Volle Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, vor allem tagsüber, das wird für Freiwillige Feuerwehren immer schwieriger. Als „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet zeigen Karbener Betriebe, wie sich der ehrenamtliche Brandschutz mit dem Beruf erfolgreich verbinden lässt.
Karben. Plötzlich schrillt der Alarm. Uwe Rühl wirft einen kurzen Blick auf seinen Einsatzmelder. Ein Notfall, irgendwo in Karben. Jetzt muss alles blitzschnell gehen. Der Holzmechaniker stellt das Sägefließband ab und legt seinen Ohrschutz zur Seite. Seine Kollegen der Karbener Firma König & Neurath bemerken schnell, wie der ehrenamtliche Brandschützer nun mit Melder am Ohr in Richtung Ausgang eilt.
Damit er und sein Team der Einsatzstelle Karben-Mitte so schnell wie möglich zum Einsatzort gelangen können, wird er während seiner Arbeitszeit von seinem Arbeitgeber freigestellt. Für diese Unterstützung der Feuerwehrarbeit in Karben wurde König & Neurath im April 2010 als „Partner der Feuerwehr“ ausgezeichnet.
Unterstützung wächst
„Die Stille Post bei uns in der großen Holzverarbeitungshalle funktioniert echt prima“, erklärt Rühl schmunzelnd. Seine Kollegen schätzen ihn als erfahrenen Mitarbeiter und unterstützen sein ehrenamtliches Engagement. „Wenn sie mich nach draußen rennen sehen, verständigen sie alle anderen, so dass jemand meine Arbeit übernehmen kann“, schildert Rühl.
Er fährt in Windeseile zur nahe gelegenen Einsatzzentrale Mitte. Dort angekommen, bleiben nur wenige Minuten für das Umziehen und die Einsatzbesprechung, um die gesetzlich vorgeschriebene Zehn-Minuten-Hilfsfrist einzuhalten. „Meist melde ich mich dann direkt vom Einsatz bei meinem Arbeitgeber. Bei Fehlalarm oder kleineren Notfällen bin ich manchmal nach 45 Minuten wieder auf der Arbeit“, erklärt Rühl.
Seit 26 Jahren ist der stellvertretende Gerätewart bei König & Neurath. „Schon vor der Auszeichnung als Partner der Feuerwehr war meine Firma sehr kulant“, betont er. Besonders seit dem Brand im firmeneigenen Spänebunker 1990 mit einem Toten und mehreren Schwerverletzten sei die Unterstützung seiner Firma weiter gewachsen. „Schließlich möchte meine Firma, dass die Freiwillige Feuerwehr im Notfall auch zu ihr kommt, deswegen stellt sie mich gerne frei“, resümiert der Brandschützer.
Wie man Beruf und Berufung vereinbaren kann, wenn man sein eigener Arbeitgeber ist, weiß Roland Emmerich. Der Rendeler Tischler und Inhaber eines Schreiner-Betriebs mit fünf Mitarbeitern muss im Einsatzfall blitzschnell entscheiden. „Wenn mein Melder geht und ich einen Termin mit einem Kunden oder Architekten habe, kann es schon mal vorkommen, dass sie ohne mich ausrücken müssen“, sagt der stellvertretende Wehrführer der Feuerwehr Rendel.
In der Regel heißt es aber auch für ihn, so schnell es geht zum Gerätehaus in der Heinrich-Steih-Straße zu fahren, während sein Geselle, sein Auszubildender und oft noch drei Teilzeitkräfte im Betrieb die Stellung halten. „In der Einsatzzentrale funken wir mit der Leitstelle Wetterau in Friedberg und erfahren, ob es sich um einen brennenden Papierkorb oder einen Hochhausbrand handelt“, erklärt der Handwerker, der seit mehr als zwanzig Jahren bei der Feuerwehr aktiv ist.
Bei der Tagesalarmierung werden mehrere Stadtteile gleichzeitig alarmiert, um die benötigte Personalstärke zu erreichen. Die Erfahrung zeige, dass die meisten Einsätze tagsüber stattfinden, berichtet Emmerich. „Beim Unwetter Kyrill 2007 sind wir um 17 Uhr ausgerückt und waren bis 5 Uhr morgens im Einsatz“, erinnert sich Emmerichs Kollege Rühl. Den nächsten Tag habe ihm sein Arbeitgeber als Ruhezeit freigegeben. „Wenn man Spaß an der Feuerwehrarbeit hat, dann lohnt sich der Aufwand immer“, betont Emmerich, dessen Betrieb im September 2012 ausgezeichnet wurde.
„Wir haben im Jahr 2010 die Versammlung des Landesfeuerwehrverbands Hessen in Bad Vilbel als Bühne benutzt, um in Karben insgesamt zehn Firmen als Partner der Feuerwehr auszuzeichnen“, erklärt Thomas Bier, Karbens Stadtbrandinspektor.