Geht’s um die Belange von Kindern und Jugendlichen, ist sie gefragt: Sylvia Becker-Pröbstel. Seit dem Jahr 2002 ist die inzwischen 54-Jährige ehrenamtliche Kinderbürgermeisterin Bad Vilbels. Sie hat schon manches Problem gelöst.
Bad Vilbel. Mit dem Vorschlag für dieses Amt war einst der damalige, inzwischen verstorbene Bürgermeister Günther Biwer an Becker-Pröbstel herangetreten. Diese hatte sich zuvor als Elternbeirätin für die Belange der Ernst-Reuter-Schule und des Georg-Büchner-Gymnasiums eingesetzt und manches Sträußchen ausgefochten. „Dadurch hatte ich auch Kontakte mit der Stadt geknüpft“, erklärt sie. Anliegen Biwers war, einen Ansprechpartner für Kinder zu finden, als niederschwelligen Einstieg. „Ich habe meine Kinder gefragt. Sie fanden die Idee gut“, erzählt die Vilbelerin.
Zunächst wollte sie aber herausfinden, ob überhaupt und was Mädchen und Jungen mit dem Begriff der „Kinderbürgermeisterin“ verbinden. „Für die war sofort klar, dass dies eine Person ist, die sich um ihre Belange kümmert. Es waren eher die Erwachsenen, die mit dem Amt zunächst nichts anfangen konnten“, sagt Becker-Pröbstel.
Über 100 Holzfiguren
Eines der Hauptthemen gleich zu Beginn war die Verkehrssicherheit. „Es gab viele Stellen, an denen es mangelte, unter anderem bei der Frage, wie Baustellen abgesichert werden müssen“, sagt Becker-Pröbstel, die als Ernährungswissenschaftlerin eine eigene Praxis betreibt. So ist sie heute noch bei Ortsbegehungen dabei. Und das nicht nur, um zu klären, was gesichert werden könnte, sondern auch, um Eltern zu beraten, was diese beitragen können. „Um Kinder verkehrstauglich und sicher zu machen, muss man es ihnen zeigen und vorleben“, sagt sie.
Ein Projekt der Kinderbürgermeisterin, die eng mit der Stadt zusammenarbeitet, sind die Kinder-Holzfiguren, die an bestimmten Straßenstellen die Aufmerksamkeit der Autofahrer erregen sollen. „Inzwischen stehen mehr als 100 dieser Figuren im ganzen Stadtgebiet“, erzählt die Vilbelerin. Während sie von jüngeren Kindern oder deren Eltern entweder direkt besucht oder angerufen wird, nehmen die Jugendlichen mit ihr lieber per E-Mail Kontakt auf. So wie einst die Gronauer Kerbburschen, die auf ihrer Kerb wieder einen Autoscooter haben wollten. Becker-Pröbstel brachte die Jugend gemeinsam an einen Tisch mit dem Marktmeister. Seither gibt es in Gronau zur Kirchweihe wieder dieses Fahrgeschäft.
Besonders gefreut hat sich die 54-Jährige über die Neugestaltung der Innenstadt. Die Neue Mitte werde von den Kindern und Jugendlichen mit passenden Geschäften gut angenommen. „Erst kürzlich habe ich einen mit Inline-Skates dort gesehen, der da seine Sprünge gemacht hat, das war wirklich schön zu sehen, wie sich der Nidda-Platz belebt“, sagt Becker-Pröbstel. Die Dirtbike-Bahn steht auf ihrer Liste: „Das ist leider eine Geschichte, die von Bürgern blockiert wird und sich schon zu sehr in die Länge zieht“, sagt sie kritisch. Viele Jugendliche meldeten sich bei ihr mit dem Wunsch nach Bewegungsplätzen. In solchen Fällen fungiert sie als Vermittlerin zwischen Stadt und Jugend.
Spielplatz im Fokus
Eines ihrer aktuellen Projekte ist der Spielplatz in Gronau. „Das Ganze dauert inzwischen schon ein Jahr. Die Eltern sind verunsichert, weil noch Entscheidungen der Naturschutzbehörde ausstehen“, erzählt die Kinderbürgermeisterin. Kommt der Spielplatz oder kommt er nicht? Die Frage hat sich bislang noch nicht geklärt, etwas, das sie gerne ändern möchte.
Als nächster Punkt auf ihrer Agenda steht das People’s Theater, das, in Theaterstücke verpackt, Prävention für Sucht, Gewalt und Mobbing thematisiert. „An der Kennedy-Schule gehört das fest dazu, dass die Fünftklässler an dem Projekt teilnehmen.“ Nun wünscht sich die Kinderbürgermeisterin, dass Gymnasium und Grundschulen in Bad Vilbel dem Beispiel der Kennedy-Schule folgen.