Karben. Stirbt ein geliebter Mensch, hinterlässt er eine große Lücke. Die Trauer kann lange anhalten, und oft fühlen sich Betroffene damit allein. Raum und Zeit für Gespräche bietet jetzt ein Offener Trauertreff, der sonntags stattfinden soll. Dazu lädt die Ambulante Hospizhilfe Karben ein.
»Trauer braucht Gemeinschaft, Trauer braucht ein Gegenüber und einen Ort, um über seine Gefühle zu reden«, sagt Vincentia Beck-Wagner. Sie gehört zu dem dreiköpfigen Team der Ambulanten Hospizhilfe Karben, die genau dieses Angebot machen möchte für Männer und Frauen. Auf unkomplizierte Weise, als offener Treff, bei dem jede/r willkommen ist, der in geschützter Atmosphäre über seinen Verlust sprechen möchte. Oder einfach mal raus möchte aus seiner Einsamkeit und auf Menschen in ähnlicher Situation treffen möchte.
»Jede Trauer ist anders, wir geben nichts vor«, betonen die drei Initiatorinnen Martina Hahn, Vincentia Beck-Wagner und Daniela Taron. Sie sind einfühlsame und erfahrene Ehrenamtliche, die schon lange für die Ambulante Hospizhilfe tätig sind. »Ich habe selbst meine Eltern bis zu ihrem Tode begleitet und um sie getrauert. Aber nach einer gewissen Zeit habe ich festgestellt, dass mein Akku wieder voll ist und ich anderen helfen kann, Tod und Trauer zu verarbeiten«, sagt Beck-Wagner. Ähnlich ist es den anderen beiden im Team ergangen. In der Ambulanten Hospizhilfe haben sie die Möglichkeit gefunden, sich zu engagieren und fortzubilden als ehrenamtliche Hospiz- und Trauerbegleitung. Schon einmal, im März vor zwei Jahren, haben sie zum offenen Trauertreff eingeladen. Der Zuspruch war groß gewesen, elf Menschen kamen. Aber dann sorgte der Corona-Lockdown für einen abrupten Stopp. Folgetreffs waren nicht möglich. Aber das Team, das sich damals gefunden hat, ist am Ball geblieben, hat Trauerseminare besucht, Einzelbegleitungen durchgeführt und dabei immer wieder gemerkt, dass ein offener Trauertreff in Karben fehlt. »Jetzt können wir endlich diese Lücke schließen«, sagt Hahn.
Alles Gesagte
bleibt im Raum
Bewusst sei für die Treffen der Sonntag gewählt worden, weil das der Wochentag sei, an dem Trauernde den Verlust und die Einsamkeit am stärksten spürten. Als Ort sei das »Kuhtelier« in Groß-Karben gewählt worden, weil hier in neutraler und dennoch geschützter Runde ein erstes Kennenlernen und Austausch bei einem Kaffee, Tee und Gebäck möglich sei. Ein Folgetermin ist schon festgelegt. Wie sich die Gruppe entwickele, hänge von den Teilnehmenden ab.
Wichtig ist dem Team des Trauertreffs, dass sich jeder und jede in der Runde wohlfühlt, dass man einander zuhört und die Gefühle anderer achtet. Begonnen wird das Treffen mit einer Vorstellungsrunde. Eine weitere elementare Gesprächsregel ist, dass alles Gesagte im Raum bleibt und der Verschwiegenheitspflicht unterliegt. Weil Trauer so vielfältig ist und jeder Mensch den Tod eines Verwandten oder Freundes anders verarbeitet, ist Offenheit und Akzeptanz wichtig. In der Gruppe reden müsse aber nur, wer wolle, denn für manche sei schon der Schritt raus aus dem Haus ein großer Schritt.
»Ratschläge, wie man trauern soll und den Verlust verarbeitet, sind fehl am Platz«, sagt unumwunden Martina Hahn. Zuhören helfe immer, ähnliche Erfahrungen helfen und das Sprechen über Trauer, Schmerz, Wut, Enttäuschung. Hahn rät zur Geduld mit sich selbst und anderen, denn wie lange eine Trauer dauert, wie sie sich anfühlt und wie der Schritt in eine neue Verortung seiner selbst verläuft, das könne niemand sagen.
»Wir möchten die Gäste des Trauertreffs auf ihrem Weg unterstützen. Sie allein geben Tempo und Themen vor«, so das Team. Bei Bedarf können auch Informationen zu Trauerphasen und wie man bestimmte Gefühle und Verhaltensweisen einordnen kann, in die Gruppe gegeben werden. (ado)
Kontakt und Termin
Offener Trauertreff Karben: Sonntag, 15. Mai, von 15 bis 17 Uhr. Folgetermin am 12. Juni. Ort: »Kuhtelier« im Schlosshof Leonhardi in Groß-Karben, Burg-Gräfenröder Straße 2d, Kontakt: Ambulante Hospizhilfe Karben, Ruf 0 60 39/9 39 87 38