Das Leben ist kein Spiel. Wer von uns wüsste das nicht. Und doch können wir von Spielerfahrungen viel lernen. Ein Beispiel: Im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft verlor Deutschland gegen Frankreich mit 0:2. Diese Niederlage schmerzte, weil Jogis Jungs doch über weite Strecken besser gespielt hatten. Man kann also viele Einzelerfolge im Spiel haben und am Ende traurig als Verlierer vom Platz gehen müssen.
Jesus hat in seiner Verkündigung diese allgemeine und zu allen Zeiten gültige Erfahrung aufgegriffen und im Blick auf das ganze Leben gesagt: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ (Matthäus 16,26 nach der Lutherübersetzung). Auch wir verstehen das sehr gut: Man kann im Leben im Alltag viel Erfolg habe, geschäftlich oder sportlich, man kann viel Geld verdienen oder erben und sich große materielle Güter anschaffen, man kann Anerkennung im ehrenamtlichen Engagement in der Politik oder in Vereinen haben und gleichzeitig seelisch mehr und mehr ausgebrannt sein. Eine alte Weisheit sagt: Die Seele des Menschen lässt sich nicht betrügen. Wo sie um ihren Frieden betrogen wird, wehrt sie sich. Zuerst vielleicht ganz leise, später dann auch sehr laut. Wir sollten lernen, frühzeitig auf die leise Stimme in uns zu hören. Und wo unsere Seele laut schreit, spätestens dann sollten wir ihren Schrei nicht überhören. Und etwas ändern.
Nun kommt noch eine Erfahrung hinzu, die viele Menschen im Erleben von Krisen gemacht haben. Erlittene Niederlagen und Verluste, die uns Krankheitszeiten und notwendige Therapien körperlicher oder seelischer Art auferlegt haben, werden im Rückblick nach überstandenen Mühen als segensreich angesehen. Sie haben uns zu neuen Lebenseinstellungen verholfen, achtsamer und dankbarer mit allem Guten und Schönen umzugehen. Verlorenes kann so zum Gewinn werden.
Die einfache Logik von Gewinnen und Verlieren geht also manchmal ganz anders auf, als wir zunächst dachten. Für Jesus findet die Seele erst umfassenden Frieden, wenn sie mit Gott, dem Du der Liebe, in eine angstfreie Beziehung tritt. Um dies zu erlangen, will und kann er unser Seelenführer sein. Hören wir doch seinen Ruf mitten in unserem in vielerlei Hinsicht voll gemüllten Leben! Vielleicht müssen wir tatsächlich erst etwas verlieren, um uns wirklich für das zu öffnen, was unbedingt wertvoll und sinnvoll ist.
Pfarrer Matthias Gärtner,
Ev. Kirchengemeinde Dortelweil