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Für Behinderte im Einsatz

Cornelia Polz und Marc Griffith wohnen beide in Rendel und sind auch privat oft unterwegs zu Ausfahrten mit ihrem elektrogetriebenen dreirädrigen Rollstuhl. Foto: Dostalek
Cornelia Polz und Marc Griffith wohnen beide in Rendel und sind auch privat oft unterwegs zu Ausfahrten mit ihrem elektrogetriebenen dreirädrigen Rollstuhl. Foto: Dostalek

Karben. Die Stadt Karben hat seit September erstmals eine Behindertenbeauftragte und einen Stellvertreter. Cornelia Polz und Marc Griffiths gehen dieses Ehrenamt mit Elan an. Sie wurden dafür auf fünf Jahre von den Stadtverordneten ernannt.
Seinen ersten Einsatz als Behindertenbeauftragter hat Marc Griffiths schon hinter sich. »Ich wurde von der Stadt gebeten, an der Begehung der fertiggestellten Rampe im Wohngebiet Kalkofen teilzunehmen«, sagt Griffiths. Normalerweise hätten sie das zu zweit gemacht, aber da Cornelia Polz im Urlaub war, nahm Griffiths die Rampe in Augenschein und testete die Steigung. »Sechs Prozent, das ist machbar«, stellte er zufrieden fest. Vor allem gefiel ihm auch, dass in der Rampe, die über drei Etagen hinaufführt und einen barrierefreien Zugang zum Wohngebiet ermöglicht, Plattformen eingearbeitet sind. »Da können Rollstuhlfahrer oder auch Eltern mit Kinderwagen eine Pause einlegen«, sagt er.
Fotos und Notizen, die in den Tätigkeitsbericht am Jahresende einfließen sollen, hat er sofort mit Cornelia Polz geteilt. »Wir machen unsere Arbeit als Behindertenbeauftragte gemeinsam, im Team«, bekräftigt Polz, die formal die Nummer eins ist und Griffiths ihr Stellvertreter. Sie sind privat oft zu zweit in ihrem Wohnort Rendel unterwegs, beide in ihrem »Zuggerät mit Rollstuhl«, wie im Amtsdeutsch ihr elektrogetriebener Rollstuhl genannt wird. Zugelassen für den Straßenverkehr bis zu einer Geschwindigkeit von 15 Kilometern in der Stunde. »Am liebsten fahren wir auf ruhigen Nebenstraßen oder auch auf dem Radweg, Sicherheit geht vor«, sagen die beiden. Wo es schwierig wird für Menschen mit Behinderung im Straßenverkehr, in der Teilnahme am öffentlichen Leben und in der Mobilität, das wissen beide aus eigener Erfahrung.
Probleme ansprechen
und rasch lösen

Griffiths ist wegen einer angeborenen Querschnittslähmung schon immer auf einen Rollstuhl angewiesen. Die 54-jährige Cornelia Polz musste schweren Herzens ihren Rollator gegen einen Rollstuhl eintauschen. Das war 2019. Als ihre Wirbelsäulen- und Knochenerkrankung immer weiter fortschritt. »Im Rollstuhl ist man nicht auf Augenhöhe«, sagt sie. Ihrem Beruf kann sie nicht mehr nachgehen.
Die lebensfrohe Frau, die von ihrem Mann tatkräftig unterstützt wird, hat sich nicht davon unterkriegen lassen. Als sie bei ihren Ausfahrten mit dem Rollstuhl feststellte, wo überall Hindernisse sind, schrieb sie Bürgermeister Guido Rahn (CDU) an. Wie schnell die Stadt reagierte, davon ist Polz noch immer beeindruckt. »Es wurde eine Begehung in Rendel gemacht und die Dinge bereinigt, die nicht behindertengerecht waren, wie etwa hohe Bordsteinkanten«, sagt Polz.
Diese Erfahrung, dass man mutig sein darf, dass man Dinge ansprechen und Verbesserungen erreichen kann, hat Polz dazu gebracht, sich für das Ehrenamt der Behindertenbeauftragten zu bewerben. »Es ist wichtig, dass jemand für die Menschen mit Behinderung spricht«, ist sie überzeugt. Das könne nicht einfach »mitgemacht werden« etwa vom Seniorenbeirat oder von Verbänden.
»Wir haben keine Scheu, mit den Menschen zu reden«, haben Polz und Griffiths als eine Gemeinsamkeit festgestellt. Das stellen beide auch in anderen ehrenamtliche Tätigkeiten unter Beweis. Griffiths ist in einer Theatergruppe aktiv und Polz hat eine Rollstuhlgruppe gegründet und kommuniziert viel über soziale Medien.
Verbesserungen für
Weihnachtsmarkt

Bürgermeister Guido Rahn sieht das neu geschaffene Amt der Behindertenbeauftragten in guten Händen. »Es gibt immer wieder Aspekte der Barrierefreiheit, die nicht so Beachtung finden, wie sie es verdient hätten. Durch unsere Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen, können wir uns nun sicher sein, dass diese Aspekte angesprochen werden.«
Konkrete, greifbare Ideen, was sie in Karben tun können und wollen, haben Polz und Griffiths: »Wir möchten gerne eine Liste erstellen, wo es in Karben barrierefreie Arztpraxen, Cafés, Geschäfte gibt«, sagen sie. Wie wichtig barrierefreie Zugänge sind, haben beide beim Stadtfest im Sommer erlebt. »In meiner Rollstuhlgruppe hagelte es Beschwerden«, erzählt Polz. Die Behindertentoiletten im Bürgerzentrum seien verschlossen gewesen, Wege auf dem Festplatz durch Kabelstränge versperrt. »Das muss beim Weihnachtsmarkt anders werden«, sind sich Polz und Griffiths einig und wollen rechtzeitig mit der Stadt darüber sprechen.
Was ihnen jetzt noch fehlt, ist ein barrierefreier Raum in Rendel für Treffen und Gespräche. »Für uns ist es extrem schwierig, ins Rathaus zu kommen«, sagen sie und hoffen auf eine Lösung. Mit den Menschen sprechen möchten sie allerdings jetzt schon. Solange die Stadt noch keine offizielle Telefonnummer und E-Mail-Adresse freigeschaltet hat, ist das möglich über die privaten Kontakte: Cornelia.polz@gmail.com und m.Griffiths@gmx.de.
Von Anne-Rose Dostalek