Bad Vilbel. Der Hessentag ist derzeit in aller Munde. In Pfungstadt beklagt man nach der zehntägigen Veranstaltung im Sommer 10,2 Millionen Euro Miese. Der Grund? Gestiegene Kosten und weniger Besucher. In Fritzlar, wo die Großveranstaltung im kommenden Jahr stattfindet, hat man aus finanziellen Gründen die Konzert-Arena aus den Planungen gestrichen. Und in Bad Vilbel? Hessentagsbeauftragter Claus-Günther Kunzmann kennt die Problematiken und erklärt, was im Juni 2025 in der Quellenstadt anders laufen soll.
Die aktuelle Berichterstattung rund um den Hessentag hat Claus-Günther Kunzmann in den vergangenen Wochen intensiv verfolgt. Der Hessentagsbeauftragte der Stadt Bad Vilbel sagt: »Wir kommen im Zwei-Wochen-Rhythmus zusammen. Außerdem sind wir seit Jahren in intensivem Austausch mit den anderen Städten und Kommunen. Natürlich bekommen wir diese Berichterstattung mit«, sagt er.
Organisation komplett
in der eigenen Hand
Die Stadt Pfungstadt hat nach Deutschlands größtem und ältestem Landesfest eine ernüchternde Bilanz gezogen und berichtet von einem Defizit von 10,2 Millionen Euro. Jetzt möchte die Stadt nach der zehntägigen Veranstaltung mehr Geld. Auch im nordhessischen Fritzlar ist man unzufrieden, fordert mehr Geld. Dort soll der Hessentag im kommenden Jahr in abgespeckter Form ohne große Konzert-Arena stattfinden. Eine Änderung, die für Kunzmann nicht infrage kommt: »Allein aus Gründen der Öffentlichkeitsarbeit gehört die Arena fest dazu.«
Der erste Hessentag fand 1961 in Alsfeld statt. Mittlerweile hat er sich von einer Feier am Wochenende zu einer zehntägigen Großveranstaltung mit Hunderttausenden Besuchern gewandelt. Dafür, dass es immer mehr Veranstaltungen gibt und der Hessentag immer teurer wird, steht die Veranstaltung seit Jahren in der Kritik des Bundes der Steuerzahler.
Das Landesfest wird nicht – wie manche es vielleicht vermuten würden – vom Land bezahlt. »Es gibt einen Zuschuss für die fünf geforderten Kernmodule«, berichtet Kunzmann. Diese lauten: Treffpunkt Hessen/Landesausstellung, Natur auf der Spur, Festzug, Ehrentribüne und Parkplätze. Die Hauptlast trägt also die Gastgeberkommune. Die Einnahmen kommen beispielsweise aus den Tickets für die Konzerte, der Hessentagsstraße, den Parktickets und Becherverkäufen. Das sei natürlich ein Risiko. »Aber wir versuchen bereits jetzt in vielen Gesprächen viele Risiken zu minimieren.«
So habe Bad Vilbel die Organisation des Hessentags 2025 komplett in der eigenen Hand. »Für uns ist es ganz wichtig und entscheidend, dass wir nichts fremdvergeben und selbst planen«, sagt Kunzmann, natürlich unterstützt von sachkundigen Beratern. Bereits in den Jahren vor 2020 (Anm. d. Red.: Der Hessentag 2020 ist coronabedingt ausgefallen. Bad Vilbel hat deshalb den Termin 13. bis 22. Juni 2025 bekommen) waren zahlreiche städtische Verantwortliche in Rüsselsheim (2017), Korbach (2018) sowie Bad Hersfeld (2019) zu Gast. »Wir haben uns alle Abläufe angeguckt. Der heutige Bürgermeister Sebastian Wysocki ist sogar mit der Müllabfuhr morgens vor dem Hessentag mitgefahren.« So versuche man, auch die Kosten gering zu halten, ohne beispielsweise auf die Arena zu verzichten. »Ohne Arena und ihre Stars fehlen die Highlights für die PR. Das sind essenzielle Dinge für den Hessentag.«
Standort-Verlegung der Arena wird geprüft
Die ursprüngliche Planung sieht vor, dass sich der Hessentag in Bad Vilbel von der Fläche »Obernholz« (zwischen Nidda und Hassia), wo die Hessentags-Arena derzeit geplant ist, über den Festplatz, den Burgpark, den Kurpark über die Stadthalle bis zum Niddasportfeld ziehen soll. Zwischen Sportfeld und Nidda soll – wenn die S-Bahn-Baustelle fertig ist – ein zusätzliches Areal samt Niddapark entstehen. Die Frankfurter Straße wird als sogenannte Hessentagsstraße gesperrt. »Derzeit sind wir in Gesprächen, ob der Standort der Arena an einem anderen Punkt nicht günstiger wäre«, sagt Kunzmann. »Wir untersuchen dies derzeit mit Blick auf Sicherheitsanforderungen, Infrastruktur, Strom, Wasser und auch Parkplätze. Sollte da ein eindeutiges Ergebnis rauskommen, werden wir die Arena verlegen.« Diese füllen soll unter anderem Booker Markus Gardian. »Mit ihm arbeiten wir auch bei der Vilco zusammen. Die Zusammenarbeit ist mehr als nur positiv.«
Gespräche habe es auch schon mit der Polizei gegeben. Aus Gründen der Optimierung wird gerade geprüft, ob der »Tag der Polizei« nicht günstiger in der Arena stattfinden kann. »Wir sind außerdem in regelmäßigem Austausch rund um das Sicherheitskonzept.« Derzeit laufe auch eine Überprüfung der Flächen. »Bevor wir sagen, mit wie vielen Besuchern wir rechnen, wollen wir erstmal wissen, was kann maximal auf welcher Fläche sein. Zahlen lassen sich ohnehin schwer schätzen, aber nach dieser Überprüfung lässt sich deutlich besser kalkulieren«, so Kunzmann.
»Planen mit Defizit von drei Millionen Euro«
Klar sei beispielsweise, dass die Arena aufgrund der günstigen Eintrittstickets tendenziell ein Verlustgeschäft sein kann. »Unser Ziel ist es bei der Arena, mit einer schwarzen Null rauszugehen«, sagt Kunzmann. In Bad Vilbel habe man sehr davon profitiert, dass man die sechseinhalb Millionen Euro Fördermittel gleich zweimal erhalten habe bzw. erhalten werde. »Natürlich war die Absage 2020 erst einmal ein richtiger Schlag. Aber mittlerweile muss ich sagen, ich bin froh, dass es so gekommen ist«, sagt Kunzmann. »Die Stadt ist mindestens noch mal eine Stufe aufgewertet. Der Hessentag wird somit zur Chance, nachhaltig in der Region Frankfurt/Rhein-Main für unsere Stadt zu werben.«
Eine Zahl lässt sich der Hessentagsbeauftragte dann aber doch noch entlocken. »Wir planen mit einem Defizit von drei Millionen Euro.« Von Patrick Eickhoff