Bad Vilbel. „Macht weiter in eurem Widerstand, denn nur so rüttelt ihr die Politiker wach“, forderte Sigrid Erfurth, Landtagsabgeordnete der Grünen und Sprecherin ihrer Fraktion für Kommunales, etwa 50 Spaziergänger im Baugebiet auf der Scheer in Dortelweil auf. Dort will der Pharmakonzern Stada ein Hochregallager errichten – was wegen der geplanten Höhe von 35 Metern auf wenig Gegenliebe bei den Anwohnern stößt.
Clifford Mattern, Stadtverordneter und Mitglied im Ortsbeirats Dortelweil, hatte seine Parteifreundin, Anwohner und Bürger eingeladen, um gemeinsam mit ihnen mit spielerischen Mitteln die Ausmaße des von der Stada geplanten Bauwerks deutlich zu machen. Allerdings machte ihm der Wind zu schaffen, denn statt in die Höhe flatterten die mitgebrachten grünen Luftballons an ihrer 35 Meter langen Schnur fast horizontal über die Wiese. „Man sieht immerhin das Ausmaß von 35 Meter“, tröstete er sich und verwies auf die Höhe der Hochspannungsmasten in der Nähe, die „nur“ 30 Meter betrage.
Trotz des ernsten Hintergrundes der Freiluft-Veranstaltung herrschte heitere Stimmung auf der Wiese in Dortelweil-Nord. Viele Kinder tobten mit Bällen herum, wo das Logistikzentrum der Stada entstehen soll, einige ließen Drachen 25 Meter hoch steigen, um „den Tiefgang der Vilbeler Stadtplanungspolitik per Höhenflug wenigstens annähernd auszuloten und darzustellen, wie sehr das geplante Monstrum tatsächlich in die Lebensqualität eingreift“, so Mattern. Er nannte vor den Zuhörern die Zahlen einer Höhe von 35 Meter, einer Tiefe von 120 Meter und einer Breite von 30 Meter, die auf 60 Meter verdoppelt werden könne.
Aufgabe der Politik sei es jedoch, so Erfurth, einen „Interessenausgleich zwischen Wirtschaft und Bürgern“ herzustellen. erklärte die grüne Landtagsabgeordnete. Die Anwohner forderten weder einen Abzug der Stada aus der Stadt noch weigerten sie sich, ihren Teil an Belastung zu tragen, wie er im bislang noch gültigen Bebauungsplan des Jahres 1998 mit einer Höhe des Lagers von 24 Meter festgeschrieben sei. Lediglich gegen die „Verachtfachung“ des Baukörpers, die Mattern genannt hatte, mit zusätzlichem Lärm, Abgasen und Lkw-Verkehr, setzten sie sich zur Wehr. Eine für die Stada AG durchaus akzeptable Alternative sieht Clifford Mattern in einem Standort im Quellenpark, der ehemaligen „Krebsschere“. Denn „Auf der Scheer“ habe Stada nämlich die besseren Expansionsmöglichkeiten.
Das sieht auch die SPD so. „Es ist eine Schande, wie die Stadt der Stada hinterher läuft statt an einem runden Tisch einen Ausgleich der Interessen auch mit den Bürgern zu suchen“, kommentierte SPD-Vorsitzender Udo Landgrebe.