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Niederdorfelden. Noch sind die Arbeiten nicht komplett abgeschlossen, doch wer hinter dem Bürgerhaus entlang der Nidder spazieren geht, kann das Wasser bereits durch das neue Umgehungsgerinne fließen sehen. Durch das Wehr der Ölmühle war die Durchgängigkeit für Fische und andere Wasserlebewesen unterbrochen. Für sie heißt es nun freie Bahn.
»Bis Ende März soll alles fertig sein – je nach Witterung«, berichtet Bauamtsleiter Carsten Breitbach im Gespräch mit der Zeitung. »Der Uferbereich ist noch anzulegen, das durch die Baumaßnahme verdichtete Baufeld noch aufzulockern, und zu guter Letzt erfolgt noch eine Ansaat mit insektenfreundlichen Pflanzen.« Die Investitionskosten belaufen sich auf 550 000 Euro, wovon 75 Prozent über Fördermittel finanziert werden können.
Hintergrund für die Maßnahme ist die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die alle EU-Staaten verpflichtet, bis spätestens 2027 alle Gewässer in einen »guten ökologischen und chemischen Zustand« zu bringen. Ein wichtiger Bestandteil für die Aufwertung von Bächen ist die ausreichende Durchgängigkeit. Wenn Fische beispielsweise nicht mehr zu ihren Laichplätzen aufsteigen könnten, wirke sich dies nachteilig auf die Fischfauna aus, heißt es zu dem Thema in einer Veröffentlichung des Bayerischen Landesamts für Umwelt.
Auf Niederdorfelder Gemarkung ist das etwa eineinhalb Meter hohe Wehr ein Hindernis für die Wanderung der Lebewesen. Es wurde einst für die Ölmühle im Ort errichtet, die 1266 erstmals erwähnt wurde.
Das ist die älteste Nennung einer Mühle im Main-Kinzig-Kreis. Seit 2001 kümmert sich der Förderverein Ölmühle um ihren Erhalt. Das Gebäude ist eine Sehenswürdigkeit von Niederdorfelden. Ein Abriss des Wehrs kam für die Gemeinde somit nicht in Frage.
Ein Umgehungsgerinne ist deshalb die beste Option, um die Durchgängigkeit zu erreichen. Laut Fachleuten soll auch bei Niedrigwasser eine Mindestwassermenge für Umgehungsgerinne und Mühlgraben zur Verfügung stehen. Der neue Besitzer des Mühlen-Anwesens, auf dessen Grundstück sich auch die historische Ölmühle befindet, möchte laut Bauamtsleiter mit dem Wasserrad Strom erzeugen.
Parallel zur Herstellung des Umgehungsbachs wird der Flusslauf der Nidder in einem Bereich von zwei Kilometern renaturiert. Die Nachbarkommune Karben hat sich angeschlossen, denn die Gemarkungsgrenze verläuft genau in der Mitte des kleinen Flusses. Vorgesehen ist, die Steinbefestigung der Böschungen im Unterwasser des Stauwehres zurückzubauen. »Dadurch kann sich das Gewässer wieder seine natürlichen Strukturen schaffen und ganz allmählich eine natürliche Bettbreite herstellen«, erläutert Carsten Breitbach. Für das Projekt gibt es Fördermittel vom Land.
Von Mirjam Fritzsche