Niederdorfelden. Begonnen hat alles mit einem kleinen Leck in der Wasserzufuhr nach Frankfurt. Deshalb waren Bauarbeiten unumgänglich. Weil die Fernwasserleitung aber die südliche Wetterau, Teile des Main-Kinzig-Kreises und Frankfurt mit Wasser versorgt, durfte eine Unterbrechung für die notwendige Reparatur auch nur kurze Zeit in Anspruch nehmen. Eine anspruchsvolle Baustelle also.
Es war guter Rat teuer, da die undichte Stelle in der zirka einen Meter dicken Wasserleitung unterhalb der Nidder lag, in acht Metern Tiefe. Die Fernwasserleitung aus dem Vogelsbergkreis, die neben der südlichen Wetterau mit Bad Vilbel, Karben sowie den Kreiswerken Main-Kinzig und Niederdorfelden vor allem Frankfurt mit einem Großteil ihres rund 20 Millionen Kubikmeter zählenden jährlichen Wasserbedarfs versorgt, durfte nicht lange unterbrochen werden.
Die OVAG, die die Wasserversorgung betreibt, hatte deshalb zunächst vorgeschlagen, mit einem überirdischen Pumpwerk und einer Rohrbrücke die Nidder und die Bruchstelle überbrücken zu wollen. Doch dagegen gab es zuerst seitens der Unteren Naturschutzbehörde Bedenken, weil nach ihrer Ansicht die Brücke einen Eingriff in die Auenlandschaft darstellen würde, und wenig später auch vonseiten der Gemeinde Niederdorfelden, die ebenfalls der Ansicht war, dass ein solches Bauwerk nicht in die Landschaft passt.
Weil aber die Rohrsanierung unausweichlich war und das Freilegen einer acht Meter tiefen Leitung unter der Nidder die Landschaft noch mehr in Mitleidenschaft gezogen hätte, machte die Gemeinde den Vorschlag, die Rohre von der Pumpstation bis zum Damm der nahe gelegenen B 521 parallel zur Nidder zu verlegen und sie erst im Schatten der B 521 über die Nidder zu führen. »So fallen die Rohre am wenigsten auf, und für die OVAG wird es auch nicht so teuer«, begründete Niederdorfeldens Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) den Vorschlag seines Gemeindevorstandes. Gesagt, getan, denn der Vorschlag kam allen entgegen.
Dann waren die Techniker an der Reihe. Obwohl nur etwa 200 Meter mit zwei Rohren zu überbrücken waren, entstand eine echte Großbaustelle. »Es ist eine der aufwendigsten Bauarbeiten, die wir bei der OVAG in den vergangenen Jahren an den Leitungen hatten«, erklärt OVAG-Projektleiter Florian Odermatt. Um die Rohrbrücke über den Fluss legen zu können, musste zu beiden Flussseiten zunächst ein Schacht gebaut werden mit zwei 100 Tonnen wiegenden Betonkästen. Diese sind etwa sechs Meter lang, vier Meter breit und vier Meter hoch. In ihnen kommt die Fernwasserleitung an, die an dieser Stelle 1,20 Meter Durchmesser hat. Am Schachtbauwerk wird sie in zwei Rohre geteilt, die jeweils 60 Zentimeter Durchmesser haben. Dazu braucht man ein sogenanntes Hosenstück. Warum es so heißt, erklärt sich beim Anblick: Diese Maßanfertigung sieht aus wie eine Hose. Die beiden Rohre führen also von hier durch das erste Schachtbauwerk und anschließend einige Meter in die Höhe, aus der Erde heraus, schweben dann auf einer Länge von 32 Metern frei über dem Fluss und knicken dann wieder in die Erde ab, wo sie nach dem zweiten Betonschacht wieder zu einer Leitung zusammengeführt werden.
Der Höhenunterschied ist bei einem Druck von 10 bar auf der Wasserleitung gar kein Problem, um das Wasser über die Brücke zu leiten. Zwei Rohre sind deshalb nötig, um die zahlreichen Biegungen auf so kurzer Strecke besser warten zu können. Vorübergehend kann nämlich ein Rohr abgesperrt und gewartet werden, während durch das zweite Rohr das Wasser weiterläuft.
Vier Jahre haben Planung und Vorarbeiten für dieses Bauwerk gebraucht. Und zwei, drei Jahre, da ist sich der Bauleiter sicher, wird die Natur nun brauchen, um die ehemalige Baustelle vergessen zu lassen. Im September wurden die Leitungen nach aufwendigen Druckprüfungen und Desinfektionen in Betrieb genommen.
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