Karben. Helmut Anhäuser genießt die Ruhe des Petterweiler Waldes. Der Forst hat erst eine kurze Geschichte. Angelegt wurde die Fläche von der Bahn vor nicht mal 30 Jahren als Ausgleich für die ICE-Strecke. Von der Ferne beobachtet Anhäuser, wie zwei Rehe im Gebiet herumstreifen. Die Spuren von Wildschweinen sind zu sehen.
Eine andere Art Sauerei prangert der Jäger an: Unbekannte haben einen Hänger voll Bauschutt am Wegesrand abgekippt. Die Spuren, von wo aus der Hänger ins Grün gelenkt wurde, sind noch zu sehen. Klappen auf, rechts und links von der Fläche runter geschaufelt – und weg. Nun liegt das, was auf den Müll gehört, am Rand des jungen Waldes: Kantensteine in unterschiedlicher Dicke, Pflastersteine, Schotter, acht volle Zementsäcke, die irgendwann mal nass wurden und deshalb unbrauchbar sind, sowie vier Reifen ohne Felgen.
Bauschutt im Grünen
»Das hat hier jemand vor Freitagmorgen, 9. August, abgeladen«, ist sich Anhäuser sicher. Noch am Freitag hat der 83-Jährige die Stadt verständigt. »Dass Abfälle in der Gemarkung auftauchen, ist ein öfters vorkommendes Übel«, sagt Bürgermeister Guido Rahn. »Es wird noch ein paar Tage dauern, bis das die Bauhofmitarbeiter hier abtransportieren können«, sagt Anhäuser.
Der Petterweiler Wald ist Anhäusers Oase. Hier verbringt er fast täglich viel Zeit, genießt die Ruhe, kümmert sich um Nistkästen, beobachtet das Wild. Anhäuser ist seit mehr als sechs Jahrzehnten Jäger. Er unterstützt Jagdpächter Armin Zirm, der das Petterweiler Revier, zu dem die Ackerflächen rund um den Ort ebenso gehören wie die fast 30 Hektar Wald, betreut.
Anhäuser erinnert sich noch genau, wie die Fläche vor 23 Jahren zum Wald wurde. »Der Wald wurde von der Bahn angelegt, als Ausgleich für einen Abschnitt der ICE-Strecke Köln-Frankfurt«, erklärt er. »Ein Wald geplant am Reißbrett, und das ziemlich gut«, lobt er. Blühstreifen säumen die Ränder rechts und links der Wege, am Gehölzrand ragen Birken, Weiden, Holunder und Schwarzdorn empor, dahinter wachsen Buchen, Apfel- und Kirschbäume, Ahorn sowie Eichen.
»Die Hauptart ist die Eiche, sie steht aber nicht auf der Gesamtfläche«, erklärt Revierförster Helmut Link. Aus Sicht des Försters handelt es sich hier allerdings nicht um Wald. »Das ist eher ein sehr großes Feldgehölz. Denn Waldklima kann sich hier nicht entwickeln, dafür ist das Gebiet zu klein.« Um als Wald zu zählen, seien viel größere Flächen nötig. Ein Merkmal für Wald sei, dass es dort im Winter wärmer und im Sommer kühler ist. »Das, was wir bei der Hitze bevorzugen.« Um auf die Temperatur einzuwirken sei die Fläche zu klein.
Interessantes Gebiet
Nichtsdestotrotz sei das Gebiet sehr interessant. »In den ersten Jahren, als ich dafür zuständig war, hatten wir noch Zivildienstleistende, deren Aufgabe es war, die eingeflogenen Weiden zwischen den Eichen herauszuharken«, erinnert er sich. Es sei schön, beobachten zu können, wie sich diese Flächen entwickeln und verändern. Dem stimmt Jäger Anhäuser zu. »Einige der Sträucher am Rand beginnen jetzt einzugehen, das ist aber genauso geplant«, sagt Anhäuser. »Irgendwann, wenn nach 60 bis 80 Jahren die Kirschbäume ausgewachsen sind, werden sie gefällt und verkauft. Das ist Forstwirtschaft«, erklärt Link.
Anhäuser ist froh über den Lebensraum, der geschaffen wurde, wenngleich das Vorkommen von Wildschweinen ihn besorgt. »Sie verursachen auf den Feldern vor allem bei Kartoffeln und Mais schon große Schäden.«
Sein Blick schweift über die Suhle, in den Wald. »Heute Abend werde ich rausgehen und sie beobachten«, sagt er. Anhäuser zeigt auch noch eine Wasserstelle, die er und seine Kollegen angelegt haben. »Vögel brauchen Wasser zur Gefiederpflege, Rehe beobachte ich hier an der Tränke seltener«, erzählt er.
Viel interessanter sei das, was sich im Wasser tummelt. »Da sind Kaulquappen.« Weit und breit sei kein Gewässer in der Nähe. Aber irgendwoher müssten die Kröten gekommen sein, die hier laichten. Nun seien die Tierchen ideale Nahrung für Eichelhäher und andere Vögel.
Von Ines Dauernheim