Es gab viele Diskussionen rund um den Karbener Wald. Immer wieder irritierte es Bürger, dass große Bäume gefällt wurden, gar von Kahlschlägen war die Rede. Nach einem SPD-Antrag, die Rodung des Waldes einzu- stellen, trafen sich kürzlich Politiker, Naturschützer und Waldinteressierte zu einem Spaziergang, um die Arbeit der zuständigen Revierförster einzuschätzen.
Karben. Es sind verschiedene Interessenvertreter, die im Karbener Wald aufeinandertreffen. Jene, für die ein Baum ein Naturdenkmal ist und jede Fällung ein Desaster, begegnen jenen, für die ein Baum stets auch ein Rohstoff ist und Abholzung ein Wirtschaftsfaktor. Vereint werden beide Positionen im Beruf des Försters, doch Bernd Reißmann und Helmut Link betonen gleich zu Beginn der Informationsveranstaltung: „Wir nutzen nicht mehr als nachwächst.“
Dennoch ist die Skepsis groß unter den fast 40 Karbenern, die sich auf dem Parkplatz zum Trimm-dich-Pfad eingefunden haben. Zwar betont Bürgermeister Guido Rahn (CDU), dass der Karbener Wald kein Wirtschaftswald sei, sondern rein der Erholung diene, dennoch werden jährlich 1140 Festmeter Holz aus dem Wald geschlagen.
Doch die beiden Mitarbeiter des Forstamts Nidda sind bemüht, den Bürgern eine entwarnende Einschätzung zu vermitteln. Entsprechend eines Zehnjahresplans gingen die Förster stets nachhaltig vor, versprechen sie.
Klimawandel im Blick
So würden sie einen großen und prächtigen Baum zur dann fällen, wenn der gewonnene Platz jüngeren Bäumen dienen könne. Dabei machen die Förster keinen Hehl daraus, dass es sich beim Karbener Wald nicht um einen Naturwald, sondern um einen gesteuerten Wald handelt: „Wenn wir den Wald sich selbst überlassen, bekommen wir einen reinen Buchenwald“, erklärt Bernd Reißmann den Lauf der Natur.
Mit Blick auf den Klimawandel müsse dies vermieden werden: „Wir wissen nicht, wie sich die Buche bei einem Temperaturanstieg um vier Grad verhalten wird“, warnt Reißmann. Daher sei es wichtig, verschiedene Baumarten auszuprobieren, um den Klima-Herausforderungen gewappnet zu sein. Dennoch wollen die Karbener genau wissen, welche Bäume in ihrem Wald zu finden sind.
Welchen Sinn etwa die nordamerikanische Küstentanne im Karbener Wald habe, wird rege nachgefragt. Die Förster erklären, dass auch Baumarten importiert werden müssten, in Europa seien maximal 20 Baumarten heimisch. Zudem müsse man ständig mit neuen Schädlingen rechnen. Eine größere Vielfalt zu schaffen sei also unabdingbar.
Die Förster sehen diese Aufgabe entspannt: „Wir haben Zeit“, betont Link und erklärt, dass der Wald Zeit brauche. Vor 300 Jahren seien die Wälder in Deutschland fast vollständig verschwunden gewesen, durch konsequente Aufforstung ab dem 17. Jahrhundert handele es sich bei den heutigen Wäldern um Sekundär- oder gar Tertiärwälder.