Den Protest einer Gruppe von Gronauer Bürgern, die ins Grüne gebaut haben und sich jetzt plötzlich, da ihre Häuser und Garagen stehen, um Maulwürfe und Glühwürmer hoch besorgt zeigen, nicht aber um das Wohlergehen von Kindern und mit fadenscheinigen Argumenten einen Spielplatz verhindern wollen, nahm Bad Vilbels ehrenamtliche Kinderbürgermeisterin Sylvia Becker-Pröbstel zum Anlass, um in einem „Aufruf zu mehr Kinder- und Jugendfreundlichkeit in Bad Vilbel“ an die Bürger zu appellieren, nicht alles nur zu boykottieren und verhindern zu wollen, sondern sich für Veränderungen auch einzusetzen, ganz besonders dann, wenn es den Kindern dieser Stadt nutzt. Ihren Appell veröffentlichen wir nachfolgend im Wortlaut:
Seit fast 10 Jahren bin ich ehrenamtlich als Kinderbürgermeisterin in Bad Vilbel bemüht, die Themen, Ideen, Probleme von Kindern, Jugendlichen und Familien aufzugreifen, um in Kooperation mit der Politik, der Verwaltung, Institutionen und Einwohnern unserer Stadt eine Steigerung der Kinderfreundlichkeit zu erreichen. Mit Unterstützung konnte ich von allen Seiten rechnen. Zunehmend kam sie kreativ und empathisch aus der Politik und Verwaltung.
Mich irritiert seit einiger Zeit die sich entwickelnde negative Einstellung der Bevölkerung zu Kindern und Jugendlichen, die unseres Schutzes und der besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Kinder und Jugendliche gehören meiner Meinung nach in unsere Mitte auch in unsere „Neue Mitte“. Sie haben am Rand der Stadt und damit auch der Gesellschaft nicht den richtigen Platz. Scheinbar sind sie bei einigen nicht mal dort willkommen, denn auf dem Heilsberg tobt die Diskussion auch schon um das Konzept des Christenecks.
Es ist bedauerlich, dass durch die zunehmende Ablehnung der Bürger die von Politikern, Kindern und Jugendlichen gleichsam gewollten und zum Teil geplanten und bereits teilfinanzierten Projekte verzögert und sogar verhindert werden und/oder die Umsetzung durch z.B. Gerichtsverfahren oder Lärmgutachten enorm verteuert wird. Es handelt sich dabei ausschließlich um Projekte im Rahmen der Gesundheitsprävention, wie sie in anderen Städten heute üblich sind und eine moderne Stadt auszeichnen. Es sind Projekte, die die psychische und physische Entwicklung unserer Kinder für die Zukunft prägen, die Entspannung und das Wohlbefinden in einer Stadt fördern und Gewalt, Aggression und Kriminalität den Nährboden entziehen.
Wir diskutieren seit 2009 auf dem Heilsberg über eine Dirtbike-Bahn, die bereits mit viel Freude und städtischem Geld mit den Jugendlichen geplant wurde. Aus dem Wald wurden die Dirtbiker vertrieben.
Das Schicksal der Skater und deren Anlage auf dem Heilsberg scheint ebenfalls in den Sternen zu stehen, weil Heilsberger Bürger sich am Lärm stören.
In der Mulde am Festplatz wurden Openair-Veranstaltungen der städtischen Jugendpflege mehrfach vorzeitig nachmittags um 17 Uhr musikalisch beendet, weil Anwohner sich von der Musik der Jugend gestört fühlten.
Im Jugendzentrum in der Saalburgstraße ist eine offene Jugendarbeit inzwischen sehr schwierig geworden. Die Klagen eines einzigen Anwohners, der nach der Einrichtung des Zentrum erst dort hinzog, haben dazu geführt.
Die Installation eines pädagogischen Hochseilgartens für Erwachsene und Kinder hinter dem Ritterweiherspielplatz wurde von den dortigen Anwohnern gekippt.
Dies ist nur eine spontane Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Ich bin sicher, dass sich Kinder mit Glühwürmchen und Maulwürfen in Gronau bestens vertragen, dass aber die Betonflächen z.B. der Garagen dieser Bürger für diese Tiere nicht durchdringbar sind und als Lebensfläche auch im Leerzustand nicht zur Verfügung stehen.
Unsere Kinder stören sicher die Natur nicht und sie gehören in die Mitte unserer Stadt. Was wäre diese Stadt ohne das Lachen und Weinen und die Stimmen der Kinder in unserer Mitte.
Sylvia Becker-Pröbstel,
Kinderbürgermeisterin
Bad Vilbel