Die Schülerbetreuung an Karbens größter Grundschule ist in ruhigeres Fahrwasser gesteuert. Endlich haben „Die Krokodile“ an der Selzerbachschule in Klein-Karben viel Platz. Die neue Heimat ist zwar nur eine Zwischenlösung. Doch sie könnte lange Bestand haben. Und die Kinderzahlen steigen unaufhörlich an.
Karben. Die Nestschaukel ist der absolute Höhepunkt. Kayra und Finn (beide 8) schaukeln so hoch, dass sich Yasmin (7) gut festhalten muss. „Ich komme sogar bis an die Äste“, erklärt Finn stolz.
So gut in Schwung wie die Dreikäsehochs auf dem Außengelände des „Kinderhauses“ am Lindenweg ist auch die Schülerbetreuung „Die Krokodile“. Sie hat in den Räumen des früheren städtischen Hortes ihren Sitz. Es ist eine Interimslösung, und zwar eine sehr schöne. Beim Rundgang kommt die kommissarische Leiterin Sabrina Culò ins Schwärmen. „Wir haben richtig viel Platz“, sagt sie. Einige größere Räume nutzt die Betreuung für Hausaufgaben und Kreativangebote.
Dazu gibt es im Erd- und Kellergeschoss kleinere Räume, mit Bauecke, Puppenzimmer, Ruheraum. „Kleinere Räume sind wichtig für die Kinder, sie suchen Rückzugsräume.“ Wenn sich bis zu 50 Kinder in einem großen Raum aufhielten, sei das auf Dauer für die Kinder allein wegen der Geräuschkulisse nervenaufreibend, sagt Culò. Für die Betreuer nicht minder.
Frisch gekocht
Die vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) getragene Betreuung nutzt seit diesem Schuljahr die Ex-Hort-Räume. Nötig geworden war das, weil die Selzerbachschule – auf dem Nachbargrundstück – die bisherigen Betreuungsräume selbst benötigte. Dort wurde eine Mensa gebaut, weil die Schule in die nächste Stufe des Ganztagsschulprogramm des Landes aufsteigen konnte.
Lange hatte der Wetteraukreis gezögert, das Angebot der Stadt anzunehmen, die Schülerbetreuung ins „Kinderhaus“ zu verlegen. Dann verzögerte sich auch der Bau der Mensa. Erst seit Mitte Dezember läuft der Mensa-Betrieb. Auch dort ist der ASB der Betreiber. Anfangs gab es noch die bisherigen Fertigmenüs. Seit Mitte Februar kochen Petra Lüllsdorf und Sue Neru frisch. Auf dem Speiseplan steht eine Mischung zwischen Gesundem und dem, was alle Kinder mögen. Diese Woche Rindergulasch oder Rohkost-Pizza, Tomatensuppe oder Hähnchenschnitzel mit Pommes.
Schon hier werden die Kinder von den insgesamt zwölf Mitarbeitern der Schülerbetreuung begleitet. Nach dem Mittagessen geht es zur Hausaufgabenbetreuung.
Jene 70 Kinder, die „nur“ die kostenfreie Ganztagsschule bis 14.30 Uhr besuchen, bleiben in den Schulräumen: In zwei Klassenzimmern neben dem einen verbliebenen Betreuungsraum sowie in der Schulbücherei können sie Hausaufgaben machen. Meist bleibe es dabei, bedauert Culò. „Uns fehlt die Zeit, mit diesen Kindern auch einmal etwas Schönes zu machen.“
Anders für die übrigen 80: Sie laufen über einen neu angelegten Weg via Bolzplatz ins „Kinderhaus“. Ab 15 Uhr folgen Arbeitsgemeinschaften von Theater über Kochen bis Gartenarbeit und Entspannen. 60 der Kinder sind bis 17 Uhr angemeldet, eine hohe Quote. „Viele Eltern arbeiten“, erklärt Culò. Ab den Sommerferien sollen die Gruppen altersspezifisch getrennt werden, kündigt die Leiterin an. Erst- und Zweitklässler im Hort mit Puppen- und Bauecke, Dritt- und Viertklässler in der Schule mit Tischkicker und Chill-Out-Ecke.
Die drei Wochen Schließung in den Sommerferien will der ASB nutzen, um die Räume weiter in Schuss zu bringen, kündigt Sabrina Culò an. Doch besonders im Keller sei das „Kinderhaus“ stärker renovierungsbedürftig. Sie zeigt eine Jungen-Toilette, der man die vielen Jahrzehnte Benutzung ansieht.
Immer mehr Kinder
Das Problem: „Wir wissen nicht, für wie lange wir in diesen Räumen planen sollen“, sagt Sabrina Culò. Der Kreis will lieber mit einem weiteren Anbau an die Schule Platz schaffen. Die Stadt müsste das mitfinanzieren, hat zähneknirschend zugestimmt. Bloß: Dieses Vorhaben kommt bisher nicht in Gang. Das müsse „mit dem Kreis noch besprochen werden“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Vom Kreis war auf FNP-Anfrage keine Information über den aktuellen Sachstand zu erhalten.
Dabei drängten die steigenden Kinderzahlen, findet Sabrina Culò. „Karben wirbt damit, dass die Stadt kinderfreundlich ist, und die jungen Familien ziehen her.“ Selbst mit zwei weiteren Räumen biete die Schule für heute schon 150 Betreuungskinder nicht genug Platz.
Im nächsten Schuljahr wachse der Eingangsjahrgang der Selzerbachschule von zwei- auf vierzügig an, warnt Culò. Weshalb die Betreuungschefin überzeugt ist: Die „Krokodile“ werden das „Kinderhaus“ und ebenso den Anbau benötigen. (den)