugendbüro „die Dinge gemeinsam angehen“ könne.