Junge Leute, frische Ideen: Was aus dem geplanten Kurhaus-Umbau in Bad Vilbel so alles entstehen könnte, zeigen derzeit 31 Architektur-Studenten der TU Darmstadt. Sie präsentieren in den kommenden Wochen im Rathaus ihre Vorstellungen vom neuen kulturellen Herzen der Stadt.
Bad Vilbel. Für ihre Bachelor-Abschlussarbeiten und einen Teil ihres Master-Studiengangs haben 31 Architektur-Studenten in den vergangenen drei Monaten gut zu tun gehabt. Denn für sie stand ein besonderes Projekt an. Ihre Arbeiten zum Thema Kurhaus-Umbau sowie Bau einer Stadthalle und eines Hotels stellten sie im Rathaus vor.
Rückblick: Stadtwerke-Chef und Stadtrat Klaus Minkel (CDU) hatte sich in Sachen Kurhausumbau an Ehrenstadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) und dessen Stiftung „Städte für Menschen“ gewandt, die Preise für einen Architekturwettbewerb für Studierende zur Verfügung stellte. Wiechers, der bereits für die Planung des Quellenparks mit der TU Darmstadt kooperierte hat, kontaktierte daraufhin Architektur-Professor Wolfgang Lorch.
Hohes Niveau
Die TU Darmstadt fand 31 Studenten, die laut Minkel „mit viel Hingabe und auf erstaunlich hohem Niveau“ Präsentationen mit ihren Vorstellungen entwickelten. „Manches davon könnte man sicher umsetzen“, ist Minkel überzeugt. Alle 31 Entwürfe sollen den acht Architektenbüros vorgelegt werden, die sich an der Ausschreibung für das Kurhaus beteiligen.
Nicht alle der 31 Arbeiten sind im Foyer des Rathauses zu sehen. Doch im Nebenraum werden alle Entwürfe per Beamer vorgestellt. Im Foyer aber befinden sich nicht nur die Preisträger des von der Stiftung ausgeschriebenen Wettbewerbs, auch besonders kreative Ideen sind zu finden. So etwa der Entwurf von Andreas Seiler, der das Kurhaus in ein Barockschloss umwandelte.
Doch eine wirklich praktikable Idee hat dann von den wissenschaftlichen Juroren den Vorzug erhalten. So erhält die 23-jährige Jasmin Mohr aus Gernsheim den Hauptpreis, der mit 1200 Euro dotiert ist. Sie hat Lorch und die anderen Juroren mit einem Konzept überzeugt, das auf ein geschlossenes Ensemble, aber auch gleichzeitig auf Luftigkeit setzt. So ist bei ihr das Kurhaus zwar alleinstehend, doch bindet sich an dessen Seite zur Parkstraße ein architektonischer Rücken an, der in das Foyer der neuen Stadthalle führt. Die nötigen Seminarräume befinden sich in dessen Obergeschoss und im alten Kurhaus. Dadurch entsteht mehr Platz in der neuen Stadthalle.
Saal in drei Teilen
Der große Saal kann in drei Teile separiert werden, bietet in vollem Umfang durch eine Empore aber bis zu 1200 Menschen Platz. „Auch die Bühne habe ich vergrößert, so dass statt eines Kammerorchesters ein Symphonieorchester Platz findet“, sagt die stolze Preisträgerin, die mit ihrem Entwurf nun ihren Bachelor in der Tasche hat.
Ebenfalls gedacht hat sie an einen durch Bäume verschatteten und von drei Seiten umschlossenen Hof sowie einen großen Freiluftbereich nach Süden hin, der im Sommer als Bar dienen kann. Ein weiterer Clou bei ihr ist eine abfallende Außenbühne in Richtung Kasseler Straße, die sich etwa für Open-Air-Kino, aber auch andere Vorführungen kleinerer Art anbietet.
Das Hotel ist bei Mohr räumlich vom Hauptblock getrennt, die Einfahrten zur Tiefgarage befinden sich zwischen Stadthalle und Hotel, „so dass beide Gebäude angedient werden können“. Für das Hotel hat sie 250 Zimmer geplant. Laut Klaus Minkel waren bisher 200 Zimmer als Obergrenze gedacht. Den zweiten Preis erhält Carsten Schütz, der laut Lorch „Altes und Neues auf hervorragende Weise verknüpft“. Den Gesamtkomplex umhüllt er mit einem Wandelgang und Arkaden. Dafür gibt es für ihn 800 Euro von der Stiftung. Jeweils eine Auszeichnung und 500 Euro gibt es für Lisa Jung und Julian Weber. Weber setzt auf ein „kompaktes Gebäude-Trio“ und einen neuen Haupteingang aus Richtung Kasseler Straße sowie Arkaden zur Nidda hin. Durch diese Neuausrichtung habe er die Problematik der Fluchttreppen gelöst und diese auf die Rückseite des Kurhauses verlegt.
Lisa Jung setzt auf eine große Freitreppe zwischen Kurhaus und Stadthalle, unter der sich die Seminarräume verbergen. Außerdem hat sie das Hotel auf vier kleinere Häuser verteilt und so für mehr Luftigkeit im Grün drumherum gesorgt.
Die Arbeiten sollen nun auch zusammengefasst und in einem Buch oder einer Broschüre gedruckt werden, sagt Minkel. Die würden dann auch an die politischen Fraktionen gehen.
25 Millionen Euro
Die Ausstellung mit den Videopräsentation aller Arbeiten ist im August zu den Öffnungszeiten des Rathauses, Am Sonnenplatz in Dortelweil, zu sehen. Danach soll sie ins Kurhaus umziehen, kündigt Stadtsprecher Yannick Schwander an. Für den Umbau des Kurhauses, die Stadthalle und ein Hotel samt Tiefgaragen sind rund 25 Millionen an Kosten kalkuliert. 8,5 Millionen sind vom Land bei der Ausrichtung des Hessentages zu erwarten, der künftige Hotelier soll sich ebenfalls an den Kosten beteiligen. (kop)