Das neue Vilbus-Liniennetz samt Fahrplan ist seit etwas mehr als einem Monat in Betrieb. Viele Fahrgäste sind damit unzufrieden. Sie beschweren sich über ahnungslose Busfahrer, rabiate Fahrweise, große Verspätungen der Busse bis hin zu Ausfällen.
Bad Vilbel. Das neue Vilbus-Konzept stößt bei vielen Bad Vilbeler Bürgern auf Kritik. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Die Busse kämen oft verspätet, manchmal gar nicht, und die Fahrweise der Busfahrer sei derart rasant, dass sich einige Fahrgäste sogar verletzt hätten. Elisabeth Wolf berichtet beispielsweise, dass sie sich während einer Fahrt im 61er-Bus die Rippen geprellt habe, als dieser unvermittelt extrem stark abbremste.
Der Busfahrer habe den Kreisel am Südbahnhof verlassen wollen, als ein anderer Fahrgast darauf hinwies, dass dies nicht der korrekte Fahrweg sei. Daraufhin habe der Fahrer eine Vollbremsung hingelegt, Wolf sei gegen die Querstange vor dem Sitz in der ersten Reihe geprallt. „Bis heute habe ich noch Schmerzen“, sagt sie. In einer E-Mail habe sie das Ereignis den zuständigen Stadtwerken geschildert. Auf Anfrage bei den Stadtwerken heißt es jedoch, dass der Fall nicht bekannt sei.
Ein weiterer Kritikpunkt: Durch die Umstellung wird Alt-Dortelweil nur noch ein Mal in der Stunde angefahren. Vorher fuhr ein Bus alle 30 Minuten. „Alt-Dortelweil ist der große Verlierer beim neuen Vilbus-Konzept“, stellt SPD-Ortsbeiratsmitglied Rainer Fich fest. Zwei Haltestellen werden nicht mehr angefahren: Kreisstraße und Raiffeisenstraße. „Ein zukunftsorientiertes Stadtbus-Konzept sieht anders aus“, sagt Fich.
In Sachen Vilbus-Problematik kann auch Jochen Brings, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirates, keine Entwarnung geben. Nach einem Monat zieht er Bilanz: „Momentan hat sich die Gesamtsituation verbessert, aber es waren auch Schulferien.“ Mehrere Fahrgäste hätten den Seniorenbeirat auf Probleme beim Aus- und Einstieg aufmerksam gemacht: Der Spalt zwischen Bordstein und Einstiegbereich der Busse sei zu groß.
Bordsteine höher
Den Grund kennen die Stadtwerke: Die neuen, entsprechend EU-Norm eingesetzten Bordsteine sind höher und mit den nach außen öffnenden Türen der Mini-Busse nicht kompatibel. „Eine kurzfristige Lösung dieses Problems ist in Arbeit“, so die Stadtwerke.
Moniert wird auch, dass auf den Bus-Anzeigen häufig anstelle des Zielortes und der Liniennummer nur der Name des Busherstellers zu lesen sei. Für viele ältere Bürger sei dies verwirrend.
Auch Jörg Dreiling schildert Probleme mit dem Vilbus. Insbesondere die App für Mobiltelefone, die eine Übersicht über die Busse und deren Linien geben soll, habe lange Zeit nicht funktioniert. „Seit dem neuen Fahrplan und der neuen Busflotte gibt es nur noch Probleme“, klagt Dreiling. Die neuen Busse könnten keine Fahrscheine drucken, Haltestellen würden nicht angezeigt und das „Vilbus-Tracking“ funktioniere nicht. „Noch viel schlimmer ist , dass die neuen Fahrplanzeiten überhaupt nicht eingehalten werden. Der Vilbus 60 kommt anscheinend ständig um die 20 Minuten zu spät.“
Im Winter sei das Warten auf den Bus bei Wind, Regen und Kälte eine Zumutung. „Besonders an der Haltestelle Bodelschwinghstraße“, ergänzt Ehefrau Kornelia Dreiling. Dort gebe es noch nicht einmal ein Wartehäuschen.
Geduld ist gefragt
Die schriftliche Antwort von Marc Hebbel, Mitarbeiter der Stadtwerke, an Jörg Dreiling: Eine Umstellung der Buslinienführung, verbunden mit dem Einsatz neuer Busse, sei eine große organisatorische Herausforderung. Die Umstellung habe innerhalb eines Tages erfolgen müssen. Außerdem müssten insbesondere wegen der Integration der Busfahrdaten in die App und des Einsatzes hochmoderner Druckertechnik mehrere Unternehmen unter einen Hut gebracht werden. „Wir arbeiten gemeinsam mit den von uns beauftragten Unternehmen mit Hochdruck daran, den Vilbus-Verkehr wieder reibungsfrei mit dem gewohnten Komfort auf die Straße zu bringen.“
Inzwischen hat sich etwas getan. Kornelia Dreiling ist erfreut: „Die Tracking-App funktioniert jetzt wieder. Wenn die Busse Verspätung haben, kann man wenigstens sehen, wo sie gerade sind.“
Dreiling fährt täglich mit dem Bus vom Heilsberg bis nach Frankfurt-Sachsenhausen zur Arbeit. „Ich frage mich, wieso ich überhaupt eine Vilbeler Monatskarte habe, wenn ich meistens doch bis zur Frankfurter Straße laufen muss, weil der Bus nicht kommt.“ Die Stadtwerke arbeiten nach eigener Aussage an einer Lösung: „Verschiedene verbessernde Maßnahmen zum Abfangen von verkehrsbedingten Verzögerungen sind bereits in der Testphase. Die Wirksamkeit kann aber erst in den nächsten Wochen überprüft werden“, heißt es.
Für den Vilbeler Thomas Kahle sind die Schulkinder die Verlierer des Fahrplanwechsels: Zum Winterfahrplan sei anstelle zweier Busse, eines Schulbusses und eines verstärkenden Busses nur noch der kleine Schulbus am Morgen unterwegs, um die Kinder zu transportieren. „Jetzt ist Zeit zu handeln, damit nach den Ferien wieder ein geordneter Ablauf gewährleistet ist. Es sei denn, die Stadtwerke sind zu viel mit dem Hessentag beschäftigt“, sagt Kahle.