Bad Vilbel/Karben. Holzernte, Naturschutz, Klimawandel, Freizeitnutzung – die Aufgaben eines Revierförsters sind vielfältig. Davon kann der neue Förster für den Bad Vilbeler und den Karbener Wald, Eckhard Richter, eine Menge erzählen. Der 58-Jährige ist Nachfolger des langjährigen Revierförsters Helmut Link.
»Bei uns heißt es immer spaßeshalber, ein Revierförster ist die meiste Zeit des Tages im Auto unterwegs«, lacht Eckhard Richter. Will sagen, dass die zu betreuenden staatlichen und kommunalen Wälder weit auseinanderliegen. So ganz falsch ist das nicht. Denn der Zuschnitt der Reviere hat sich verändert, die Revierförster von heute haben immer größere Flächen zu betreuen. Und Richter gehört gewiss zu denjenigen, die längere Wegstrecken zurücklegen müssen. Denn der 58-Jährige betreut das »Revier Münzenberg«.
Seit einem Jahr in
Karben und Bad Vilbel
Zu »seinen« Wäldern gehören die staatlichen und kommunalen Wälder in Wölfersheim, Bad Nauheim, Karben und Bad Vilbel. 1600 Hektar Wald seien das, sagt er und ist dabei ganz entspannt. »Das ist eher eine durchschnittliche Größe.« Seit gut einem Jahr ist er in diesem Revier tätig. »Es braucht schon dieses eine Jahr, bis man sein Revier gut kennenlernt«, weiß der studierte Diplom-Forstingenieur.
In dieser Zeit ist er tatsächlich viel unterwegs gewesen von seinem Wohnort Lich aus bis an die südliche Grenze der Wetterau. »Das ist schon viel Fahrerei«, sagt er, aber man merkt ihm an, dass er das gerne in Kauf nimmt. Denn ihm liegt der Wald sehr am Herzen.
Wir sind mit ihm im Karbener Stadtwald unterwegs. Am Parkplatz am Trimmpfad deutet er auf eine alte Buche. »Die hat noch alle vertrockneten Blätter.« Das bedeute, dass sie am Absterben sei. »Die werden wir leider fällen müssen. Weil wir eine Verkehrssicherungspflicht haben.« Würde der große Baum umfallen, könnte er auf Autos oder Spaziergänger stürzen.
»In Bad Vilbel haben wir in letzter Zeit viele absterbende Bäume fällen müssen«, bedauert der Revierförster. »Das ist der Klimawandel«, fasst er die Gründe zusammen. Denn noch immer seien die Waldböden viel zu trocken. »Das vergangene Jahr hat etwas Entlastung gebracht, aber insgesamt hat es noch viel zu wenig geregnet.« Der wenige Regen habe die Defizite der vorherigen drei sehr trockenen Jahre nicht ausgleichen können.
Junge Bäume passen sich besser an
Laien könnten denken, dass gerade die alten Bäume resistenter gegen die Trockenheit wären. Doch weit gefehlt, sagt der Experte. »Es sind gerade die jungen Bäume, die sich noch anpassen können.« So wie die Küstentannen, die rechts des Weges unweit des Trimmpfades den Boden bedecken. Auf dem einen Hektar könnten gut 500 000 Jungpflanzen stehen, rechnet der Revierförster vor. »Dieser große Bestand ist weit und breit einmalig«, freut er sich. Nicht nur dort, auch gut einen Kilometer weiter in Richtung Burg-Gräfenrode hat die Zukunft des Karbener Stadtwaldes schon begonnen. Dort hat der neue Revierförster zweimal 200 Bäume mit Verbissschutz gegen Rehe pflanzen lassen. Feldahorn und Baumhasel würden hier prächtig gedeihen. »Wenn die Bäume mannshoch sind, haben sie es geschafft.«
Positiv wertet der Revierförster auch, dass der frühere Revierförster Hans Fleischhauer sowohl im Karbener als auch vor allem im Bad Vilbeler Wald viele Eiben habe pflanzen lassen. »Das ist eine wichtige Baumart, die fast in Vergessenheit geraten war.«
Viele wollen Brennholz
Doch der Förster hat es nicht nur mit Klimawandel und Baumschutz zu tun, sondern auch mit der Holznutzung. »Viele Leute wollen Brennholz haben«, weiß er aus Erfahrung. Der Holzbedarf der Deutschen liege bei einem Kubikmeter je Person, rechnet er vor. Da dürfe man die Nutzung des Waldes nicht ganz vergessen. Und so kümmert sich Richter auch um Brennholz. Er habe auch mit Jägern zu tun, mit Reitern, Spaziergängern und vielen anderen. Von Holger Pegelow