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Freigeister in der Schüssel

Alex ist einer der wenigen Skater mit Schutzausrüstung: Er hat in der zweiten Gruppe der Altersklasse „Unter 40“ seinen „Run“ in der Betonfläche. Foto: Dostalek
Alex ist einer der wenigen Skater mit Schutzausrüstung: Er hat in der zweiten Gruppe der Altersklasse „Unter 40“ seinen „Run“ in der Betonfläche. Foto: Dostalek

Rauf aufs Board und runter ins Betonbecken, heißt es beim ersten Karbener Skateboard-Bowl-Contest. Viel Spaß haben die Skateboarder beim Wettbewerb, der von den Karbener „Sidewalk Surfers“ mit dem Skateboard-Ausrüster Titus aus Frankfurt veranstaltet wurde.

 

Karben. Die Sonne taucht den hellen Beton in ein warmes Licht, Musik dröhnt aus der Anlage und die Skater stürzen sich einer nach dem anderen in die Tiefe des kurvenreichen Betonbeckens, der so genannten Bowl (Schüssel). Sie laufen sich warm für den Wettbewerb, während oben am Rande der Bowl noch die Anmeldung läuft. „Wir warten noch etwas, die Skater sind Freigeister, die haben es nicht so mit festen Zeiten“, sagt ganz entspannt Mario Widmann, einer der Organisatoren vom Verein „Sidewalk Surfers“.

Er freut sich auf den ersten Karbener Skater-Wettbewerb im neuen Skatepark. Attraktiv ist vor allem die Bowl, das große Becken, in dem die Könner die glatten Betonwände hinauf- und hinunterfahren, springen und ihre Tricks zeigen. Vor der Bowl erstreckt sich eine Fläche mit zwei kleinen Skater-Elementen, die sich gut zum Einfahren und Üben eignen.

„Wir richten den Wettbewerb mit zwei Startgruppen aus: ,Über 40‘ und ,Unter 40‘ “, erklärt Moderator Lutz Nowka vom Skateboard-Ausrüster Titus. Mehr als zwanzig Anmeldungen habe er schon für die „Über Vierzig“, etwas weniger sind es bei den jüngeren Skatern. Nowka steht am Rand der Bowl, das Mikrofon in der Hand und ruft die erste Startgruppe auf.

Jetzt haben fünf Skater in einem festgelegten Zeitraum von fünf Minuten Zeit, hintereinander ihre Läufe zu machen. Die Tricks bringen Punkte ein, wer stürzt, bricht einfach ab. Dann ist der nächste an der Reihe. Drei Punktrichter beobachten die Läufe. Die zwei Sieger aus jeder Gruppe kommen weiter in die nächste Runde.

Hauptsache Spaß

„Es sind heute richtig gute Skater da“, sagt Widmann und begrüßt mit Handschlag Freunde und Bekannte. Man kenne sich in der Szene, treffe sich auf den verschiedenen Plätzen wieder und habe eine gute Zeit miteinander. Spaß müsse es machen, das sei die Hauptsache.

Zumindest bei den Amateuren, und um die geht es in erster Linie bei dem Karbener Skateboard-Bowl-Contest. Als nächstes stürzen sich Ranco, Lukas, Jim, Ben und Reece nacheinander in die Bowl. Schnell zieht Reece (13) die Aufmerksamkeit auf sich: Der Junge mit den schwarzen Locken findet schnell die Ideallinie an den Betonwänden, nimmt Tempo auf und fährt hoch zur metallenen Außenkante, um dort entlang zu rutschen. „Grind“ heißt dieser Trick im Skateboard-Jargon.

„Das ist die Königsdisziplin in der Bowl“, erklärt Widman. Reece habe eine tolle Körperbeherrschung und sei super. Er zeigt alles, was er drauf hat, hebt mit seinem Board ab, „grabbed“, „slided“ und „dropped“. Diese Tricks gehören beim Skaten dazu, das Anfahren von Wänden und Hindernissen aus verschiedenen Winkeln, das Entlangrutschen und Gleiten, das Pumpen, Drehen und Springen. Dass das Skateboarden ein Freizeitsport ist, der aus dem Amerikanischen kommt, zeigt sich in der Fachsprache mit vielen Anglizismen.

Nacheinander fahren die anderen Skater und ernten dafür Beifall. Wer an seine Grenze kommt, bricht den Trick ab – das kontrollierte Fallen haben die Skater gelernt, und so gehen die meisten Stürze glimpflich aus. Eine Schutzausrüstung ist nicht verpflichtend, und die meisten Skater tragen auch keine.


Der Karbener Skaterpark mit der in Beton gegossenen Bowl als Höhepunkt wurde vor einem Jahr eingeweiht. Er ist Teil der Regionalpark- route Rhein-Main und einer der Erlebnispunkte an der Nidda. Der Verein „Sidewalk Surfers“ in Karben hat etwa 30 Mitglieder und kümmert sich um den Skaterpark. Infos unter www.sidewalk-surfers.com. (ado)