Bad Vilbel. Am Wochenende kommen Nachtschwärmer mit Hang zur dunklen Seite der Welt voll auf ihre Kosten. Zwei Mal servieren die Burgfestspiele ihre Grusellesung „Eiskalt serviert“, am Freitag, 11. Juli, um 23 Uhr und am Sonntag, 13. Juli, ebenfalls um 23 Uhr.
Gerade noch reüssierten Ellen Schulz und Martin Müller in Schillers „Kabale und Liebe“ als Mutter Millerin und Sekretare Wurm, schon zeigen die beiden Schauspieler ihre Wandlungsfähigkeit, indem sie in den Theaterkeller hinuntersteigen, um das Gruseln zu lehren.
Dies tun sie allerdings auf durchaus charmante Art und Weise, das Erschrecken über menschliche Abgründe wird durch die literarische Form von der klassischen Ballade bis hin zur grotesk-absurden Geschichte Roald Dahls über das Genusserlebnis eines Schnitzels keineswegs gemildert.
Scheinbar humorvolle Wendungen bereiten die nächste Gänsehaut vor. Der Vampir als Wesen aus dem Reich der Toten, die Hyäne als Botin des Teufels oder schlicht unvorstellbar böse Taten eines normalen Mitmenschen bringen den Einbruch des Unwirklichen in die Literatur.
Von John Sinclairs übersinnlichen Kriminalstorys bis zur eindringlich beschriebenen Todesangst eines Edgar-Allen-Poe-Helden reicht die Kunst der Verführung ins Dunkle. „O schaurig ists übers Moor zu gehn,/ Wenn das Röhricht knistert im Hauche!“ (Annette von Droste-Hülshoff). (sam)