Luke Skywalker hatte Yoda, Harry Potter hatte Dumbledore und Pinocchio eine sprechende Grille. Einen Mentor, der ihnen zeigte, was im Leben wichtig ist.
Ich habe auch einen, oder besser: Eine Mentorin. Sie ist ungefähr so groß wie Yoda, aber deutlich jünger und weitaus niedlicher. Sie heißt Elise und ist die kleine Tochter einer Freundin. Elise hat mir Dinge beigebracht, die ich vielleicht früher einmal wusste, aber inzwischen vergessen oder verlernt habe. Wenn sie fröhlich ist, dann lächelt sie einfach drauf los, ohne vorher strategisch abzuwägen. Wenn sie traurig ist, zeigt sie es und weint, ohne sich dafür zu schämen. Oft robbt sie über die Flure oder krabbelt das Treppenhaus hoch. Manchmal krieche ich dann zusammen mit ihr über die Erde. Das ist immer lustig, obwohl mir danach meistens die Knie wehtun.
Wenn Elise etwas nicht mag, dann isst sie es nicht, egal, wie geschickt man versucht, es ihr anzudrehen. Manchmal kommt sie auch angekrabbelt und kuschelt sich bei jemandem an, weil sie selbst müde ist oder weil sie merkt, dass der andere traurig ist. Mir hat sie auch schon einmal großzügig ihre Stoffeule ausgeliehen.
Jesus hat einmal gesagt, wir sollen werden wie die Kinder (Matthäusevangelium 18,3). Ich stelle mir vor, wie die Welt aussehen würde, wenn wir mehr wären wie Elise…
Wahrscheinlich wäre die Welt voller Karottensuppenflecken. Und überall würden Menschen bei der Arbeit über die Flure robben oder die Treppenhäuser hochkrabbeln. Die Leute würden mit Sicherheit mehr lachen. Vielleicht auch manchmal mehr weinen. Hmmm…
Wenn ich mir die Welt ansehe, wie sie ist, dann wäre das nicht das Schlechteste.
Maurice Meschonat
Vikar der Ev. Christuskirchengemeinde Bad Vilbel)