Bad Vilbel. Der Übergang vollzog sich in aller Stille. Lange vor der offiziellen Feierstunde, bereits am 21. November 2010, schaltete die Ovag ihr Stromnetz vom Standort an der Homburger Straße auf die neue Anlage im Quellenpark um. In das unscheinbare graue Gebäude führen Hochspannungsleitungen mit 110 Megavolt (MV) aus dem Fernnetz der Eon – eine Energie, mit der 1,3 Millionen 100-Watt-Glühbirnen aufleuchten könnten. Diese Energie wird „umgespannt“ auf 20 MV – die dann im Schalthaus der Stadtwerke auf die Stadtteile verteilt werden. Nur Gronau wird separat von der Eon beliefert.
Die alte Anlage stammt noch vom Anfang der 1960er Jahre. Sie solle bis April abgebaut werden, kündigt Klaus Rotter an, technischer Leiter der Stadtwerke. Die Anlagen könnten nicht unterschiedlicher sein. Das alte Umspannwerk war umgeben von einem Arsenal von Zuleitungen, ein Areal von 9600 Quadratmetern Größe in Bahnhofsnähe, das als Park & Ride-Platz genutzt werden soll, wie Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) ankündigte. Die neue Anlage braucht nur 3000 Quadratmeter Fläche. Der Transformator im neuen Gebäude sei genauso groß wie der alte, erläutert Ovag-Projektleiter Norman Müller. Kompakt wird es jedoch, weil jetzt gasisolierte Schalter verwendet werden statt luftisolierten. Dadurch reduzieren sich die notwendigen Platzabstände auf wenige Zentimeter. Die Stadtwerke haben in ihrem Schalthaus auch Platz für Büros und Werkstätten von vier Mitarbeitern, die für die Stromversorgung zuständig sind. Vieles von den Bauarbeiten sieht man von außen nicht mehr, so seien alleine 40 Kilometer Kabel verlegt worden, so Stadtwerke-Geschäftsführer Ralph Franke.
Von den insgesamt 7,6 Millionen Euro Kosten trägt die Stadt 3,2 Millionen Euro – und kann das alte Grundstück vermarkten – ein „städtebaulicher Vorteil“, so Stöhr. Früher habe das alte Umspannwerk am Stadtrand gelegen, jetzt sei es mit dem Quellenpark „in die Mitte gerückt“.
Ovag-Vorstand Rolf Gnadl betonte den Aspekt Versorgungssicherheit, der jenen nicht genug bewusst sei, die den Strom wie selbstverständlich aus der Steckdose nehmen. Die Ovag spiele, was die Versorgungssicherheit angehe, in der Bundesliga. Nur etwas mehr als zwei Minuten jährlich falle das Netz aus – bundesweit liege der Schnitt bei 15 Minuten. Das liege auch daran, dass die Ovag „nicht den letzten Euro Rendite abschöpft“.
Die Anlage sei auch Ausdruck „vitaler kommunaler Unternehmerschaft“, einer Kooperation zwischen Stromversorger und Kommunen. Gnadl: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat“. Klaus Minkel, ehemaliger Stadtwerke-Geschäftsführer, habe das Projekt vorangetrieben. 1999 gab es dort erste Überlegungen, 2001 wurde es von der Ovag erstmals geprüft und im Juni 2009 beschlossen – als kostenintensivste von vier Varianten, so Gnadl. Die 40 Megavoltampere sind ein Drittel mehr als bisher verfügbar. Dadurch gibt es Energiereserven für das künftige Gewerbegebiet Quellenpark.