Es sind nur noch ein paar Exoten, die immer noch die Weihnachtskrippe in der Stube stehen haben. Wir gehören dazu. Nicht weil wir zu faul sind, das alles wegzuräumen, sondern weil die Weihnachtszeit bis zum 2. Februar geht – „Mariä Lichtmess“. Erst am 8. Februar beginnt die Vorpassionszeit. Darum ist jetzt noch Zeit für das Weihnachtslicht. Es kann nicht immer scheinen, aber wir wollen es so lange wie möglich bei uns haben.
Denn dieses Licht steht für das Licht, das wir zum Leben brauchen: Sonnenschein und Wärme – Sonne im Herzen – Lichtblicke – Gedankenblitze – Augenleuchten – Hoffnungsfunken – Leuchtfeuer – Lichtsignale – Leitsterne – Silberstreif am Horizont – Licht am Ende des Tunnels. Dieses Licht steht für den, der sagt: „Ich bin das Licht“ – das Licht der Welt – „Licht der Liebe, Lebenslicht“.
Das erste Wort Gottes heißt: Es werde Licht. – Und es ward Licht. Wie schrecklich, wenn wir kein Licht mehr sehen können. Wenn es um uns dunkel wird. So dunkel, dass wir mit jedem Schritt straucheln können, gegen die Wand laufen, nur tasten: Unser Horizont nur eine Armeslänge weit. Ein Blinder lebt so, findet sich zurecht nur in der vertrauten Umgebung. Dunkelheit macht Angst. Wir wissen, wie das war, als wir Kinder waren. Wir kennen es von unseren Kindern: „Bitte lass eine Lampe brennen. Bitte lass die Tür einen Spalt weit offen. Dann müssen wir keine Angst haben.“
Ich denke an Menschen, die das Licht nicht mehr sehen können. Denen sich die Welt verdunkelt hat – durch Unheil, durch Schuld, durch Krankheit. Es kann plötzlich dunkel werden. Auf einmal ist kein Weg mehr zu sehen. Man weiß nicht vor und nicht zurück: Ausweglosigkeit. Wenn die Sonne sich verdunkelt, die Welt kalt wird, wenn die Nacht nur noch schwarz ist und der Tunnel nicht endet. Wenn der, der gesagt hat: Es werde Licht, schweigt, und wenn Jesus, der das Licht der Welt ist, im Dunkel bleibt. Weihnachten war und ist ein Aufscheinen des Lichtes in der Dunkelheit.
Was die Menschen vom Glauben erwarten, ist Weihnachten: Lichtglanz in einer dunklen Welt. Das Gefühl, dass das milde Licht der Weihnachtskerzen nicht blendet und nicht verbrennt. Der Hoffnungsfunke: Vielleicht ist unsere Nacht doch nicht endlos. Vielleicht ist es ja doch Gott, der da in tiefster Nacht erschienen ist. Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, der Morgenstern schon aufgedrungen, der Silberstreifen am Horizont zu erahnen.
Die Botschaft der Weihnachtszeit und von Epiphanias lautet: Die Liebe Gottes ist als Licht in unsere Welt gekommen, weist uns den Weg und erhellt unser Leben mit Hoffnung, Gnade und Wärme. Und für diese frohe Botschaft können wir nur von Herzen „Danke“ sagen.
Pfarrerin Dr. Irene Dannemann,
Ev. Heilig-Geist-Gemeinde
Bad Vilbel – Heilsberg