Karben. (pm) Das herbstliche Jubiläumsprogramm »1250 Jahre Rendel – Ein Jahr Rendel« steht unter dem Motto »Fülle und Vergänglichkeit« und erinnert am Sonntag, 10. November, um 11 Uhr in einem Etwas-anderen-Gedenkgottesdienst mit dem Karbener Stolperstein-Initiator Hartmut Polzer an eine dunkle Seite der Rendeler Geschichte.
Zum 86. Mal jähren sich die Judenpogrome von 1938, die auch in Rendel dazu führten, dass die verbliebenen Juden am Lindenplatz – Max, Bertha und Kathinka Grünebaum, die bis dahin eine weit über Rendel bekannte Rinds-Metzgerei betrieben – den Ort verließen.
Wenig zuvor hatte Max Grünebaum noch geglaubt: »Hier in meinem Rendel tut mir keiner was«, doch in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November plünderte die SA wie vielerorts ihr Haus mit Geschäft im Gronauer Weg. Sie wurden geschlagen, ihrer Wertsachen geraubt, das Inventar zerstört und Möbel auf die Straße geworfen.
Daraufhin verließen sie Rendel, um in der vermeintlichen städtischen Anonymität Frankfurts sicherer Leben zu können.
Ihre Hoffnungen wurden nicht erfüllt, keiner überlebte den Holocaust: Kurz bevor auch Lea Weinberg aus der Rendeler Obergasse hochbetagt in Theresienstadt ermordet wurde, fand auch Max Grünebaum am 28. August 1942 mit 73 Jahren in Auschwitz den Tod. Im Anschluss an den Etwas-anderen-Gedenk-Gottesdienst wird eine Gedenktafel für seine Familie auf dem Lindenplatz enthüllt.
Auf der anderen Tafelseite wird sich dann die Gedenktafel für die fünf Menschen aus dem nahen Mittelweg befinden, die durch eine Fliegerbombe kurz vor Ende des Kriegs ums Leben kamen und die bereits im zentralen Friedenswald stellvertretend für Rendel steht. Gleichsam zweier Seiten oder Anfang und Ende des Krieges.
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