Fernöstliche Klänge ertönten im Dortelweiler Kulturforum. Mit dem Ausschnitt aus einem Musical gastierte eine japanische Delegation in Bad Vilbel. Der japanische Generalkonsul Toyoei Shineeda und Erster Stadtrat Jörg Frank wünschten sich, aus diesem Kontakt könne eine Städtepartnerschaft erwachsen.
Bad Vilbel. Leise, höflich und mit großer Aufmerksamkeit ging das Ereignis im Forum vonstatten. Neben zahlreichen Lokalpolitikern hatten sich einige japanische Mütter mit ihren Kindern eingefunden. Es ging um ein erstes diplomatisches Kennenlernen.
Bereits im August hat der japanische Generalkonsul Toyoei Shigeeda Bad Vilbel besucht – initiiert vom in Dortelweil wohnenden hessischen Vize-Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn und der Bad Vilbeler FDP.
Während der „Japan Week“ in Frankfurt bot sich die Gelegenheit zum Gastspiel einer Theatergruppe aus dem nordjapanischen Hiraizumi. Ein Theaterverein hatte dort das Musical „Over the Golden Sunset“ inszeniert – ein Historienstück, das den Frieden und das Leben im Einklang mit der Natur beschwört. Geschrieben wurde es für die Bewerbung von Hiraizumi als Unesco-Weltkulturerbe. Im März und April dieses Jahres wurde die Region von zwei schweren Erdbeben heimgesucht.
Reichhaltige Kultur
Bevor die in orangefarbene Gewänder gekleideten 28 Chormitglieder auf die Forumsbühne traten, um eine halbstündige Fassung ihres Musicals aufzuführen, stand das gegenseitige Begrüßen auf dem Programm. Er freue sich, einen Ausschnitt aus einer „äußerst reichhaltigen Kultur kennenlernen zu können“, sagte Frank. Er erinnerte an das Finale der Frauen-Fußball-WM mit dem japanischen Sieg in Frankfurt und beschwor gemeinsame deutsch-japanische Tugenden: fleißig, aufbauend, zuverlässig.
Sein Ziel sei die Vertiefung der beiderseitigen Beziehungen, sagte Generalkonsul Shigeeda. Mit Deutschland verbinde er nicht nur Kultur und Bücher, sondern auch ein gemeinsames, globales Handeln – etwa in der Klimapolitik. 66 Städtepartnerschaften gebe es mit Deutschland, „aber leider keine in Hessen und in dieser Region“, befand er. Sein Wunsch sei es daher, dass die Stadt Bad Vilbel „mit Japan einen tieferen Kontakt herstellen könnte.“
Eine hohe Ehre
Koki Abe, der Leiter des Musical-Hirazumi-Aufführungsvereins, verlas eine Grußbotschaft des Oberbürgermeisters von Ichinoseki an Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Ichinoseki ist eine 130 000- Einwohner-Stadt im Nordosten Japans, zu der die 8000-Seelen-Gemeinde Hiraizumi gehört. 20 000 Opfer habe die Naturkatastrophe in der Region gefordert. Die Stadt sei dankbar für die Hilfe aus aller Welt. Mit dem Musical wolle man auch zeigen, „dass wir uns nicht durch Schwierigkeiten besiegen lassen.“ Dass Bad Vilbel dem Auftritt zugestimmt habe, sei „eine hohe Ehre“. „Vielleicht entwickelt sich aus diesen beiden Freundschaftsbriefen eine tiefere Beziehung“, hoffte Jörg Frank. Und Kai König (FDP) meinte salopp: „Das ist ein erster Flirtabend“, nun müsse man sehen, ob es weitergehe.