Karben. Wiesen, Feldwege – überall sprießt das gelbe Jakobskreuzkraut. Als giftige Gefahr für Menschen und Tiere rückt es immer weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit – nicht nur unter Pferdeliebhabern und Landwirten
„Mittlerweile haben wir es gut im Griff“, erzählt der Petterweiler Stallbetreiber Thomas Klötzel. „Doch es ist ein permanenter Kampf. Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern ziehe ich regelmäßig los, um die Kreuzkräuter auszustechen.“ Die Pferdefreunde aus Petterweil sind froh. Ihre Tiere sind gesund, Vergiftungen durch die Kräuter gab es hier noch nicht.
Nur selten fressen Pferde einmalig eine so große Menge des gelb blühenden Jakobskreuzkrautes, dass sie tödlich wirkt. Meist findet die Anhäufung der Giftstoffe über mehrere Wochen oder Monate, gar Jahre hinweg, statt. „Ein heute auftretender Leberschaden kann auf eine Jahre zurückliegende Einnahme des Giftes zurückzuführen sein“, erklärt Thomas Wamser vom Reit- und Fahrverein Karben. „Durch die langen Wirkzeiten des giftigen Kreuzkrautes kommt es oftmals zu Fehldiagnosen.“
„Wegen hoher Tierarztkosten und den zusätzlichen Kosten wird eine Obduktion meist gescheut“, vertieft Pferdehalterin Marlit Hoffmann vom Arbeitskreis Kreuzkraut die Problematik. „Um die 100 Pferde sind bisher in der Bundesrepublik nachweislich an der Einnahme von Kreuzkräutern verstorben.“ Die Dunkelziffer liege jedoch wesentlich höher.
Ein großes Problem seien die Wiesen zur Heugewinnung, so Wamser. Die ausgewachsenen Pflanzen beinhalten Bitterstoffe, die Tiere instinktiv vom Verzehr abschrecken. Im getrockneten Zustand verfallen diese, nicht jedoch die giftige Wirkung. Ebenso verhält es sich mit Jungpflanzen. Da der Bitterstoff erst in der siebten Woche des Wachstums ausgebildet wird, stellen im Heu auch junge Pflanzen eine Gefahr dar. Dabei sind nicht nur Pferde betroffen. Ergebnisse wissenschaftlicher Futtertests führen an zweiter Stelle der gefährdeten Tierarten das Rind, weit dahinter Schafe und Ziegen auf. Von Vergiftungen des Menschen durch Geiskräuter in Salatmischungen wurden ebenfalls berichtet, so das Bundesministerium für Risikobewertung (BfR). „Es wäre wichtig, die Gefahr des Krautes in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, meint Pferdebesitzerin Anette Kleyensteuber-Pracht. „Es gibt viele Giftpflanzen, doch kaum eine hat sich in den letzten Jahren so schnell vermehrt wie das Jakobskreuzkraut.“