Karben. Der Himmel hatte kein Einsehen. Trüb, grau und nass war es am Himmelfahrtstag, kein Wetter für einen Gottesdienst im Freien. Doch Pfarrer Sven Hebisch aus Groß-Karben, der zusammen mit dem Pfarrerehepaar Michael und Andrea Neugber den Himmelfahrtsgottesdienst im Schlosspark der Freiherrn von Leonhardi vorbereitet hatte, nahm es gelassen: „Gott hat beschlossen, unserer Land mit Regen zu segnen, daraufhin haben wir beschlossen, uns ein Dach über unseren Köpfen zu suchen“ sagte er zu den rund 80 Gottesdienstbesuchern, die sich im Trockenen unter dem Dach des Gemeindehauses von Groß-Karben eingefunden hatten. Zum vierten Mal fand der Himmelfahrtsgottesdienst als gemeinsamer Gottesdienst aller evangelischen Gemeinden statt, dieses Jahr unter dem Motto „Himmelfahrt mit Paul Gerhardt“.
Für stimmliche Fülle sorgte der Petterweiler Gospelchor, während die Posaunen noch schwiegen. Sie kamen erst zum Einsatz, als die ersten Verse des hoffnungsfrohen Liedes „Geh aus mein Herz und suche Freud“ gesungen wurden. Paul Gerhardt hat es verfasst, der Kirchenlieddichter aus Lübben (Spreewald), dessen 400. Geburtstag sich in diesem Jahr jährt. Die fünfzehn Strophen des Liedes begleiteten den Gottesdienst und machten ihn zu einer „Herzenshimmelsreise“ mit Bodenhaftung.
Lied, Gebete und Predigt der drei Pfarrer verbanden sich zu einer Einheit, in deren Mittelpunkt die Himmelfahrt Jesu stand. Eine Himmelfahrt, so Pfarrerin Andrea Neugber, die vor allem eines bedeute: „Die Angst vor der Zukunft ist überwunden, die Not vergessen“. So wurde der Gottesdienst von einer fröhlichen, optimistischen Stimmung getragen, wie sie sich auch in den Versen Gerhardts wiederfindet.
Bildhaft beschreibt der Dichter, wie Narzissus und Tulipan, Lerche und Nachtigall singen, Bienen hin- und herfliegen und der Weizen wächst. „Sein Herz ist erfüllt von Gottes Natur“, sagte Pfarrer Neugber, aber der Dichter wende den Blick auch voller Vorfreude „auf das reiche Himmelszelt“ und das „Güldene Schloss“ in Christi Garten.
„Die Himmelfahrt – das ist ein starkes Bild für das Wirken Christi auf Erden“, sagte Pfarrer Sven Hebisch. Die Vorfreude auf den Himmel sei aber nicht gleichbedeutend mit einer Flucht vor den Problemen dieser Welt. Die Sehnsucht nach dem Himmel ist nicht Vertröstung, sondern Wertschätzung des Lebens. „Mit den Füßen auf der Erde und dem Himmel im Blick, so gestalten wir unser Leben.“ Auch Pfarrer Neugber sah es ähnlich: Paul Gerhardt sei ein frisch gebackener Familienvater gewesen, als er 1653 die Verse „Gehe aus mein Herz“ geschrieben habe. Die Hoffnung, eines Tages vor Gottes Thron zu stehen, sei für ihn eine starke Triebfeder gewesen, voller Mut „des Leibes Joch“ zu tragen.