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Fulderkist’ saniert – Gebäude aus dem 17. Jahrhundert strahlt in neuem Glanz – „13. Fee“ zieht ein

In das seit 2006 geschlossene Traditionshaus Fulderkist’ zieht neues Leben ein. Ein Frankfurter Immobilienmakler hat es aufwändig restaurieren lassen und auch zugemauerte Fensterbögen wieder freigelegt. Jetzt ziehen die neuen Mieter ein

Bad Vilbel. „Ich habe mich schon vor vielen Jahren in das Haus verliebt, und ich wollte es haben“, sagt ein in Dortelweil lebender Italiener, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Dies, obwohl er an der Ecke Frankfurter Straße / Erzweg in der Innenstadt etwas durchaus Gemeinnütziges unternimmt.

Von den wenigen historischen Gebäuden, die es in Bad Vilbel noch gibt, versammelt sich ein Ensemble rund um das Alte Rathaus: das jetzige Brunnen- und Bädermuseum und eben die nun in neuem Glanz erstrahlende Fulderkist’, ein Fachwerkhaus, das noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) stammt.

Ein Liebhaberobjekt

Nahezu rund um die Uhr und zum Teil in Eigenarbeit, der neue Eigentümer ist auch gelernter Steinmetz, hat er das alte Haus restauriert und saniert. Ein Liebhaberobjekt, das ist gleich zu spüren. Denn dem Käufer ging es auch darum, wieder die authentische Struktur des Gebäudes herzustellen.

„Fälschlicherweise wurde Gips-putz aufgebracht, den haben wir entfernt“, sagt er. Die Böden mussten trocken gelegt werden. Und dort, wo auf der Außenfassade zum Erzweg hin einst ein Wandgemälde angebracht war, sind jetzt wieder die Umrisse der früheren Rundbogenfenster zu sehen.

Nach eigenem Gusto konnte in dem denkmalgeschützten Gemäuer nicht gearbeitet werden. Es galt nämlich, strenge Vorgaben zu erfüllen. So durften bei den Malerarbeiten nur Leinölfarben verwendet werden – „die sind vier Mal so teuer wie handelsübliche“, sagt der neue Eigentümer.

Jetzt gibt es nur noch Feinarbeiten zu erledigen, an den Fenstern, im Außenbereich. Innen wurden bereits die Elektrik und die Wasserinstallation erneuert. Von den Vorbesitzern sei „nie etwas gemacht worden“, seufzt er. Es sei lediglich übertüncht und überputzt worden. Auch am Dach musste dringend etwas getan werden. Alte Balken wurden erneuert. Was er in das Haus investiert, will der Mann lieber nicht beziffern, aber das Finanzielle ist ihm auch nicht der wichtigste Aspekt: „Ich habe Spaß an dem Objekt“, betont er. „Da muss man viel Zeit und Geld investieren.“ Und als Immobilienprofi weiß er bereits jetzt: „Das wird sich die ersten zehn Jahre nicht rentieren.“ Doch am Ende soll es sich lohnen, „das Haus in neuem Licht erscheinen zu lassen“, meint er gelassen: „Das ist was für die Ewigkeit.“ Und das noch an einer „Super-Ecke“, wo sich die Fulderkist’ in eine historische Häuserzeile einreiht. Doch eines ist für immer passé: dass diese Straßenecke Bad Vilbels Nachtleben beherberge. Im Erzweg 4 befand sich das Musiklokal „Havanna Club“, das im Mai 2002 nach 25 Jahren wegen Anwohnerbeschwerden von der Stadt geschlossen wurde.

Von 1984 bis Mai 2006 machte Wirt Mathias Schostek das Kellerlokal Fulderkist’ zu einem beliebten Treffpunkt.

Die ehemalige „Lottofee“ Karin Tietze-Ludwig kaufte das Haus im Jahr 1977 mit ihrem Mann Hans-Jürgen. Dem Anwesen drohte der Abriss. Der damalige Bürgermeister Erich Glück (SPD) wollte das Eckhaus dem Erdboden gleichmachen, um mehr Platz zum Abbiegen auf der damals noch zweispurigen Frankfurter Straße zu schaffen.

Wertvolles Fachwerk

Als die Tietzes das Haus 1977 entdeckten, regierte dort bereits seit langem der Verfall. Eine Schütte stand an einem Kellerfenster. Es habe der Eindruck bestanden, „als ob ganz Bad Vilbel dort seinen Müll hinein gekippt hätte“, erinnerte sich die Karbener Ex-Eigentümerin 2008. Damals suchte sie noch nach Mietern für die zwei renovierten Fachwerk-Wohnungen sowie je zwei Gaststättenräume im Gewölbekeller und im Erdgeschoss. Die Tietzes entdeckten nach ihrem Kauf wertvolles Fachwerk und gewannen den Landesdenkmalpfleger Professor Gottfried Kiesow dafür, das Haus 1979 auf die Denkmalliste zu setzen. Noch 1978 spottete ein Leser über die Restaurierung in einer Zeitung: „Am Erzweg bleib’ ich manchmal steh’ und denk, was iss dess für’n Mist mit dere aale Fulderkist’? Was sinn dess bloß dann für Phantaste, die kaafe so’n aale Kaste.“

Jetzt aber wird die „Fulderkist zu neuem Leben erweckt und die „13. Fee“ zieht ein. Die Kunden erwartet Styling von Kopf bis Fuß sowie regionale Köstlichkeiten an der kleinen, aber feinen Cafébar.

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