Karben. „In diesem Gottesdienst erbitten wir zusammen den Segen für eure gemeinsame Schulzeit“, sagte Pfarrer Eckart Dautenheimer von der evangelischen Kirche in Okarben. Junge Muslime und Christen kamen in der katholischen St.-Bonifatius-Kirche in Klein-Karben zum Beginn des neuen Schuljahres zusammen.
Dautenheimer hatte gemeinsam mit Pfarrer Bernhard Schirmer von der katholischen Kirche Sankt Bonifatius in Klein-Karben zum ökumenischen Schulgottesdienst für die fünften Klassen der Kurt-Schumacher-Schule eingeladen. Das Besondere: Am Gottesdienst in der Bonifatius-Kirche nahm auch Mustafa Eren teil, Imam der Moschee in Groß-Karben.
„Wir beten nicht gemeinsam, aber wir feiern gemeinsam den Gottesdienst. Und ich bitte euch alle, den jeweils anderen zuzuhören“, appellierte Pfarrer Dautenheimer, der an der Gesamtschule freitags den Pausentreff „ansprechbar“ betreut. Alle neun Klassen der fünften Jahrgangsstufe an der KSS nahmen teil, für die in diesen Tagen der Unterricht an der neuen Schule begonnen hat.
Die Chorklasse von Lehrer Holger Schmidt und einige Sechstklässler wirkten an der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes mit, bei dem gesungen sowie in deutscher und arabischer Sprache gebetet wurde.
„Den anderen mit Toleranz und Respekt zu begegnen sowie den bereits begonnenen intensiven Dialog fortzuführen“, wünschte sich Eren. Der Weg zum guten Menschen müsse geprägt sein „vom Respekt vor anderen Nationalitäten, Hautfarben und Auffassungen“, sagte der Imam. Dautenheimer, Schirmer und Eren wünschten den Kindern eine erfolgreiche Schulzeit.
Ungewohnt und komisch sei es, gemeinsam mit Christen und Muslimen zu beten, fanden die Schüler Robin, Alperen und Lahcen. Robin kommt aus einem christlichen Elternhaus, Alperen aus einer türkisch-muslimischen und Lahcen aus einer marokkanisch-muslimischen Familie. Alperen besucht sonst den Gottesdienst in der Moschee in Groß-Karben, während Lahcen mit seinen Eltern in eine Moschee nach Frankfurt fährt. Er sei zum zweiten Mal in einer Kirche gewesen, erzählte Lahcen.
Den beiden muslimischen Jungen gefiel es nicht, dass einige Kinder gekichert hätten, als der Imam Verse aus dem Koran im typischen Sprechgesang vorgetragen habe. „Das war blöd“, fanden Lahcen und Alperen.
Auf breite Zustimmung bei allen Kindern stießen indes die Bedenken, die Referendarin Taike Burkhardt gemeinsam mit Sechstklässlern aufgriff und mit denen sich Kinder zu Schulbeginn und bei jedem Schulwechsel auseinandersetzen müssen: „Wer kommt in meine Klasse? Werde ich Freunde finden und mich mit den Lehrern verstehen? Werde ich trotzdem noch Zeit für meine Hobbys haben?“
„Gott ist für euch da!“, rief sie den Kindern zu. Und die Sechstklässler machten den Neuen Mut, denn sie wussten schon aus eigener Erfahrung: „Ihr werdet bestimmt auch eine tolle Klassengemeinschaft bekommen!“