Bad Vilbel. „Ich kriege sie alle“, sagt Dennis DiRienzo selbstbewusst. Bad Vilbels Kinomacher Nummer eins rennt bei den Filmverleihern offene Türen ein, wenn er einen Streifen für sein Open-Air-Kino im Freibad möchte. Nach fast 20 Jahren gilt er als zuverlässiger Partner, der ordentlich abrechnet und pünktlich bezahlt, und weil er im Schnitt in der üblicherweise schwachen Kinosaison im Hochsommer pro Aufführung 700 Tickets verkauft.
45 Prozent pro Ticket verdienten die Verleiher – ein guter Preis, meint DiRienzo, der „wie auf dem italienischen Basar ausgehandelt“ werde. Mit den restlichen 55 Prozent werden die 25 freiwilligen Helfer, die Kosten für den Vorführer, die Technik bis zu den Telefon- und Stromkosten finanziert. Per Saldo geht das städtische Spektakel auf Null aus.
Ob an der Kasse, beim Popcornverkauf, beim Stühleaufbau oder beim Müll aufsammeln – stets kann sich DiRienzo auf sein Team verlassen. Viele sind schon seit Jahren dabei, wie auch Filmvorführer Fritz Mettal aus Darmstadt, der eine in zwei Kisten transportierbare konventionelle Kino-Maschine und die anspruchsvolle Lautsprecheranlage zur Verfügung stellt.
Der 35-Millimeter breite Zelluloidstreifen auf einer riesigen Spule aufgerollt, hat eine Länge von zwei Kilometern. Gunter Oehme aus Frankfurt, studierter Mathematiker und mit einem absoluten Gehör gesegnet, hat vor Beginn der Veranstaltung die dreidimensional im Dolby-Format arbeitende Lautsprecheranlage den Vorschriften von Dolby entsprechend ausgesteuert. Und die Feuerwehr hatte noch wenige Stunden vor Beginn des Kinoabends einen Wespenschwarm in der Hecke am Projektorhäuschen eingefangen.
„Die Lage war ernst“, sagt der um die Sicherheit seines Publikums besonders bemühte DiRienzo. Worum er sich nicht alles kümmern muss. Da darf sich’s niemand mit seiner Decke im Gang zwischen den Stuhlblöcken gemütlich machen und, sagt der Kinomacher: „Keine Panik, wenn ein paar Regentropfen fallen. Es ist ja nur Wasser“. Massen, die bei einem Wolkenbruch zu den schmalen Ausgängen des Kassenhäuschens drängen, sind ein Albtraum für ihn. Darum beobachtet ein Helfer das Regenradar auf einem Laptop, um früh Alarm zu schlagen, um dann eine beruhigende Parole auf die Leinwand zu projizieren und die in ausreichenden Mengen vorgehaltenen Regencapes auszuteilen. In 19 Jahren ist nur eine Vorführung wegen schlechten Wetters geplatzt.
Erst vor fünf Wochen hat DiRienzo sein Programm festgeklopft. Für jedes Lebensalter ist etwas dabei. Viele kommen schon zwei Stunden vor Filmbeginn um 20.15 Uhr wegen der tollen Picknick-Atmosphäre. Es wird Bingo gespielt und Werbung ansässiger Firmen gemacht. Im Unterschied zu vor 20 Jahren, als die Zuschauer mit Bockwurst und Pommes zufrieden waren, will man heute eine anspruchsvolle Mahlzeit aus dem Thai-Garden genießen. DiRienzo lässt die Popcornmaschine heiß laufen, wenn ein Film von vielen Kindern besucht wird. Die ältere Generation, besonders die Damen, wünschen Wein und Prosecco zu genießen, bei Männern läuft vor allem das Bier. Seite 5