Das lang erwartete Gutachten zum Schlossverkauf liegt vor. Und beim Blick in die Akte wird klar: Die Gemeinde lag mit ihrer Schätzung gar nicht so falsch.
Schöneck. 63 Seiten dick, sieben Anlagen, zahlreiche Bilder: Das ist das Wertgutachten, das der Gutachterausschuss für Immobilienwerte des Main-Kinzig-Kreises zum Alten Schloss Büdesheim erarbeitet hat.
Das Amt für Bodenmanagement Büdingen, das das Gutachten ausgestellt hat, kommt dabei zu folgendem Schluss: Der Verkehrswert für die Liegenschaft liegt bei 1,08 Millionen Euro, das angrenzende Grundstück wird mit 710 000 Euro veranschlagt. Insgesamt schätzen die Gutachter den Wert auf 1,79 Million Euro – von 1,8 Millionen war die Gemeinde ausgegangen.
Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) sagt, dass sie schon kurz vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch gewusst hätte, dass die Werte, die in der Vorlage stehen, fast im Einklang mit der Schätzung der Gemeinde stünden. „Schriftlich ist es am Dienstagnachmittag bei mir eingegangen“, berichtet Rück. Knapp 40 Minuten später habe sie es an die Gemeindevertreter weiterverschickt, die am selben Abend über den Verkauf entscheiden sollten.
Thema zu wichtig
Ihnen war das allerdings zu kurzfristig: Sie erbaten sich mehr Zeit, die Akte durchzuarbeiten und überwiesen den Verkaufsantrag zurück in den Haupt- und Finanzausschuss. „Das Thema ist wichtig, deshalb muss detailliert darüber beraten werden“, findet auch Rück.
Anfang Februar tagen die Gemeindevertreter das nächste Mal, dann steht die Entscheidung erneut an. „An vier Wochen wird das jetzt hoffentlich nicht scheitern“, betont Rück und spielt damit darauf an, dass der potenzielle Investor Werner Dietz zuvor als Frist für die Entscheidung den 31. Dezember genannt hatte. Auf Nachfrage der FNP sagte Dietz, seine Frist habe er verlängert. „Ich habe Verständnis dafür, dass die politischen Vertreter sich das Wertgutachten vorher anschauen wollen“, so der Kaufinteressent. Auch wenn das Wertgutachten minimal unter der veranschlagten Summe liege, stehe man zum mit der Gemeinde vereinbarten Kaufpreis von 1,8 Millionen.
Conny Rück hofft nun, dass zu Jahresbeginn alles glatt geht und der Verkauf in trockene Tücher gebracht wird. „Sonst müssten wir wieder von vorne anfangen mit der Suche“, sagt die Bürgermeisterin. Und das würde dauern – zum Nachteil des maroden Gebäudes, dessen Fassade allein Sanierungskosten in Höhe von 250 000 Euro verschlingen würde. Die FDP hatte der Gemeinde zuletzt vorgeworfen, nicht aktiv genug nach Alternativen zum Komplettverkauf gesucht zu haben. Dass das Gebäude nicht öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben wurde, sei indes rechtlich korrekt gewesen, unterstreicht die Bürgermeisterin.
Rück zeigt sich bedrückt von der aktuell herrschenden Stimmung. „Ich würde mir wünschen, dass wir Anschuldigungen und Unterstellungen hinter uns lassen und einen Weg miteinander finden“, sagt sie, auch in Richtung der Initiative „Bürger Pro Altes Schloss“.
Die hatte nicht nur am Mittwoch vor der Parlamentssitzung publikumswirksam mit Plakaten und Fackeln gegen den Verkauf demonstriert, sondern auch ein Anwaltsschreiben ins Rathaus geschickt. Darin werden etwaige Verstöße gegen europäische Subventionsrichtlinien ins Feld geführt. „Wir lassen gerade vom Hessischen Städte- und Gemeindebund prüfen, ob es von unserer Seite einen Fehler in der Vorlage gab“, so Rück dazu. „Natürlich möchten wir den Schlossverkauf rechtlich auf sichere Beine stellen.“