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Farbenfroher Festzug und tolle Tänze

Farbenprächtig und ausdrucksstark zeigen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim gemeinsamen Tanz. Foto: Kauer
Farbenprächtig und ausdrucksstark zeigen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim gemeinsamen Tanz. Foto: Kauer

Bad Vilbel. Trachten und Folklore sind im Rhein-Main-Gebiet nicht ganz so präsent wie in anderen hessischen Landesteilen, doch am Wochenende gab es in Bad Vilbel reichlich davon zu sehen – anlässlich des Landeskindertrachtentreffens (LKTT), das am Sonntag mit einem Festzug und viel Tanz zu Ende ging.
Der Tag startete mit einem Familiengottesdienst vor der Vilco, den Pfarrerin Ulrike Mey von der Christuskirchengemeinde leitete. An der Vilco startete auch am frühen Nachmittag der Festumzug, ging an der Nidda entlang, am Alten Rathaus vorbei, bog in die Frankfurter Straße ein und führte über den Niddaplatz zurück auf den Günther-Biwer-Platz vor der neuen Stadthalle. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer säumten die Strecke, die zum Fest und zum verkaufsoffenen Sonntag in die Bad Vilbeler Innenstadt gekommen waren.
Das Landeskindertrachtenpaar Rosalind Marx und Thea Pitan in der Tracht des Busecker Tals führte den Umzug an. Ihnen folgten 19 Gruppen »von Geismar im Norden bis Erbach im Süden«, wie Silvana Hof-Michel sagte, die Landesjugendwartin des Bunds kultureller Jugend im hessischen Landestrachtenverband.
Viele Gruppen waren aus Mittelhessen angereist, und so war die Marburger evangelische Tracht, die 2018 Tracht des Jahres war, in ihrer ganzen Vielfalt am häufigsten zu sehen. Die Jugend- und Volkstanzgruppe Salzböden trug sie – »ein kleiner schnuckeliger Ort zwischen Marburg und Gießen«, wie eine Betreuerin sagte, – die Folkloregruppe Betziesdorf, verziert mit bunten Bändern, und die Trachten- und Volkstanzgruppe Speckswinkel. »Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es in jedem Ort mindestens eine Frau, die noch Tracht trägt«, erklärten Christine Möller und Julia Grünbein vom LKTT-Team, die den Festumzug und die Abschlussveranstaltung moderierten.
Kopfschmuck
und Hessenkittel

Die Tanz- und Trachtengruppe Loshausen zeigte die Schwälmer Tracht, auch Rotkäppchentracht genannt. Wobei die rote Kappe anzeigt, dass die Trägerin unverheiratet ist. Obwohl sie die »stolze Schwälmer Alltagstracht« ist, dauert das Anziehen über eine Stunde, da sie mit vielen Nadeln festgesteckt wird und sieben Unterröcke hat. Ein besonderer Kopfschmuck ist der Spitzbetzel, eine spitze Haube, die die Volkstanzgruppen aus dem niederhessischen Besse und aus Heßlar trugen.
Nicht nur Hauben und Kappen dienten als Kopfschmuck, einige Frauen des Volkstanz- und Trachtenkreises Sterzhausen balancierten Körbe auf dem Kopf. Die dienten früher dazu, landwirtschaftliche Erzeugnisse auf den Markt zu transportieren.
»Jungs in Hessenkitteln« liefen mit bei der mittelhessischen Trachtengruppe Wollmar und zeigten eine Männertracht, die wie so einige an Militäranzüge erinnert. Die Trachtengruppe Rauschenberg präsentierte sich in ihrer Arbeitstracht »städtischer« als die anderen und die Trachtengruppe Wohra zeigte, dass es auch eine katholische Marburger Tracht gibt.
Eine fröhliche und bunte Menge großer und kleiner Menschen füllte nach dem Umzug den Platz vor der Vilco für die großen Abschlusstänze. Die »fünf Hühnerchen«, der »französische Reigen« und der »Specht« begeisterten die Zuschauerinnen und Zuschauer ebenso wie die »Madeleine«, das »Fenster« und der »große Achter«. Die Choreografie dafür hatten Manuela Ochs aus Groß-Seelheim und Lea Dilcher aus Heßlar entworfen, die Gruppen übten sie jede für sich ein und tanzten sie zum Abschluss des Festes schließlich gemeinsam zur Livemusik der »Taktvollen Hessen« unter der Leitung von Heiko Scharbert.
Innenstadt
füllt sich zügig

Alexander Michel, Projektleiter des LKTT, dankte in seinen Abschlussworten der Stadt Bad Vilbel herzlich für das Ausrichten des Landeskindertrachtentreffens und stellte fest: »Der Hessentag hier kann einfach nur gut werden.« Gemeinsam mit Bürgermeister Sebastian Wysocki übergab er das LKTT-Banner an Jürgen Peter und Tina Bier aus Fulda, wo im kommenden Jahr das Landeskindertrachtentreffen stattfinden wird.
Das Wochenende zeigte, dass Bad Vilbel feiern kann: Landeskindertrachtentreffen, das Weinfest des Lions Club in der Burg und verkaufsoffener Sonntag in der Frankfurter Straße lockten viele Besucherinnen und Besucher an. Die Innenstadt füllte sich im Laufe des Nachmittags, die Leute bummelten durch die Geschäfte, genossen das kulinarische Angebot am Alten Rathaus und am Niddaplatz. Und auch das Wetter spielte mit, bei milden Temperaturen und Sonnenschein wurden die Schlangen vor den Eisdielen immer länger. Von Christiane Kauer