Karben/Bad Vilbel. Ein schabendes, kratzendes Geräusch durchdringt am frühen Sonntagmorgen die Stille. Eines, das in diese Jahreszeit gehört, aber schon lange nicht mehr zu vernehmen war – ein Nachbar schiebt Schnee auf dem Gehweg.
Und er war an diesem Sonntagmorgen nicht der einzige, der in Sachen Schneebeseitigung unterwegs war. Der einsetzende Schneefall Anfang Januar trieb auch die Bauhofmitarbeiter in Karben und die Betriebshofmitarbeiter in Bad Vilbel auf die Straßen. Die städtischen Bediensteten rückten allerdings schon in der Nacht der weißen Pracht zu Leibe. Denn sie hatten eine weit größere Strecke zu bewältigen.
360 Straßen lagen vor den Bad Vilbelern, als sie nachts um halb vier Uhr ausrückten. »Die sind natürlich nicht alle gleichzeitig geräumt«, berichtet Yannick Schwander, Pressesprecher der Stadt Bad Vilbel. Es gibt eine Priorisierung – zuerst die Hauptstraßen, dann neuralgische Punkte, die Nebenstraßen und schließlich alle weiteren städtischen Plätze, Fuß- und Radweg, Bushaltestellen. In Absprache mit Hessen Mobil könne auch schon einmal die B3 mitgeräumt werden, so Schwander.
Insgesamt 16 Kollegen waren laut Pressesprecher in vier Groß- und sechs Kleinfahrzeugen ausgerückt, jeweils mit Pflug und Streugut ausgerüstet und bestückt. Die Stadt habe sich bei den Fahrzeugen neu aufgestellt, sie seien mit Abrollcontainern – im Winter für Streugut und im Sommer für Müll – flexibel einsetzbar. Ziel sei es, so Schwander, die Hauptstraßen vor den Berufspendlern frei zu bekommen. Bei anhaltendem Schneefall werde eben weiter geräumt.
Von den 20 Mann des Bauhofs Karben, berichtet Bauhofleiterin Kristina Quenzel, stehen 17 für den Winterdienst bereit. Der Bereitschaftsführer behält nächstens das Wetter im Auge und kann auf sechs Kollegen in der Bereitschaft zurückgreifen. Würden mehr Kollegen benötigt, werde nachalarmiert, informiert Quenzel. »Die Räumfahrzeuge kommen nur ab einer gewissen Schneedecke zum Einsatz«, bemerkt Yannick Schwander. Alle Mann seien erst zwei-, dreimal in diesem Winter gefordert gewesen, berichten Quenzel und Schwander.
Lkw und Multicar mit Schneeschild und Streugut stehen in Karben für die großen Straßen bereit. Traktoren mit Schneeschild und Streumittel werden auf Radwegen eingesetzt und Pritschenfahrzeuge unterstützen die Handräumung, die rund um Bushaltestellen, Treppen und Gehwege gebraucht werden. »Wir streuen nur noch mit Salz. So wenig wie möglich, so viel wie die Verkehrssicherungspflicht nötig macht«, erklärt Kristina Quenzel. Vom Split sei man abgekommen, da das den Kanal verdrecke. In zwei Hallen werde das Streugut, einmal lose und einmal in Säcken, gelagert.
Auch in Bad Vilbel wird nur Salz verwendet. Aus den schneereichen Wintern, als das Streusalz knapp wurde, habe man gelernt. Bad Vilbel habe eine neue große Streuguthalle gebaut, in der würden 250 Tonnen Streugut gelagert. Das habe, so Schwander, den Vorteil, dass die Stadt einen guten Vorrat habe und die Bestände auffüllen könne, wenn das Streugut günstig einzukaufen sei.
Gefahr durch gefrierende Nässe
Allerdings »sind unsere Leute schon öfters im Einsatz gewesen, um bei gefrierender Nässe zu streuen«, bemerkt Georg Klein, kaufmännischer Leiter der Karbener Stadtwerke. Hier werden besonders Brücken, Übergänge und Steigungen angefahren. Wenn die Bauhofmitarbeiter im Winterdienst sind, dann bleiben andere Arbeiten liegen. »Das sind zur Zeit hauptsächlich Gehölzarbeiten«, so Quenzel. Die drei Mitarbeiter, die nicht im Winterdienst eingeteilt sind, kümmerten sich etwa um die Leerung der Mülleimer und auch die Kontrolle der Spielplätze werde nicht ausgesetzt.
Und auch die private Gehwegräumung scheint überwiegend zu funktionieren, denn: »Uns haben keine Beschwerden erreicht«, sagen Kristina Quenzel und Yannick Schwander.
Von Christine Wieberneit