Bad Vilbel. Zum Dreh- und Angelpunkt für Bad Vilbels künftige Stadtentwicklung soll das Areal um den Nordbahnhof werden – als „Scharnier zwischen alter Innenstadt und neuem Quellenpark“, wie der städtische Wirtschaftsförderer Rüdiger Wiechers (CDU) betont. Aus seiner Heimatstadt Münster holte er kreative Schützenhilfe für das Projekt. Für ihre Bachelor-Abschlussarbeiten nahmen sich sieben Studenten der Münster School of Architecture an der FH Münster des Areals an und entwarfen Visionen künftiger Nutzungen.
Städtebau sei wie der Entwurf von Bücherregalen, bei denen noch offen sei, ob dort Lexika oder Comics stünden, meinte der betreuende Professor Franz-Josef Höing. Nun gehe es darum, die Stellschrauben für ein Projekt wie den Quellenpark zu justieren. Dabei, so ist er sich mit seinem professoralen Kollegen Martin Weischer einig, gehe es auch darum, die Messlatte der Ansprüche von Anbeginn an hoch zu legen.
Das neu zu schaffende Bahnhofsquartier mit Wohn- und Gewerbegebiet bedingten sich gegenseitig. „Scheitert einer der beiden strategischen Bausteine für die Stadtentwicklung Bad Vilbels, kann das enorme Folgewirkungen haben“, sind sich die Professoren einig.
Das Gelände vor dem jetzigen Bahnhof und das gegenüberliegende im Quellenpark sowie die Umgebung müssten in ein gestalterisches Gesamtkonzept passen, nicht so wie etwa die wahllose Bebauung entlang der Friedberger Straße, die Höing wegen fehlender Strukturen „Wildschweinland“ nannte. Es sei „ein hohes Ziel“, in Zeiten schrumpfender Bevölkerung einen neuen Stadtteil zu planen, lobte Höing. Damit setze man sich aber in der Metropolregion Rhein-Main einem scharfen Wettbewerb aus, bei dem man mit Qualität, Individualität und günstigen Bodenpreisen punkten müsse. Angesichts des „desolaten Bahnhofsumfeldes“ reiche eine reine kosmetische Behandlung nicht aus, betont Höing – auch wenn der verfallene Bad Vilbeler Bahnhof kein Sonderfall, „sondern fast schon die Regel“ sei. Dort sei eine grundsätzliche Neukonzeption erforderlich, die das gesamte Umfeld neu belebe. Denkbar sei, dass das künftig mit dem Tunnel-Neubau unbenutzte, aber denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude etwa durch Kultur und Gastronomie belebt werde. Die Studenten hätten auch gerne ein Kino oder ein Fitness-Center und mehr Wohnraum am Bahnhof. Und, als Münsteraner sind sie das so gewohnt, auch ein „Mobilitätszentrum“ für Fußgänger und Radler. Den hässlichen Tunnel würde die Studentin Kapferer am liebsten in einen Fahrrad-Parkplatz mit Werkstatt verwandeln.