Überraschend detailliert fällt die Vorplanung für den Umbau und die Erweiterung des Bad Vilbeler Kurhauses um Stadthalle und Hotel aus. Die rund 80 Besucher einer Bürgerinformation jedenfalls loben die Vielfalt der Ideenskizze, die auch auf die Vereine Rücksicht nehme.
Bad Vilbel. Bei Rockkonzerten bis zu 1400 Gäste fassen soll die neue Stadthalle, die sich bis zum möglichen Hessentag 2020 an das Kurhaus in Bad Vilbel anschließen soll. Doch auch für Vereine und kleinere Angebote soll der Veranstaltungsort maßgeschneiderte Räumlichkeiten bereithalten. Das war eine der zentralen Informationen, die Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann bei der Bürgerinformation in der Stadtbibliothek verbreiteten. Doch auch interessante Nebenaspekte hatten in die erste Grobskizze Einzug gehalten.
Denn darum handelt es sich bei der Präsentation, die Kunzmann vorstellte. Sie ist an diverse Architekturbüros gegangen, auch Studenten der TU Darmstadt haben sie erhalten. Beide Gruppen sollen bis zum Sommer Ideen und Vorschläge unterbreiten. Die Zeit drängt, „bis zum Hessentag 2020 wollen wir das neue Kurhaus eröffnen. Das ist ambitioniert“, räumte Stöhr ein.
Neuer Haupteingang
Deswegen gehen die Planer auch mit Vollgas an die Sache ran. Kunzmann erläuterte zunächst noch einmal das Grobkonzept: Das Kurhaus bleibt in seiner Grundgestalt auch wegen des Denkmalschutzes erhalten, die nachträglich angebrachten Feuertreppen aber sollen Feuertreppen im Inneren des Gebäudes, so etwa auch durch das Große Café, weichen. Der Saal im Obergeschoss solle künftig als Foyer dienen und barrierefrei, wohl über einen neuen Haupteingang von der Niddaseite aus, erreichbar sein. Hinzu komme eine Tiefgarage mit 400 Plätzen, der City-Parkplatz solle dafür einer Parkfläche weichen. Um den Planer des Vilbeler Kurparks zu ehren, könnte man den Kurhausvorplatz auch gleich in Philipp-Siesmayer-Platz umbenennen, schlug Kunzmann vor.
Von dort gehe es auf gleicher Höhe in den neuen großen Saal der Stadthalle. Kunzmann sprach hier nicht nur von Konzerten und anderen Kulturveranstaltungen größerer Art, sondern auch von Kongressen und Tagungen, deren Gäste im ebenfalls zu errichtenden Hotel schlafen könnten. Um auch Galadinner zu ermöglichen, müsse Mobiliar für jede denkbare Art angeschafft werden.
Kunzmann sah andere Kulturhäuser in Bad Vilbel dadurch größtenteils nicht gefährdet. In der Alten Mühle – bislang oft zu klein für manche Veranstaltungen – gebe es auch weiterhin kleinere Konzerte, Kleinkunst, Kino, Ausstellungen und die Musikschule. Die Burgfestspiele seien vom neuen Haus ebenfalls nicht berührt, auch wenn parallele Veranstaltungen in der Stadt durchaus gewünscht seien und die Stadthalle als einziges Haus auch für Fremdveranstalter buchbar sei. Schließlich wolle man das Einzugsgebiet durch das neue Haus noch vergrößern. Auch Lesungen und Diskussionen in der Stadtbibliothek blieben unberührt.
Einzig am Kultur- und Sportforum werden wohl kleinere Brötchen gebacken. „Das Haus wird dann überwiegend für örtliche Veranstaltungen dienen und als Ausweichhalle für bisherige Nutzer im Kurhaus“, sagte Kunzmann. Die Vereine als Nutzer würden aber keinesfalls aus dem neuen Komplex rausgeworfen. Denn neben dem großen Saal mit 700 Quadratmetern, teilbar in drei Drittel, in der Stadthalle – Kunzmann denkt hier an den Namen Günter-Biwer-Saal zu Ehren des früheren Bürgermeisters und Kulturpioniers – und an den 250 Quadratmeter großen Saal im Kurhaus – hier brachte Kunzmann Martin Reck, den Initiator des Bad Vilbeler Volkshauses, ins Spiel – soll es weitere große Räume im Stadthallen-Bereich geben. Der Clou hier: Es sind drei Räume à 120 Quadratmeter geplant.
Bürgerbüro bleibt
Doch sollen diese Räume in Einheiten zu 60 oder gar 30 Quadratmetern unterteilt werden können. Somit sollen Vereine immer das passende Angebot finden, ob für Jahreshauptversammlung oder Chorprobe.
Schließlich müssen die restlichen Räume als Lager- und Technikräume vorgesehen werden. „Das ist bei einer so multifunktionalen Halle nicht zu unterschätzen“, warnte Kunzmann. Das Bürgerbüro im Erdgeschoss des Kurhauses soll erhalten bleiben, hier könnten noch Stadtmarketing und Tourismus-Info hinzukommen.
Dass es nun zu insgesamt vier neuen Hotelbauten kommen könnte, hielt Stöhr indes für nicht problematisch. Das Kurhaushotel habe Priorität, denn so würden die Kongresse auch möglich, und der Hotelbetreiber werde an den Kosten für die Stadthalle beteiligt.
Das geplante Hotel am Kombibad werde ebenfalls total ausgelastet sein, wie Stöhr nach einem kürzlichen Besuch in der Schwester-Therme von Investor Josef Wund in Erding überzeugt war. Dort seien inzwischen sogar acht weitere Hotels in der Nachbarschaft entstanden. Davon könnte auch ein geplantes Hotel an der Homburger Straße profitieren, doch hier sei der Bau noch nicht sicher. Und in Dortelweil schließlich entstehe durch chinesische Investoren ein ganz anderes Klientel, das die Nähe zu Frankfurt als Ankerpunkt nutzen wolle.
Trotz einiger Nachfragen schienen diese Ideen bei den Besuchern der Informationsveranstaltung auf positive Resonanz zu stoßen. So lobten die Gäste die Vielfalt des Konzeptes. Nun muss man wohl nur noch sehen, ob der enge Zeitplan eingehalten werden könne.