Bad Vilbel. Am 9. Juni wird in Deutschland gewählt. Dann steht die Europawahl an. In Bad Vilbel hat sich in diesem Zuge ein Bündnis gegründet. Unter dem Namen »Bad Vilbel steht auf für Demokratie und Vielfalt« werden bis zur Europawahl nicht nur Kundgebungen, sondern auch szenische Lesungen und ein Demokratiefest ausgerichtet.
Was haben zwei Bad Vilbeler Altstadtwirte, die Wetterauer Omas gegen rechts, die hiesigen Naturfreunde, die Organisation Plastikfrei sowie Liedermacher und Gewässerökologe Gottfried Lehr gemeinsam? Sie alle haben das neue Bündnis »Bad Vilbel steht auf für Demokratie und Vielfalt« ins Leben gerufen. »Demonstrationen müssen nicht immer nur gegen etwas sein. Wir wollen für die Demokratie und pro Europa aufstehen und zeigen, dass Bad Vilbel bunt und vielfältig ist«, sagt Gottfried Lehr.
Er hat gemeinsam mit Angelika Ungerer, Gründerin der Wetterauer Omas gegen rechts, bei einer Ausstellung im Karbener »Kuhtelier« die Idee für eine Veranstaltungsreihe entwickelt. »Der Rechtsruck, die deutschlandweiten Demonstrationen rund um die Correctiv-Recherche zu rechtsradikalen Vernetzungstreffen und der Remigration. Wir waren uns schnell einig, dass wir auch etwas auf die Beine stellen wollen«, sagt Lehr. Ungerer ergänzt: »Wir wollen zeigen, dass Bad Vilbel die Demokratie am Herzen liegt und dass Europa ein wichtiger Teil davon ist.«
Demokratie leben
Herausgekommen sind insgesamt fünf Veranstaltungen. Sie werden gefördert vom Wetteraukreis aus dem Programm »Demokratie leben« des Bundesfamilienministeriums und kofinanziert vom Land Hessen.
Den Anfang macht eine »Kundgebung für Demokratie und Vielfalt« am Freitag, 19. April, ab 18 Uhr auf dem Niddaplatz. Organisiert wird sie von den Omas gegen rechts. »Es wird verschiedene Redebeiträge sowie Gesang geben«, kündigt Ungerer an. Angefragt haben die Omas gegen rechts unter anderem Stadtverordnetenvorsteher Oliver Junker, den Gründer der Antifaschistischen Bildungsinitiative aus Friedberg, Andreas Balser, die Flüchtlingshilfe, bei einem Altenheim und in Schulen. »Wir würden uns freuen, wenn sich Schüler finden würden, die einen kurzen Redebeitrag halten würden.« Zum Abschluss der Kundgebung werde gemeinsam mit einem Chor der evangelischen Christuskirchengemeinde die Europahymne gesungen. Ungerer ist die Thematik mehr als nur wichtig: »Es geht darum, für unsere Enkel aufzustehen. Ich möchte, dass die in Frieden auf dieser Welt leben können.«
Weiter geht es am 11. Mai um 20 Uhr im Bad Vilbeler Kurhaus. Dort organisieren die Naturfreunde gemeinsam mit der Awo und der Lagergemeinschaft Auschwitz eine szenische Lesung zur Correctiv-Recherche über Rechtsextremismus. Diese wurde im Februar in der Friedberger Stadtkirche vor mehr als 600 Gästen aufgeführt. »Es ist die erste politische Veranstaltung im Kurhaus. Das ist uns besonders wichtig«, sagt Horst Seißinger von den Naturfreunden.
Weiter geht’s am 23. Mai mit einer »Kundgebung für das Grundgesetz« ab 18 Uhr auf dem Niddaplatz. Sie wird von »Plastikfrei und Zero Waste« organisiert. Kalle Heitmüller verrät: »Wir hatten unabhängig von den Omas gegen rechts auch diese Idee und haben bereits Vereine angesprochen. So sind wir darauf aufmerksam geworden und haben uns gedacht, dass wir auch gemeinsam arbeiten können.« Gottfried Lehr ergänzt mit einem Schmunzeln: »Es gibt mehr Demokratie in Bad Vilbel als man denkt.«
Kundgebung
und Lesung
Auf der Kundgebung soll es neben dem Grußwort des Bürgermeisters kurze kompakte Redebeiträge geben. »Europa spielt für uns eine besondere Rolle.« Schließlich gehe es dabei auch um Gesetzgebungen und Verordnungen, wie beispielsweise das Einwegplastik-Verbot der EU. Die Kundgebung solle ebenfalls mit der Europahymne enden. »Pünktlich, weil es anschließend in der Stadtbibliothek weitergeht«, sagt Heitmüller. Dann wird ab 20 Uhr anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes eine Lesung mit Deike Wichmann zu ihrem Buch »Die Unbeirrbaren – Die Frauen des Grundgesetzes« stattfinden. Die Veranstaltung wird von den Naturfreunden organisiert.
Ein großes Fest
in der Altstadt
Am Freitag, 24. Mai, ist dann auf dem Platz neben dem Alten Rathaus ein »Demokratiefest« geplant. Für die Organisation sind Gian Pöschko vom »Apfelkern & Kolibri«, Tim Wegge vom »Genüsschen« sowie Gottfried Lehr verantwortlich. »Wir sind Multikulti. Wo zeigt sich das besser als in unserer Altstadt?«, sagt Wegge. Dort könne man in verschiedene Kulturen eintauchen – egal, woher man komme. »Und genau so soll das auch sein. Wir sind offen und tolerant und haben Respekt. Darum geht es.«
Unterstützt werden die Organisatoren von der Punktum-Agentur – ebenfalls mit Sitz in der Altstadt. »Sie gestalten die Plakate kostenlos«, sagt Pöschko. Geplant sind musikalische Beiträge und kulinarische Spezialitäten aus verschiedenen Ländern. »An diesem Wochenende ist auch das Straßenfest«, sagt der gebürtige Peruaner Pöschko. »Für uns war sofort klar, dass wir mitmachen.« Wegge ergänzt: »Wir würden uns freuen, wenn viele Geschäftsinhaber sich beteiligen und wir ein tolles Fest für die Demokratie auf die Beine stellen können.«
Gottfried Lehr betont abschließend noch einmal, dass es nicht darum gehe, immer »gegen etwas zu demonstrieren«. Vielmehr wolle man zeigen, wofür es sich einzustehen lohnt. Er sagt: »Global fängt vor Ort an.« Von Patrick Eickhoff
Fünf Veranstaltungen und eine Busfahrt nach Bonn
Fünf Veranstaltungen hat das neue Bündnis »Bad Vilbel steht auf für Demokratie und Vielfalt« geplant.
Freitag, 19. April, Kundgebung für Demokratie und Vielfalt auf dem Niddaplatz. Los geht’s um 18 Uhr. Organisator: Omas gegen rechts.
Samstag, 11. Mai, szenische Lesung zur Correctiv-Recherche über Rechtsextremismus im neu sanierten Kurhaus-Saal. Beginn ist um 19 Uhr. Organisatoren sind die Naturfreunde, AWO und die Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer.
Eine Kundgebung für das Grundgesetz startet am Donnerstag, 23. Mai, um 18 Uhr auf dem Niddaplatz. Sie wird organisiert von Plastikfrei und Zero Waste. Im Anschluss findet eine Lesung in der Stadtbibliothek zu 75 Jahre Grundgesetz statt.
Das große Demokratiefest steigt dann am Freitag, 24. Mai, von 17 bis 22 Uhr auf dem Platz neben dem Alten Rathaus. Im Verlauf des Monats Mai ist außerdem eine Busfahrt nach Bonn geplant zur Ausstellung »Der Weg zum Grundgesetz« im Haus der Geschichte. Im Anschluss an den Besuch der Ausstellung sollen verschiedene Erinnerungsstätten der Bonner Republik besucht werden. Zielgruppe für diese Veranstaltungen sind insbesondere Schüler und Auszubildende. Organisiert wird die Exkursion von den Naturfreunden. (wpa)