Karben. Ein eigenes Pferd zum Reiten, Striegeln, Lieb haben – wie viele Kinder haben diesen Wunsch! Zum Schnuppern, Informieren und Ausprobieren gibt es nun in Karbens Mütterzentrum (Müze) den Kurs „Die Welt der Pferde entdecken“.
Sissy läuft immer rundherum, und die Köpfe von sechs Knirpsen im Alter zwischen vier und sechs Jahren kreisen mit. Nur das pudrige Geräusch von Hufen auf Staub ist zu hören. Langsam, immer schneller. Dann ein Schrei aus Kinderkehlen: „Sissy trabt!“
Die Pferdeschönheit Sissy, die ihre blonde Mähne in der Reithalle der Reitgemeinschaft Rahn in Burg-Gräfenrode fliegen lässt, ist die 14 Jahre alte Schwarzwälder Kaltblutstute von Nicole Otto.
Die Mutter von zwei Kindern macht gerade eine Ausbildung bei der Vereinigung der Freizeitreiter in Deutschland und nimmt immer wieder Kinder in den Reitstall mit. Weil die Nachfrage so riesig ist, beschloss sie, Kurse anzubieten.
„Viele kennen die Tiere nur aus Büchern oder Filmen, in den Kursen bekommen sie hautnahen Kontakt und können eventuelle Ängste verlieren“, erklärt Nicole Otto. Die Liebe zum Pferd sieht man der Pferdehalterin an, und sie weiß die Kleinen zu motivieren. Sogar beim ersten Treffen im Müze, als die Theorie im Mittelpunkt stand, seien die Kleinen hoch konzentriert bei der Sache gewesen. Anhand von Bildern lernten sie ein Voltigierpferd kennen. „Diese Tiere sind besonders gutmütig, freundlich und geduldig mit Kindern“, erläutert die Pferdemutter. Ihre Sissy ist ein solches Pferd, und ihr könne man vollkommen vertrauen. Pferdepflege und die Ausrüstung standen ebenfalls auf dem Stundenplan. In einer Sammelmappe trug jedes Kind die wichtigsten bebilderten Grundlagen nach Hause.
In der zweiten Woche wird es nun richtig spannend. Wird sich Sissy auch so freuen wie die Kinder? Gelassen kommt die Stute auf ihren befiederten Hufen um die Ecke und wird begeistert begrüßt. Nicole Otto führt vor, wie ein Pferd geputzt wird. Zusammen holen alle Striegel, Bürsten und den Hufkratzer aus der Putzkiste. In kurzer Zeit sind Sissys Fell, der Kopf und der Schweif von Staub und losen Haaren befreit. Da sie keine Hufeisen trägt, müssen ihre Hufe sorgfältig ausgekratzt werden, damit sich kein Steinchen versteckt.
Zum Voltigieren braucht das Pferd eine besondere Ausrüstung. „Am wichtigsten ist der Voltigiergurt“, erklärt die Kursleiterin. Er besteht aus Hand- und Fußschleifen, einem Griff und einer gepolsterten Voltigierdecke. Die Ausbindezügel auf beiden Seiten des Gurtes werden in die Trense eingeschnallt. „Tut das Sissy weh?“, wollen die Kinder wissen. Keine Sorge. Sissy scheint die Aufmerksamkeit der quirligen Kleinen zu genießen.
Nacheinander dürfen alle auf dem Pferderücken ihr Glück finden. Mit der Assistenz von Patricia Haufert führte Nicole Otto die kleinen, stolzen Reiter an der langen Longe im Kreis herum, bis die Augen der Kinder vor Vergnügen blitzen. Für Sissy haben die Kleinen als Dankeschön Karotten und Äpfel von daheim mitgebracht.