Bad Vilbel. Sie ist nach Auskunft der Stadt die größte Baugrube, die es jemals in Bad Vilbel gegeben hat: Schweres Gerät ist dabei, hinter dem Kurhaus Platz für eine Tiefgarage und eine Stadthalle mit Orangerie zu schaffen. Bis zum Hessentag im Sommer 2020 soll alles fertig sein.
Baustellen sorgen für Lärm. Umso wichtiger, dass bei einer Baustelle wie der zur neuen Stadthalle im Herzen der Innenstadt besonders darauf geachtet wird, dass der Lärm nicht zu stark wird. Daher sind hier in direkter Nähe zum Kurhaus große Erdbohrer im Einsatz, die zwischen acht und zwölf Meter in die Tiefe bohren. »Wären Rammmaschinen im Einsatz, wäre es viel, viel lauter«, sagt Klaus Minkel. Der Erste Betriebsleiter der Stadtwerke hat mit dem Technischen Leiter Klaus Rotter zur Besichtigung der Baustelle eingeladen. Dort graben sich die Bagger tief in die feuchte Erde ein, laden am Ende über 60 000 Kubikmeter Erde auf die Muldenkipper. Mit mehr als 2000 Fuhren wird bis Ende Februar das Erdreich von der Baustelle abtransportiert. Bis dahin soll die erste Bauphase abgeschlossen sein. Die beinhaltet außer der Baugrube und der Gründungssohle für die Tiefgarage auch die Absicherung der Baustelle.
ABRUTSCH-GEFAHR: Zu erkennen ist das am Kurhaus. Hier entsteht eine überschnittene Bohrpfahlwand mit Rückverankerung. Eine Technik, wie sie auch bei Hochhausbauten in Frankfurt verwendet wird. Denn der Erddruck in die Baugrube hinein wird immens. So könnte nicht nur die Grube in sich zusammenfallen, auch das Kurhaus könnte absacken. Etwas, das auf jeden Fall verhindert werden soll. Zuständig für die Arbeiten ist der Spezial-Tiefbauer Implenia. »Normale Tiefbaufirmen können das nicht leisten«, sagt Rotter. Es gibt noch eine zweite Komponente, die die Spezialisten zu berücksichtigen haben: die angrenzende Nidda.
Auch sie drückt über das Grundwasser auf die Baugrube. Später kann das Wasser auf die Tiefgarage drücken, könnte sie zum Schwimmen bringen. »Das verhindern wir mit rund 700 Gewi-Pfählen«, schildert Rotter. Sie übertragen Zug- und Druckkräfte in den Baugrund. So kann das Wasser die noch nicht fertige Tiefgarage nicht anheben, doch auch bei Niedrigwasser übt der Bau dann nicht zu viel Druck auf das Erdreich aus, um abzusinken. Das Fundament der Tiefgarage selbst wird aus einer »weißen Wanne« gefertigt, einer wasserundurchlässige Stahlbeton-Konstruktion.
Jetzt muss zeitlich alles passen, wenn der Bau zum Hessentag im Juni 2020 in Betrieb genommen werden soll. »Ab und zu Regen sorgt nicht für Verzögerung, erst wenn es drei Tage durchregnet, ist Schluss«, erklärt Rotter. Auch leichter Frost wäre nicht dramatisch, nur bei minus 20 Grad bekommen die Bagger Probleme. Klappt alles wie vorgesehen bis Ende Februar, kommt dann der Generalunternehmer zum Zug, der den Hochbau übernimmt.
Gefunden ist der allerdings noch nicht, die Ausschreibung läuft. Der soll dann auch einen Zeitplan vorlegen, an dem zu sehen ist, ob das Vorhaben zeitgerecht gelingt.
Doch ist es gar nicht so leicht, ein geeignetes Unternehmen zu finden. Große Baufirmen wie Holzmann und Walter Bau sind in der Krise der deutschen Bauwirtschaft pleite gegangen, Hochtief, Strabag und Bilfinger Berger seien ins Ausland verkauft oder hätten sich aus großen Hochbauprojekten zurückgezogen.
SKEPSIS IST ANGESAGT: »So viele bundesweit tätige Baufirmen gibt es gar nicht«, sagt Minkel und verweist darauf, dass allein durch 18 Hochhaus-Projekte in Frankfurt viele Kräfte gebunden seien. Man müsse sehen, was die Ausschreibung erbringe.
Für Claus Günther Kunzmann, den Hessentagsbeauftragten, ist das viel zu unsicher. »Wir planen den Hessentag erst mal ohne neue Stadthalle.«