Pfarrer Herbert Jung: Ein Mann des Wortes, Ästhet, Bauherr, geschickter Verwalter
Bad Vilbel. Mit Musik, Gesang, Sketchen, Reden und einem Bild bedankte sich die katholische St. Nikolaus Gemeinde Bad Vilbel bei Pfarrer Herbert Jung für 25 gemeinsame Jahre. Pater Joshy George Pottackal überbrachte im Namen des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf das Ruhestandsdekret für den Pfarrer.
Im Rahmen ihres Gemeindefestes mit buntem Programm und einem festlichen Gottesdienst verabschiedete sich die St. Nikolaus Gemeinde Bad Vilbel von ihrem langjährigen Pfarrer Herbert Jung. Jung feiert am 29. November seinen 75. Geburtstag, der nach kirchlichem Recht mit dem Wechsel in den Ruhestand verbunden ist. Am festlichen Gottesdienst nahm Pater Joshy George Pottackal für den Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf teil. Er überbrachte Grüße, verlas die Rede des Mainzer Bischofs und überreichte das Ruhestandsdekret.
Vor 48 Jahren wurde Pfarrer Herbert Jung im Trierer Dom zum Priester geweiht und war anschließend als Kaplan in Gemeinden und der Klinikseelsorge eingesetzt. Seit 1997 war er im Bistum Mainz tätig, wurde hier 2015 inkardiniert. Im Oktober wäre Herbert Jung 25 Jahre als Pfarrer von St. Nikolaus und den Filialen St. Marien in Dortelweil und Herz-Jesu in Massenheim tätig. Zudem war er stellvertretender Dekan und zuletzt auch Administrator von Verklärung Christi Heilsberg.
Klar, verständlich und schnörkellos
»Ideenreich haben sie das Evangelium zu den Menschen gebracht«, lobte der Bischof. Und fügte hinzu, dass »weit über Bad Vilbel und unser Bistum hinaus« seine anregenden Segenstexte und Gottesdienstgestaltungen als Inspiration aufgenommen wurden. Zudem sei Jung Konflikten nicht aus dem Weg gegangen, sondern habe sie beherzt angegangen und aktiv an Veränderungen mitgewirkt.
Vom Mann des Wortes, der begeisterte und klar, verständlich, schnörkellos und geistreich das Evangelium verkündete, verabschiedete sich im Namen der Gemeinde nach 25 gemeinsamen Jahren Wolfgang Modery. Er würdigte Jung als einen »Mann des Wortes, als Ästhet, als Künstler, als Bauherrn und als geschickten Verwalter der Finanzen«.
Ihm sei es gelungen, die zuvor verschuldete Kirchengemeinde mit Sparsamkeit und Geschick zu sanieren. Zugleich habe er den Kirchenraum mit Kunst, Musik und Worten zu einem Ort für Geist und Seele gemacht. Gefürchtet sei über die Gemeinde hinaus seine streitbare Seite, die keinem Konflikt auswich. »Wir werden dich vermissen als wachen Geist«, sagte Modery.
Das Mitglied im Katholischen Ehrenrat im Bistum Mainz sprach gemeinsam mit der Gemeinde den Segen für Pfarrer Jung, bevor sich dieser an die Gottesdienstteilnehmer wandte. Am Tag seiner Priesterweihe sei er davon überzeugt gewesen, zu einer Kirche zu gehören, die jung und lebendig sei. »Ob dieser Satz heute noch gilt, kann ich nicht sagen.« Zudem habe er nie gedacht, dass er am Ende der 25 Jahre als Pfarrer in Bad Vilbel »im Krieg leben muss«. Dies zeige wie zerbrechlich der Frieden sei. Sein größtes Sorgenkind sei die Kita St. Nikolaus gewesen. »Kinder in aller Welt müssen lernen, das Krieg führen Tod bedeutet. Wir brauchen dafür Erzieher und keine Legosteine, keine Puppen und keine Bauklötze«, wandte er sich an Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU). Und an die Gemeinde: »Sie haben in einem Vierteljahrhundert 1000 Predigten von mir gehört.« Und er sprach die Sorgen eines Pfarrers im stillen Kämmerlein an. Dieser fragte sich immer wieder »verkünde ich wirklich das Wort Gottes?«, »Hast du es richtig ausgedrückt?«
Zum Abschied schenkte Pfarrer Jung seiner Gemeinde selbstentworfene und mit der Hand genähten Kirchengewänder. Dorothee Knoblauch überreichte ihm im Namen der Gemeinde ein Bild mit dem Titel »Emmaus« von Jacques Gassmann. Der Künstler habe diese Version des Motivs extra für ihn gemalt.
Pfarrvikar Dieter Bockholt wird dann ab dem 15. Oktober auf Pfarrer Herbert Jung folgen.