Stark und mutig sein will die elfjährige Leo im neuen Kurzfilm mit dem Titel „Löwin“ von Alexander Conrads. Der Film erzählt die Geschichte eines Kindes, das mit der Depression des Vaters und der Abwesenheit der Mutter umgehen muss. Einer der Drehorte für den Kurzfilm war für fünf Tage Gronau.
Bad Vilbel. Hochwertige Filme mit geringem Budget zu produzieren, ist ein Kunststück, das der junge Filmemacher Alexander Conrads aus Gronau beherrscht. Knapp 2 000 Euro „aus der eigenen Tasche“ investierte er in seinen neuen Kurzfilm „Löwin“. „Selbst so ein kleiner Dreh wie unserer kostet schnell über 10 000 Euro“, sagt der Filmemacher, der zurzeit „Kreatives Produzieren“ an der Internationalen Filmschule Köln (ifs) studiert.
Ermöglicht wird die Produktion zum einen dadurch, dass „ich die Technik von der ifs für mein freies, neben dem Studium gedrehtes Projekt nutzen darf“. Und zum anderen durch „talentierte, gute Freunde.“ Zum Team gehören Kameramann Dennis Banemann sowie Beleuchter Florian von Leitner, Tontechniker Simon Conrads und Regieassistentin Franziska Wieden. Bis auf den Kameramann studieren alle anderen neben Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Alexander Conrads ebenfalls an der ifs. „Das Wetter hat uns ziemlich den Zeitplan durcheinandergebracht, wodurch der Dreh jetzt leider etwas chaotischer als geplant verläuft.“
Neben seinem fünftägigen Dreh im Gronauer Elternhaus ist ein Zusatzdrehtag Ende Januar in der Elly-Heuss-Schule in Wiesbaden geplant. „Dort ist man von dem Projekt sehr angetan“, freut sich das Team und hofft, dass es auch klappt. Fertig sein soll der Film Anfang April, damit er auf nationalen und internationalen Filmfestivals eingereicht werden kann. „Solche Festivals sind für Kurzfilme die einzige wirkliche Plattform und für junge Filmemacher wie mich die einzige Chance, sich einen Namen zu machen.“
Unterstützt beim Casting seiner beiden jungen Darstellerinnen hat Alexander Conrads erneut Corinna van Eijk, die Leiterin der „Scaramouche Academy“ in Wiesbaden. Auf der hessischen Jugendschauspielschule lernen Kinder und Jugendliche im Unterricht und Workshops das Spielen auf der Theaterbühne und vor der Kamera. Zu den Schülerinnen gehören Hauptdarstellerin Leonie, kurz Leo, die Zoe Lara Löhmann (11) darstellt, und ihre beste Freundin Isabell, die von Mara Schmid gespielt wird.
Das Thema des Films „Depression eines Elternteils“ ist für rund 3,8 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland Realität. Knapp 180 000 Kinder müssen miterleben, wie ein Elternteil wegen einer psychischen Erkrankung stationär behandelt wird.
Mit „Tatort-Schauspieler“
Fast jedes sechste Kind wächst wie Leo im Film mit psychisch oder suchtkranken Eltern auf. „Nur rund 40 Prozent dieser Kinder erhalten professionelle Hilfe. Ich denke, Film ist ein geeignetes Medium, um auf die Probleme der Betroffenen und ihrer Kinder hinzuweisen und sie zu motivieren, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen“, so Conrads. Leo geht in die sechste Klasse eines Gymnasiums, lebt mit ihren Eltern in einem Frankfurter Vorort, als ihr Vater Roman, den Isaak Dentler (festes Ensemble-Mitglied am Schauspiel Frankfurt und bei „Tatort“-Krimis im Fernsehen) spielt, immer öfter beginnt, offenbar grundlos zu weinen.
Leo ist diejenige, die für ihn da sein muss, da ihre Mutter, gespielt von Kathrin-Marén Enders, viel zu viel arbeitet. Leos unspektakuläres Kleinstadt-Kinder-Leben ist schlagartig vorbei. Sie erlebt mit, wie Depressionen einem Menschen jegliche Energie rauben. „Leo ist stark, viel stärker, als sie aussieht, aber auch für sie wird die Krankheit ihres Vaters zu einer immer größeren Belastung“, erläutert Alexander Conrads sein Konzept.
Beinahe jeden Tag nach der Schule wird sie mit den düsteren Gedanken ihres Vaters konfrontiert, mit seinen Schuldgefühlen, seinem Selbstmitleid, seinem Schmerz.“ Leo verliert ihre Unbeschwertheit. Da sie ihren Vater liebt, spielt sie die Probleme herunter. Sie akzeptiert, dass ihre Mutter sich in Arbeit flüchtet und sie allein lässt.“ Leo merkt erst wie sehr das Ganze sie selbst belastet, als sie ihre beste Freundin zu verlieren droht.
Regisseur Alexander Conrads, ist mit seinen jüngeren Brüdern in Gronau aufgewachsen. Nach dem Abitur 2011 am Georg-Büchner-Gymnasium studierte er in Mainz Filmwissenschaften und Audiovisuelles Publizieren.“ 2013 ging er für ein Semester an die Uni nach Memphis und drehte dort seinen ersten Dokumentarfilm „Once there was a cigar box“. 2015 schloß er sein Studium mit dem Bachelor of Arts ab. Nach zwei Jahren als freier Filmemacher beginnt er im März 2017 an der Internationalen Filmschule Köln (ifs) „Kreatives Produzieren“ zu studieren.