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Fabrik des Jahres – Fachzeitschrift zeichnet Conti-Niederlassung in Karben aus

Das ist doch mal ein schönes Lob: Das Klein-Karbener Werk von Continental Automotive ist „Fabrik des Jahres“. Eine Jury hat diese Wahl für die Fachzeitschrift „Produktion“ getroffen. Sie sieht das Besondere an diesem Werk nicht allein im hohen technischen Standard.

Karben. Es ist eine hochkarätige Jury aus Wissenschaftlern und Experten aus der Praxis. Zwar arbeiten sie vor allem am grünen Tisch, wenn sie nach den Siegern des Wettbewerbs „Fabrik des Jahres“ forschen. Doch durchleuchten sie die Prozesse und Strukturen der teilnehmenden Betriebe bis ins kleinste Detail. So gilt der Wettbewerb bei den produzierenden Betrieben längst als führend.

Dieser Tage hat die Jury ihr Urteil für das Jahr 2013 gefällt und sieben Preisträger aus den 100 Bewerbern benannt. Einer von ihnen ist das Werk Klein-Karben von Continental Automotive. Dieses erhält den „Global Excellence in Operation Award“ für Deutschland, also den Welt-Preis für Spitzenleistungen im Arbeitsablauf.

Schlanke Prozesse

„Konsequent umgesetzte End-to-End-Verbesserungen beschleunigen den Fabrikdurchlauf signifikant“, lobe die Jury im Werk Klein-Karben, sagt Gunnar Knüpffer, Redakteur der Fachzeitschrift „Produktion“, die den Preis vergibt. Offenkundig haben also die den gesamten Produktionsprozess umfassenden Optimierungen überzeugt.

„Über die Auszeichnung freuen wir uns sehr“, sagt Conti-Werksleiter Jürgen Martin laut einer Presseerklärung des Konzerns. „Besonders überzeugt hat die Jury unser Mut zur grundlegenden Veränderung der Prozesse und Abläufe im Werk sowie die umfassende Anwendung der ,Lean‘-Methoden“ („lean“ heißt übersetzt dünn oder auch mager). Diese Methoden sind laut Konzernsprecher Enno Pflug schlanke Prozesse, kurze Entscheidungswege und hohe Mitarbeiterverantwortung. Dies werde „konsequent angewendet und vom gesamten Unternehmen gelebt“, lobt die Jury.

Produktivität steigern

Die schlanken Betriebsabläufe sind natürlich kein Selbstzweck, sondern sie sind gewollt und haben Folgen: Das „effiziente Produktionssystem liefert kontinuierliche Produktivitätssteigerungen“, hat die Jury aus den ihr vorliegenden Unterlagen als positives Ergebnis ermittelt, erklärt Gunnar Knüpffer. Das scheint wohl auch das Erfolgsgeheimnis zu sein, dass es das Werk bis heute gibt: In den vergangenen Jahren hatte es mehrere Besitzerwechsel gegeben, von VDO zu Siemens und schließlich zu Continental. Mehrfach galt der Standort als gefährdet, konnte entweder durch Personalabbau sowie Zugeständnisse der Mitarbeiter bei der Entlohnung gesichert werden. Die Zahl der Beschäftigten nahm über die Jahre von mehr als 1800 auf aktuell noch rund 1000 ab. Doch gerade auf diese Beschäftigten komme es an, hat die Jury laut Knüpffer erkannt. Und sie lobt, wie im Werk mit ihnen umgegangen werde: „Mitarbeiter werden als bedeutsamste Ressource wahrgenommen und sind in Verbesserungsprozesse voll eingebunden.“

Vom Betriebsrat des Werks war zur Auszeichnung noch keine Stellungnahme zu erhalten. Die Arbeitnehmervertreter und Continental verhandeln seit einigen Wochen aufs Neue über die Zukunft: Der Konzern fordert eine Fortführung des Ergänzungstarifvertrags aus der Zeit der Finanzkrise, wonach die Mitarbeiter drei Stunden pro Woche ohne Bezahlung arbeiten. Die Gewerkschaften fordern eine Rückkehr zum Tariflohn. (den)