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Freundschaften rund um den Faustball

Freundschaftliche und sportliche Bande verbinden die Faustballer des Vereins Sociedade Ginástica Novo Hamburgo (rote Trikots) mit den Faustballern des TV Rendel. Foto: Fauerbach
Freundschaftliche und sportliche Bande verbinden die Faustballer des Vereins Sociedade Ginástica Novo Hamburgo (rote Trikots) mit den Faustballern des TV Rendel. Foto: Fauerbach

Karben. Vier Tage lang hatten die Faustballer des TV Rendel Besuch von ihren brasilianischen Sportkameraden aus Novo Hamburgo. Genutzt wurde die gemeinsame Zeit, um die Beziehungen zu vertiefen, auf Sightseeing-Tour zu gehen und natürlich Faustball zu spielen.
Die Leidenschaft für Faustball verbindet Teams in aller Welt. Auf internationalen Turnieren werden Erfahrungen ausgetauscht, Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen. Eine davon zwischen den Faustballern des TV Rendel (TVR) und denen des brasilianischen Vereins Sociedade Ginástica Novo Hamburgo (SG).
Nachdem eine Gruppe Rendeler in den Osterferien in Brasilien und Argentinien zu Besuch war, erfolgte jetzt der Gegenbesuch der SG in Rendel. Das brasilianische Team von Faustballtrainer Jorge Luiz Heck hatte zuvor erfolgreich in Mannheim am IFA World Tour Major-Finale teilgenommen. Teamkapitän Gabriel Heck und seine Faustballer errangen dort den dritten Platz. Ihren Aufenthalt in Europa nutzen die national und international erfolgreichen Faustballer für weitere Spiele und um befreundete Vereine wie in Rendel, in der Nähe von Stuttgart und in der Schweiz zu besuchen, bevor sie Mitte August wieder nach Hause fliegen.
Eine Hochburg
des Faustballs

Von den 17 bis 25 Jahre jungen Spielern spielen zwei in der brasilianischen Nationalmannschaft und zwei weitere gehören ebenfalls dem Kader an. Das ist nicht verwunderlich, denn die im südlichsten brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gelegene Stadt Novo Hamburgo gilt als eine der Hochburgen des Faustballs im größten Land Südamerikas. Die Ursprünge des Sports gehen in Südamerika wie in allen Ländern mit hohem deutschsprachigen Auswandereranteil zurück bis nach Deutschland. So auch in Novo Hamburgo. Die Stadt wurde nicht wie der Name vermuten lässt von Hamburgern gegründet, sondern vor allem von Auswanderer aus dem Hunsrück. Sie stellten um 1824 die größte Einwanderergruppe. Nach der Hansestadt benannt wurde die Siedlung, die 1927 Stadtrechte erhielt, aufgrund des gemeinsamen Einschiffungshafens der deutschen Siedler.
Aufgrund der deutschen Wurzeln sprechen einige der zwölf Besucher Deutsch. Sie konnten sich problemlos mit den Wetterauer Gastgebern verständigen und für ihre Teamkameraden dolmetschen. Nach Unternehmungen wie einer Sightseeing-Tour durch Frankfurt, standen abends Sport und Grillen auf dem Programm. Der brasilianische Teamkapitän Gabriel Heck berichtete, dass er erst spät seine Begeisterung für Faustball entdeckt habe, obwohl sein Vater ein ehemaliger Nationalspieler und -trainer war und heute die Mannschaft des SG trainiert. Aufgeflammt sei seine Liebe zum Faustball, als er mit 14 Jahren in Kroatien gespielt habe. »Da habe ich Spieler aus verschiedenen Nationen kennengelernt, mich über den Sport ausgetauscht und viele Freundschaften geschlossen. Mich fasziniert am Faustball, dass es ein Familien- und Mannschaftssport ist.« Neben der Teilnahme an Wettbewerben stehe ebenso der Spaß am Spiel mit Gleichgesinnten im Vordergrund.
Zahlreiche
Titel errungen

Das bestätigt auch TVR-Vorsitzender Cristian Zang: »Mich begeistert am Faustball, dass es ein Teamsport ist. Es gibt unter den Mannschaften kein Konkurrenzdenken. Dadurch ist die Atmosphäre auch bei internationalen Wettbewerben auf und neben dem Spielfeld besonders.« Der TVR wurde 1897 gegründet, die Faustballabteilung erst 1958. Sie hat zurzeit 50 aktive Spieler von sieben bis 70 Jahren. Inzwischen gehören die Rendeler Faustballer zu den erfolgreichsten hessischen Faustballvereinen. Die Mannschaft spielte lange Zeit in der ersten und zweiten Bundesliga. Die Abteilung des TVR errang zahlreiche Hessenmeistertitel und nahm oft an Deutschen Meisterschaften teil.
»Wir freuen uns sehr über den Besuch unserer brasilianischen Freunde. Wir wollen sie auf jeden Fall noch einmal in Brasilien besuchen. Durch die beiden Besuche hat sich unsere Freundschaft über den Sport hinaus weiterentwickelt und gefestigt«, sagt Cristian Zang.
Dann riefen SG-Trainer Jorge Heck und TVR-Trainer Janni Tille die Spieler zum Aufwärmen auf den Faustballplatz des TVR. Danach versuchte jedes Team, den Ball für den Gegner nach maximal drei Ballkontakten pro Spielzug übers zwei Meter hohe Netz unerreichbar in die andere Feldhälfte zu spielen. Beim geselligen Ausklang wurden das Spiel analysiert und Pläne für die kommenden Tage geschmiedet. Von Christine Fauerbach

Keine olympische Sportart, aber bei den World Games vertreten
Faustball gehört zu den ältesten Sportarten der Welt. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen datieren aus dem Jahr 240 nach Christus, aufgeschrieben vom römischen Kaiser Gordianus. Faustball ist ein Rückschlagspiel für zwei Mannschaften mit fünf Spielern und bis zu fünf Ersatzspielern. In Deutschland führte Georg Weber Faustball 1870 ein. Vorgestellt wurde der Teamsport erstmals 1885 in Dresden beim Deutschen Turnfest. In Leipzig wurde die erste deutsche Meisterschaft der Männer beim Deutschen Turnfest 1913 ausgetragen und 1963 in Linz erstmals um den Europapokal der Landesmeister gespielt. 1960 wurde der Internationale Faustballverband (IFV) und 2004 die »Deutsche Faustball-Liga e. V.« (DFBL) als Dachorganisation im DTB gegründet. Sie organisiert die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga sowie die Deutschen Meisterschaften. Faustball ist zwar nicht olympisch, aber seit Jahren bei den World Games vertreten. cf