Bad Vilbel. Ungewöhnlich viele Absagen hatte Annette Zindel-Strauß, bei der Stadt zuständig für die Organisation des Weihnachtsmarktes, in diesem Jahr zu verkraften. Altersbedingt und wegen Krankheit der Aussteller. »Das hat für Stress in der Vorbereitung gesorgt«, sagt sie. Doch birgt das Negative auch immer Chancen, ist sie sich bewusst. »Deswegen können wir in diesem Jahr an den insgesamt 56 Ständen auch einige Neuheiten, vor allem aus dem Bereich Kunsthandwerk und Kulinarik, anbieten«, freut sie sich über das Ergebnis ihrer und der Mühen von Kulturamts-Mitarbeiterin Sabine Wiegand. So kann zum Beispiel einem Bürstenmacher bei der Arbeit zugeschaut werden. Es gibt Spezialitäten wie Chutneys und Marmelade aus der Wetterau, einen Käsestand, Pulled Beef, Cupcakes, heiße Cocktails und wie gewohnt das, was einen Weihnachtsmarkt maßgeblich ausmacht: Glühwein und Bratwurst. Doch auch für Vegetarier und Veganer sei gesorgt.
UMARMUNGEN: Neu an Bord sind das Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) und die John-F.-Kennedy-Schule mit Weihnachtsschmuck und selbst gebackenen Plätzchen und es gibt Umarmungen, 15 Sekunden für einen Euro. »Das schüttet Endorphine aus und sorgt für eine gute Stimmung«, ist Zindel-Strauß überzeugt.
Eröffnet wird der Weihnachtsmarkt am Freitag um 15 Uhr, am Samstag öffnen die Buden um 13 Uhr und am Sonntag um 12 Uhr. Für weihnachtliche Stimmung sorgen auch die zahlreichen Akteure auf der Hauptbühne. Mit dabei sind unter anderem die Big Band der Musikschule, die Skillmates, die Stadtkapelle und das Blasorchester Massenheim. Für Höhepunkte sorgen drei Feuer-Shows des SSC Dortelweil sowie das Duo »Herzgold«, zwei klassische Sängerinnen, die bekannte Weihnachtslieder und Pop-Songs präsentieren.
Wie immer haben sich die Macher des Weihnachtsmarktes auch einem karitativen Projekt verschrieben. Dabei geht es diesmal um die »Tolle Tüte«. Initiator ist Markus Gruse, der von einer anderen Veranstaltungsreihe in Bad Vilbel bekannt ist. Denn bereits in der zweiten Saison präsentiert er die Mulitvisions-Themenabende »Fernweh-Winter«, die in diesem Jahr mit einem Auftritt von Arved Fuchs begonnen hat.
Als Projektunterstützer hat Gruse bereits eine Erstausstattung für ein Krankenhaus und Schulbänke in Afrika besorgen können. Nun will er mit seinem Team eine ganze Schule bauen, in Nicaragua. In dem Land werden körperlich Behinderte noch immer oft als Menschen zweiter Klasse behandelt und von der Gesellschaft ausgestoßen. Sie erhalten zwar eine körperliche Betreuung, doch die Schulbildung kommt zu kurz.
»Wir wollen in Mesatepe eine Schule mit zwei Räumen für 50 bis 100 Kinder bauen. Ein Gebäude ist bereits vorhanden, es soll umgebaut und erweitert werden«, schildert er das Projekt. Lehrer sollen den Kindern Bildung vermitteln und ihnen so einen Weg auf den späteren Arbeitsmarkt bereiten.
Beteiligen kann man sich mit einer Spende ab zehn Euro. Dafür erhalten die Spender auch einen Gegenwert. Denn in der damit erworbenen »Tollen Tüte« befinden sich verschiedene Sachen, etwa ein Fair-Trade-Kaffee und eine fair gehandelte Schokolade (vom Verkauf von je fünf Tafeln wird ein Baum gepflanzt) sowie ein Kalender der »Fernweh-Winter«-Reihe.
Die Waren entsprechen laut Gruse im Einzelhandel einem Wert von zehn Euro oder mehr, Sponsoring und das Eigenengagement von Gruse sowie der Gewinn aus den Multivisions-Auftritten ermöglichen dieses Modell. Fünf Euro werden für die Waren außerdem von jeder Spende abgezogen, der Rest fließt unmittelbar in das Projekt. »Wenn man dann noch ein paar Karten für die nächste Schau oder auch für die Burgfestspiele reinpackt, hat man etwas Gutes getan und ein tolles Geschenk für Weihnachten«, meint Zindel-Strauß.