Bad Vilbel. Die Narren haben am Samstag zum Sturm aufs Bad Vilbeler Rathaus geblasen und es (natürlich!) geschafft, den Sitz der Stadtregierung einzunehmen. Rathauschef Dr. Thomas Stöhr (CDU) musste sich gegen vier ernsthafte Gegner zur Wehr setzen. Fidele Sandhasen, Schoten, GTC und KTV schickten sich an, seinen Sessel zu erobern. Sie hatten Verstärkung von auswärts geholt – aus Nieder-Erlenbach. Von dort kamen die Bodentrampler, und aus Bonames das Fanfarencorps.
In einem bunten Zug mit Zwergen und Gronauer Hexen, lieblichen Gardemädchen und grazilen Tänzerinnen des SC Dortelweil, Purzeln und Kindern aus der Krabbelstube Drei minus sowie des Kindergartens Matsche Pampe, Sängern und Stoppelhopsern, Elferräten und Komitees, Stadtkapellen-Musikanten und Polizisten, Handwerkern und Helfern vom DRK, Bunnys und Big-Bobbes-Mama-Wacklern, großen und kleinen Wagen sowie Cabrios mit Majestäten, Lieblichkeiten und Tollitäten nahmen sie vom Ritterweiher aus durch die Innenstadt Anlauf, um das Rathaus zu überrennen.
Die Devise des Faschingszuges lautete: „Konfetti, Mütze, Ritz am Baa, das Rathaus stürmt die Narrenschar!“
„Als ich auf diesem Dach hier stand, ein Lindwurm, der kam angerannt“, stellte vom Balkon des Rathauses der Schornsteinfeger Stöhr neben dem Advokaten Frank vom Niddatal fest und erklärte: „Vorhin ich vor der Haustür stand in meinem tollen Kehrgewand, da hat der Schultheiß schwarz geseh’n und zog es vor, Reißaus zu nehm’. Nur kurz den Knopf hat er gedreht, dass ihm das Glück zur Seite steht“. Und er gab Beispiele, wie dieser Trick immer wieder gelingt. Doch davon ließen sich die Angreifer nicht beeindrucken.
Nur Faschingsprinzessin Verena I. und Quellenkönigin Simone I. wechselten kurz die Fronten und besuchten den Schwarzen Mann auf dem Balkon, während das Kinderprinzenpaar Jonas I. und Kathrin I. dem Sandhasen-Präsidenten Wolfgang Merk als Wortführer der Angreifer nicht von der Seite wich. Die Kanoniere stopften ihre Kanone, ließen es donnern. Über dem Rathaus ging Konfettiregen nieder.
Dieser übermächtigen närrischen Armee konnte der Bürgermeister nicht trotzen. So verriet er: „Den einz’gen Zugang man heut’ find’, wenn man die Leiter hier erklimmt. Rauf aufs Dach, den Schornstein runter, das hält euch auch ganz fit und munter. Das stell ich mir ganz lustig vor: Gardemädchen im Kaminrohr. Mit ihren Glockenröckchen dann fegen sie besser als ich’s kann, und sind am Schluss, ich freu mich schon, auch ganz in Schwarz eine Attraktion.“ Doch da hatten die Mädchen den Eingang der Rathauses bereits gestürmt, legten den … übermannten Schornsteinfeger Stöhr und den Winkeladvokaten Frank vor aller Augen in Ketten und führten sie ab in den „Hasenstall“ der Sandhasen. Nach weiteren kurzen Wortgefechten luden die Sandhasen zum Umtrunk ein: „Die Stadtkass’ brauchen wir nicht zu schröpfen, dank Gott Jokus können wir aus dem Vollen schöpfen – Bad Vilbel, Helau.“
Auch in Sachen Musik ist es auf der Zugstrecke wieder sparsam zugegangen. Und auch Stimmungsnester, etwa am Alten Rathaus, waren Mangelware. „Sogar bei einer Beerdigung gibt’s Musik“, wunderte sich ein närrischer Besucher. Fröhlich-ausgelassene Ausnahme im lautlos feiernden Vilbel war das „Cadillac“.
Ein ganz besonderer Gast feierte diesmal Fassenacht auf eigene Weise mit: Beim Rückweg vom „Hasenstall“ zum Kurhaus-Parkplatz ließ sich ein stattlicher Biber von der Brücke aus zuschauen, wie er am Niddaufer genüsslich eine Möhre knabberte.