Sven Gutjahr braucht viel Geduld und Organisationstalent. Er ist Oberbauleiter der Bad Vilbeler Büchereibrücke und der Mediathek. Die komplexe Technik des Gebäudes und ein Wasserschaden erfordern viel Geschick. Seit dieser Woche an sind die Außenanlagen zur Nidda an der Reihe.
Bad Vilbel. Wer mit Gutjahr vor Ort sprechen möchte, braucht Zeit. Er ist für die Schumacher & Schneider Bau-&Projektmanagement GmbH (Frankfurt) tätig, sorgt für den geregelten Ablauf bei der Erstellung von Brücke und Mediathek. Er koordiniert die Gewerke vom Abriss der alten Brücke und dem Rohbau bis hin zu der Neugestaltung der Anlage vor dem Kurhaus.
Auf dem Weg zum Bibliotheksgebäude spricht ihn der Vorarbeiter einer Armaturenfirma an. Gutjahr muss deren Arbeitszettel gegenzeichnen, jeden Morgen und Abend die Anzahl der Beschäftigten und deren Arbeitsstunden quittieren. Gutjahr ist für die Einhaltung der Bauplan-Abläufe und die Qualität der gelieferten Arbeit und Materialien zuständig. Lediglich für Technik und Elektro gibt es eine separate Bauüberwachung. Doch Gutjahr bleibt genügend Verantwortung. Wo er auf der Baustelle auftaucht, wird er angesprochen. Eine Frau breitet vor ihm eine Planskizze aus. Es geht um Brandschutz. Wo befindet sich der Unterflurhydrant? Auf welcher Seite liegt der Hauptwasserschieber? Und wie verlaufen die Zufahrtswege für Rettungsfahrzeuge? Gutjahr hat die Daten im Kopf.
Sehr techniklastig
In den zur Stadt hin gelegenen Untergeschossen wäre ein Ortstermin derzeit nur mit Schutzkleidung möglich. Ein Wasserschaden am Tag vor der Abnahme des fertigen Rohbaues hat die Arbeiten zum Erliegen gebracht (wir berichteten) – und Gutjahr zusätzlichen Organisationsaufwand. Wie berichtet, geriet Ende Juni aus noch ungeklärten Gründen Regenwasser in den Schmutzwasserkanal der Stadtbibliothek.
Er habe gehofft, dass der Estrich erhalten bleiben könnte, doch dem war nicht so, weiß Gutjahr. Auch die Wände mussten auf halber Höhe abgerissen werden. Der Rückbau der Estrich- und Wandflächen läuft seit gut einer Woche, nach dem Rückbau erfolgt die Wiedermontage. Die Sanierung hat Auswirkungen auch auf die nicht betroffenen Räume im Erd- und Obergeschoss. Solange gebaut wird, bleiben die bereits aufgestellten Regale der Bibliothek verhüllt.
Auch wenn die Baustelle Neue Mitte noch anspruchsvoller sei, „die Bibliothek hat eine große Komplexität, ist sehr techniklastig“, erklärt Gutjahr. Da gelte es, Raffinessen in den Bauablauf zu integrieren. „Die Technik muss in die letzten Ecken hin, damit sie nicht sichtbar ist.“ In den unteren Etagen zum Kurpark hin ist schon alles startklar. Im Serverraum hängen meterbreite Kabelstränge, im Batterieraum leuchten grüne Lämpchen. Auch die Lüftung und die Wasserpumpen sind betriebsbereit.
Selbst an nicht sichtbaren Stellen wird gearbeitet. Gutjahr zeigt an der Niddaböschung auf eine Gondel, die direkt unter der Brücke den Fluss quert. Ein Elektrikerteam ist dort im Einsatz. Die Gondel bleibt – für Wartungsarbeiten. Noch etwas anderes zeigt er unter der Brücke: Nistkästen für Fledermäuse und Bachstelzen.
Steintreppe kommt
Während die Bauarbeiten bis auf die Sanierung der Wasserschäden weitgehend abgeschlossen sind, geht es vor der Brücke zügig weiter. Demnächst werde eine Steintreppe mit sieben Stufen zur Nidda hin angelegt. Darauf können sich Passanten setzen und den Fluss genießen. Anschließend arbeite sich das Landschaftsbau-Unternehmen weiter zum Kurhaus vor. Die eigentlich aufwendige Arbeit sei das Neuverlegen von Leitungen und Kanälen gewesen, sagt Gutjahr. Mitte August soll abgeschlossen sein, was noch wie eine Erdkraterlandschaft aussieht. Doch oft steckt der Teufel im Detail. Gutjahr obliegt auch die Qualitätsprüfung der Handwerkerleistungen. Zwar kontrollieren die Fachfirmen selbst, aber er muss sehen, ob zusammenpasst, was bestellt wurde. Ob die Fliesen und der Bodenablauf in der Küche zusammenpassen, stelle sich erst im Ablauf der Bauarbeiten heraus. Höhe, Toleranz, müsse man eventuell anpassen. Auch der eng getaktete Bauzeitplan ist eine Herausforderung. Gutjahr hat dafür Puffer – lässt dann zwei Gewerke zeitgleich arbeiten. Größte Herausforderung sei, „alle unter einen Hut zu bringen“.