Karben. Der Klein-Kärber Markt auf dem Hissigwald-Areal ist ein voller Erfolg gewesen. Ortsvorsteher Christian Neuwirth (CDU) schätzt, dass mehrere Tausend Menschen rund um die Fahrgeschäfte gefeiert haben. Ein Besuchermagnet: Der Gottesdienst mit Pfarrer Simba Burgdorf im Autoskooter.
Pfarrer Burgdorf von der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben gelang mit Musik und guter Laune einmal mehr etwas Besonderes: Auf der Plattform des Autoskooters, wo normalerweise Rammorgien zelebriert werden, feierte er zusammen mit seiner Gemeinde eine sonntägliche »Gottesdienst-Party«. Zwischendurch forderte Burgdorf bei den selbst gesungenen und gespielten Liedern zum Mitschunkeln auf. Den Psalmtext »Herr, mein Gott, so wie ich bin, kam ich zu dir« unterlegte er mit Rap-Beats und ließ die Menschen den Takt mitbestimmen. Selbst das »Amen« sollte an diesem Marktsonntag frischer klingen.
Rückkehr zu
den Wurzeln
Der unkonventionelle Gottesdienst unter dem Autoskooter-Dach war allerdings nicht sein Einfall, sondern kam ursprünglich vom Organisationsteam. Angelika Berg, Marc Engelken und Christian Neuwirth hatten mit einer Zusage gerechnet. Nach einigen Jahren ohne Markt-Gottesdienst wurde auch auf diese Art die Rückkehr zu den Wurzeln weitergeführt.
Und das Erlebnis sollte allen Beteiligten recht geben. Burgdorf schaffte es, mit seinen gesprochenen Worten zwei völlig konträre Dinge in einen Kontext zu setzen. Beim Autoskooterfahren könne man zwei verschiedene Arten von Menschen beobachten, sagte er. »Die einen sind immer auf Kollisionskurs und nehmen jeden Zusammenprall mit, den sie kriegen können. Die anderen fahren eher am Rand entlang. Das sind die Kein-Kontakt-Autoskooterfahrer, die mit niemand in Berührung kommen wollen.«
Genauso könne man das auch mit Gott machen. Viele haderten mit Gott oder stellten ihn gar ganz infrage, andere lehnten jeden Kontakt ab. »Und doch sollten alle versuchen, irgendwie Kontakt mit ihm aufzunehmen«, argumentierte Burgdorf. »Denn selbst eine leichte Berührung kann etwas Großes auslösen.«
Simba Burgdorf erzählte dazu die Geschichte der »blutflüssigen Frau« aus dem fünften Kapitel des Markus-Evangeliums. Weil sie seit zwölf Jahren blutete, galt die Frau als unrein und war von allen sozialen Zusammenkünften ausgeschlossen. Kein Arzt konnte ihre Krankheit heilen. Sie war eine Ausgestoßene. Sie wusste, Jesus würde sie heilen können, wenn sie nur sein Gewand berührte. Inmitten einer großen Menschenmenge konnte die Kranke ihr Vorhaben in die Tat umsetzen und bekam dadurch tatsächlich die erhoffte Heilung. »Ein Austausch mit Gott lohnt sich immer, egal ob er kurz oder heftig ist. Genauso wie der Frau aus dem Markus-Evangelium, wendet er sich auch euch zu«, sagte Burgdorf.
Das bunte Treiben auf dem Markt hatte indes schon wieder Fahrt aufgenommen. Nach und nach öffneten alle Karussells und Buden. Auf dem Platz spielte das Sinfonische Blasorchester der Stadtkapelle erste Lieder. »Gestern haben hier die Leute auf den Tischen getanzt«, ließ Christian Neuwirth den erfolgreichen ersten Tag des Klein-Kärber Marktes Revue passieren.
»Am Samstag hatten wir eine phänomenale Stimmung. Es hätte nicht besser laufen können. Über den ganzen Tag waren alle Karussells ständig besetzt.« Neuwirth schätzte die Besucherzahl auf 3500 bis 4000 Menschen.
Der Zulauf sei aber schwer mit den Märkten an der Rathausstraße vergleichbar, wo es für die Gäste keinen zentralen Platz zum Feiern gegeben habe. Sein Fazit zum ersten Klein-Kärber Markt nach Jahren wieder auf dem Hissigwald-Areal klang für die Zukunft jedenfalls sehr vielversprechend.
Von Jürgen Schenk