Die Stadt Nidderau musste selbst miterleben, wie sich eine rechte Gruppierung vor einigen Jahren in Heldenbergen eingemietet hatte. Es habe aber auch viel Gegenwind gegeben, lobte Bürgermeister Gerhard Schultheiß und eröffnet eine Ausstellung, mit der sich die Stadt demonstrativ gegen rechte Kräfte stellt.
Nidderau. Die Förderung von demokratischen Überzeugungen sei die beste Vorbeugung gegen Rechtsextremismus, heißt es in der Ausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“. Die von der Friedrich-Ebert-Stiftung konzipierte Ausstellung wird seit letzter Woche im Nidderauer Rathaus, Am Steinweg 1, gezeigt und stieß zur Eröffnung auf breites Interesse.
Die Verantwortung im Kampf gegen Rechts dürfe nicht nur Institutionen wie der Polizei zugewiesen werden. Sie müsse an Schulen, in den Medien, an Stammtischen und in der Politik von den Menschen wahrgenommen werden, appellieren die Macher der Ausstellung in ihren Ausführungen.
Vor zehn Jahren
In einer lebendigen Gesellschaft seien alle aufgerufen, wachsam zu sein, sagte Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) zur Eröffnung. Er erinnerte daran, dass sich vor rund zehn Jahren eine rechte Gruppierung in Heldenbergen eingemietet hatte, „das war eine schlimme Zeit“, resümierte Schultheiß. Er lobte das Engagement von Bürgern, etwa zur Erinnerung an den Holocaust durch die Verlegung von Stolpersteinen.
Die Ausstellung beleuchtet das Thema aus verschiedenen Blickrichtungen. So bedeute „im Alltag gelebte Demokratie die Achtung vor dem Anderen“. Indes schreibe das dem Rechtsextremismus zugrunde liegende Weltbild den Menschen einen „je nach Herkunft und Hautfarbe unterschiedlichen Wert zu“. Auf den Schautafeln wird zur Zivilcourage aufgerufen, und es werden Handlungsmöglichkeiten gegen rechtsextreme Äußerungen und Verhaltensweisen aufgezeigt.
Es werden konkrete Vorschläge gemacht, wie man etwa Stammtisch-Parolen begegnen könne. So sei die Aussage, dass Ausländer kriminell seien, nicht haltbar, wenn man bedenke, dass der Anteil von Ausländern bei den verurteilten Straftätern fünf Prozent niedriger liege als der von Deutschen.
Konkrete Vorschläge
Zudem beträfen etwa ein Drittel der Ermittlungen gegen Ausländer Delikte, die Deutsche gar nicht begehen könnten, nämlich Verstöße gegen das Ausländer- und Asylgesetz.
Die Ausstellung richtet sich nicht nur, aber vor allem an Jugendliche. „Das Thema ist ohnehin im Unterricht verankert“, sagt Manuela Brademann, Leiterin der Bertha-von-Suttner-Schule. Zudem würden alle neunten und zehnten Klassen der Schule die Ausstellung im Laufe der Woche besuchen.
Im Anschluss ging der Soziologe Helge von Horn auf die „Erlebniswelt Rechtsextremismus“ ein. Zwar sei die Zielgruppe Jugendliche durch „Musik, Internet, Outfit und Codes“ relativ leicht erreichbar. Hingegen stießen ausländerfeindliche und antisemitische Äußerungen bei Umfragen viel eher bei älteren Bürgern auf Zustimmung, gab von Horn eine Erkenntnis der Ausstellung weiter.